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Kurs Sol-System

Kurs Sol-System

Titel: Kurs Sol-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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drei oder vier Minuten gedauert. Kein Wunder, daß er Venus im Rückblick wie ein schlechter Traum vorkam. Danach schwebten Rauchschwaden zur Decke der Kommandozentrale, eine Schnittstelle brannte, von Pfeilen getroffene Soldaten der Bordsicherheit wälzten sich am Boden, und aus Deckendüsen spritzte Schaum auf die Brandherde.
    Nigeryan aber trat zu Venus und Plutejo. Er hatte ziemlich mitgenommen ausgesehen, und schwer geatmet hatte er auch. Daß eine seiner Kampfmaschinen sich gegen die eigene Zentrale gewandt und mit den Wilden, wie er die Kalosaren nannte, zusammengearbeitet hatte, hatte ihn sichtlich schockiert. »Wer sind Sie?« fragte er die jungen Kampfgefährten, die er sich nicht ausgesucht hatte.
    Diesmal hatte das Geschwisterpaar es vorgezogen zu schweigen. Über Bordfunk meldete sich bald eine Männerstimme: »Subgeneral Merican Bergen an den Kommandanten der RHEINGOLD – ich habe hier einen Spezialisten in meiner Truppe. Mit seiner Hilfe werden wir Ihnen noch weitere Kampfmaschinen Ihrer eigenen Formationen in die Zentrale schicken, wenn Sie die Angriffe auf uns nicht stoppen! Ich schlage Ihnen einen Nichtangriffspakt für die nächsten zehn Stunden vor. Solange bekämpfen wir gemeinsam die Barbaren an Bord. Danach komme ich in Ihre Zentrale, und wir verhandeln.«
    Zu dieser Zeit ging ungefähr alle fünf Minuten eine schlechte Nachricht in der Zentrale ein: Brände, Zerstörung, Schwerverletzte, Tote. Primoberst Joseph Nigeryan war auf jeden Mitstreiter angewiesen. Also nahm er an.
    Jetzt waren die zehn Stunden um, die Verhandlung begann, und Bergen kam sofort auf den Punkt. »Ich bin ihm Bilde über Ihre Situation, Primoberst Nigeryan: In den letzten Wochen haben sie hundertsiebenunddreißig Besatzungsmitglieder verloren. Von den restlichen dreiundsechzig Männern und Frauen sind in den letzten elf Stunden siebzehn ums Leben gekommen und über dreißig zum Teil schwer verletzt worden. Kurz und schlecht: Im Moment gibt es nicht einmal zwanzig einsatzfähige Leute an Bord der RHEINGOLD. Von hundertzwanzig Kampfmaschinen, die ein Landungsschiff normalerweise mit sich führt, stehen Ihnen im Moment nur noch dreiunddreißig zur Verfügung …«
    »Immerhin«, knurrte Nigeryan. Seine Blicke flogen zwischen Heinrich und dem Subgeneral hin und her. Venus kam es vor, als würde er nicht recht schlau aus dem blauen Kunstmenschen und als könnte er sich nicht entscheiden, vor welchem der beiden er sich mehr in acht nehmen mußte.
    »… von den Zerstörungen an Bord will ich lieber schweigen«, fuhr Bergen fort. »Bis jetzt konnten wir nur wenig mehr als die Hälfte der Kalosaren fangen oder töten und über Notrutschen von Bord befördern. Fast vierhundert Barbarenkrieger haben sich in irgendwelchen Reparaturschächten oder Nebenräumen verschanzt. Eine große Gruppe hält die Kombüse mit dem Kühlhaus besetzt, eine andere die Mannschaftsmesse. Sie werden noch Wochen zu tun haben, bis Sie den letzten Eingeborenen von Bord schaffen können. Mal ganz davon abgesehen, daß die Besetzung der Kombüse und des Kühlhauses Sie in ernsthafte Versorgungsschwierigkeiten bringt.«
    Der um einen Kopf größere Nigeryan schürzte seine wulstigen Lippen. Wütend und trotzig sah er aus. Er nickte, und Venus sah ihm an, daß er ein Schimpfwort zerbiß. Er wandte sich ab, ging zu seinem Kommandantensessel und ließ sich in die Polster fallen.
    »Sie fühlen sich irgendwie stark, was, verehrter Subgeneral?« Der Primoberst schlug die Beine übereinander und stützte seinen großen Schädel in die Rechte. »Sie reden wie einer, der am Zug ist, okay. Und sicher, Sie haben recht: Es geht mir beschissen, und meiner Schwarzen Jane stehen düstere Zeiten bevor«. Er streckte Arm und Zeigefinger nach Bergen aus. »Aber ich bin auch im Bilde über Ihre Situation, verehrter Subgeneral! Sie sind auf der Flucht, die GGS ist Ihnen auf den Fersen, und Sie haben Ihr Schiff verloren.« Er wies auf Yaku, Cludwich, Heinrich und die anderen. »Nur diese paar Getreue sind Ihnen geblieben, und im Tank Ihres Sparklancers gibt es, vorsichtig geschätzt, noch Glaurux für höchstens dreißig Lichtjahre.« Er entblößte seine unglaublich weißen Zähne zu einem grimmigen Lächeln und hob die Achseln. »Ich wünsche Ihnen eine gute Reise, verehrter Subgeneral.« Er grinste. »Noch Fragen?«
    »Nein, Primoberst Nigeryan. Keine weiteren Fragen.« Längst war ein Reißverschluß durch Bergens Miene gegangen. »Ich danke Ihnen für die Einhaltung des

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