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Kurs Sol-System

Kurs Sol-System

Titel: Kurs Sol-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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frühzeitigen Start verhindert und das Feuer auf die Wilden eröffnen lassen.«
    »Sieht aus, als hätte er mal einen schweren Unfall gehabt.« Ohne Scheu betastete Venus den blanken Schädelknochen. »Eine Prothese.« Sie hob einen Lappen der Schädelschwarte an. »Feucht, aber kein Blut. Auch eine Prothese.«
    »Der gesamte Schädel und das ganze Gesicht eine Prothese?« Hinter ihr stand Plutejo. Ekel schwang in seiner tiefen Stimme.
    »Sieht so aus.« Das Halsgewebe klaffte an zahlreichen Stellen auseinander. Aus einer quoll eine dünne Rauchsäule, als würde im Inneren des Leichenhalses ein kleiner Brandherd schwelen. Venus nahm einen feuchten Kleiderfetzen, der von der Brust des Toten hing, und preßte ihn auf die rauchende Wunde. »Sieht tatsächlich danach aus.«
    »Was weiß ich denn, was das ist«, sagte Nigeryan angewidert. Er deutete auf den Toten und wandte sich an zwei Sanitäter in der Nähe. »Der hier muß in die Klinikabteilung. Einfrieren. Ich will, daß er obduziert wird, sobald die Ärzte wieder Zeit für sowas haben.«
    Das linke Hauptschott öffnete sich. Yakubar Tellim betrat die Zentrale. Zu seiner Linken ein kleinwüchsiger Mann mit langen, roten Haaren. Moses, der sich stundenlang nicht gezeigt hatte, krächzte und flatterte aus irgendeiner Nische quer durch die Kuppel, um auf der linken Schulter des Einäugigen mit dem weißen Haarzopf zu landen. Venus erhob sich und sah den Männern entgegen.
    Als wäre es sein Schiff, schritt Merican Bergen in die Kommandozentrale der RHEINGOLD. Es war ein bewegender Augenblick. Jahre später noch mußte Venus Tigern oft daran denken. Sie hatte seinen Namen bisher nur gehört, den Subgeneral selbst aber nie zuvor gesehen, und dennoch wußte sie, daß nur Bergen so gehen und so schauen konnte, wie der Rothaarige ging und schaute: unbeugsam und wie ein Sieger.
    Ihre Blicke trafen sich und hielten einander einen Atemzug lang fest. Bergens eisgraue Augen schienen zu lächeln. Sie nickte ihm zu. Nach Lächeln war ihr nicht zumute.
    Die Männer gingen zu Nigeryan, reichten ihm die Hände, stellten sich vor. Auch die vier Männer und die Frau, die ihn begleiteten, stellte Bergen vor. Einer war strenggenommen gar kein Mann. Er trug ein Überlebenssystem und hatte den Helm zurückgeklappt. Sein schmaler Schädel war aus einem Material, das Venus an blauen Kristall erinnerte. Seine synthetischen Augen blickten hellwach umher. Ein Roboter. Ein Modell, das ihr Vater nie erwähnt hatte.
    Primoberst Joseph Nigeryan stellte seinen Ersten Navigator Rasmuth und seinen Ersten Aufklärer Levian vor, einen Oberst und einen Primleutnant. Danach begannen sie zu verhandeln …
    Venus sank in den Sessel vor Schnittstelle I. Wie warmes Blei strömte die Erschöpfung plötzlich in ihre Glieder und Gelenke. Etwas mehr als elf Stunden waren vergangen, seit sie und ihr Bruder die Zentrale des Landungsschiffes erreicht hatten. Jetzt erst und ganz allmählich wurde ihr bewußt, was geschehen war in diesen Stunden.
    Anfangs hatten sie dem schwarzen Kommandanten erzählt, sie wären nach einem Para-Sprungunfall auf Aqualung notgelandet, von Oberst Carvallo aufgenommen worden und mit seinem Beiboot vor den Kriegsheeren der Kalosaren an Bord des Landungsschiffes geflüchtet. Carvallo, so fabulierten sie, läge jetzt von einer Kalosarenlanze durchbohrt in Hangar 07.
    Für ein paar Stunden akzeptierte der Primoberst diese Geschichte. Zumindest tat er so – er hatte ja alle Hände voll zu tun: An die tausend Kalosarenkrieger wüteten zu diesem Zeitpunkt noch an Bord seines Schiffes.
    Einige Minuten nach dem Start hieß es dann, das Beiboot 07 sei aus dem offenen Hangar gestürzt, und kurz darauf war die Rede von einem Fremden, der Hangar 07 unter Kontrolle hatte.
    Primoberst Joseph Nigeryan landete auf der Nachtseite Aqualungs und schickte eine weitere Kampfformation nach Hangar 07. Mehr war nicht drin, denn nur dreiundsechzig von ursprünglich zweihundert Männern und Frauen und siebenundvierzig von ehemals hundertzwanzig Kampfmaschinen standen Primoberst Joseph Nigeryan zu diesem Zeitpunkt noch zur Verfügung.
    Der Rest war schnell erzählt: Bei Hangar 07 verlor Nigeryan zwei seiner Kampfmaschinen.
    Eine dritte führte zwei Dutzend Kalosaren Richtung Zentrale, zerschoß das Schott und tötete Oberst Wangler und den Zweiten Navigator, bevor Venus, Plutejo und Nigeryan sie zerstörten und die Kalosaren teilweise erschossen und teilweise gefangennahmen.
    Der Kampf hatte nicht länger als

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