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Kurs Sol-System

Kurs Sol-System

Titel: Kurs Sol-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Nigeryan an ein Metall erinnerte, dessen Namen ihm nicht einfallen wollte.
    Als ihre Blicke sich mit seinen trafen, verlangsamte das Paar seine Schritte. Über die Leichen von vier oder fünf Kalosaren hinweg schritten sie auf ihn zu. Ihre Strahler machten nicht den modernsten Eindruck, und er konnte keine Namensschilder an ihnen entdecken, an denen er ihren Rang hätte ablesen können.
    All das registrierte Joseph Nigeryan innerhalb weniger Sekunden. Da die Fremden auf die Kalosaren geschossen hatten, ordnete er sie vorläufig in die Schublade mit dem Etikett Flottenangehörige ein. Andererseits: Hatten sie nicht auch auf Braun geschossen? Notwehr , sagte er sich, es war Notwehr.
    Er wandte sich ab, steckte seinen LK-Strahler in das dafür vorgesehene Holster an der linken Hüfte, wich den Leichen der Wilden aus und stieg die drei Stufen zum Kommandostand hinauf. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie seine Offiziere aus ihren Deckungen krochen. Auch aus Ebene II rannten sie schon die Treppe herauf, der Kommunikator und der Erste Aufklärer. Jemand kümmerte sich um die von Pfeilen betäubten Männer im Navigationsstand und vor der Hauptschnittstelle.
    Der letzte Kalosare, den die Fremden erschossen hatten, lag quer über Brauns schmächtigem Körper. Sein pelziger Rücken war zerschossen, das verbrannte Gewebe warf Blasen. Überall Blut, und es stank nach verbranntem Haar. »Nigeryan an alle! Braun ist tot! Feuer einstellen! Starten!« Die Bestätigungen kamen sofort.
    Das unverständliche Gejammer wollte nicht verstummen.
    Nigeryan blickte ins Hauptsichtfeld: brennende Wälder, brennende Hänge, Dampfschwaden, Rauchpilze, brennende Kreaturen.
    Ein Brechreiz würgte ihn. Er schielte zu Brauns Leiche hinunter – bei allen Planeten der Republik, wie er ihn haßte! Wie sehr er ihm diesen Tod gönnte!
    Unter dem Sichtfeld, nur drei Schritte vom Kommandostand entfernt und direkt vor der Frontkuppel, hockte ein Kalosare in Lederharnisch und mit langem, grauem Fell. Er preßte Stirn und Handflächen gegen die durchsichtige Kuppel und beheulte und bejammerte das Inferno unter ihm in den Wäldern und Hügeln seiner Heimat. Der Anblick schnürte Nigeryan das Herz zusammen.
    Der schwarze Primoberst wandte sich von dem Elenden ab. Unwillkürlich schielte er aufs neue zu Brauns Leiche hinunter. Deren unbeschädigtes Auge blickte so wach, als könnte es noch sehen. Doch tiefe Wunden klafften in Brauns Stirn, in seiner nur noch zur Hälfte vorhandenen Schädelschwarte, in seinem Hals. An ihrem Grund schimmerte es blau. Flüssigkeit sickerte heraus; kein Blut. Die linke Schädelhälfte lag praktisch frei bis auf den Schädelknochen. Seltsamer Schädelknochen – er sah ein bißchen aus wie nasses Glas und glänzte bläulich.
    Das Donnergrollen ebbte ab, von fern hörte Nigeryan die Triebwerke summen. Wie ein Stöhnen ging es durch den Schiffsrumpf – die RHEINGOLD hob ab.
    »Bordsicherheit an Kommandanten – mindestens achthundertsechzig Kalosaren sind an Bord, ausschließlich im linken Schiffsschenkel. Kämpfe in L-67-5-3-16 und bei Hangar nullsieben …«
    Primoberst Joseph Nigeryan stöhnte laut und sank in seinen Sessel. »Kommandant an Bordsicherheit und Infanterie – sämtliche einsatzbereiten Kampfformationen rücken aus. Je eine an die eben genannten Positionen, die anderen durchkämmen den linken Schiffsschenkel. Nur wer seine Waffen freiwillig ablegt, wird verschont!«
    Nacheinander gingen vier Bestätigungen ein.
    Zwei Kampfformationen hatte Braun bereits zu Hangar 07 geschickt. Demnach gab es also nur noch sechs einsatzbereite Kampfformationen an Bord.
    Wieder einmal rückten sie ihm schmerzlich ins Bewußtsein, die Verluste, die er in den letzten drei Wochen hatte hinnehmen müssen.
    »Aufklärung an Kommandanten – wir haben einen Sparklancer in den Peilfeldern. Er umkreist die RHEINGOLD im Abstand von drei bis vier Kilometern.«
    »Einer aus unseren Hangars?« Nigeryan erschrak vor seiner eigenen Stimme: Sie klang kraftlos und gleichgültig.
    »Nein. Sein ID-Muster weist ihn als Beiboot der Flotte aus, aber zur RHEINGOLD gehört er nicht.«
    »Ignorieren.«
    Irgendwo krächzte der Vogel. Primoberst Nigeryan spürte einen Luftzug am Ohr. Er blickte hinter sich. Der Rabe hockte unter ihm auf Brauns Leiche. Vor dem Kommandostand warteten die beiden Fremden. Sie hatten die Waffen gesenkt und wirkten irgendwie unschlüssig. Nigeryan stand auf und stieg zu ihnen hinunter. »Wer sind Sie? Und wie sind Sie an Bord der

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