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Kurs Sol-System

Kurs Sol-System

Titel: Kurs Sol-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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aus dem Wald gestartet und auf einem Atoll mitten im rötlichen Ozean der Nordhalbkugel gelandet. Auf der Insel lebten keine Kalosaren. Eine zehnköpfige Gruppe durchkämmte sie seit Stunden mit drei Sparklancern. Sie suchte nach Früchten und Gemüse. Plutejo, Yaku und Homer Goltz gehörten zu der Expeditionsgruppe.
    Die Spannung an Bord stieg.
    Venus spürte es, jeder spürte es. Eine Woche lang etwa würde man den Konflikt noch vertagen können. Solange eben, wie die Aufräum- und Reparaturarbeiten noch andauerten. Danach aber mußte unweigerlich eine Entscheidung getroffen werden.
    Der gemeinsame Feind war besiegt.
    Nun aber stand wieder Bergens Forderung im Raum. Er wollte das Schiff, und Venus wollte es auch. Und Plutejo und Yaku sowieso. Noch sprach niemand darüber, doch in den Gesichtern der Männer und Frauen von der RHEINGOLD nisteten Mißtrauen und Furcht.
    Am Morgen hatte der Subgeneral Venus und ihren Bruder gebeten, Nigeryans Leuten die Waffen zu stehlen, wo immer sich die Gelegenheit bot, und dies vor allem unbemerkt zu tun. Er stellte sich also schon wieder auf einen Kampf ein. Und er würde ihn wieder gewinnen. Venus vertraute ihm.
    Nach dreizehn Stunden kehrte die Inselexpedition zurück. Die Kisten in den kleinen Laderäumen der Beiboote waren voller Früchte, Beeren und Kräuter. Nigeryans Chemiker und Biologen waren tot. Aber eine seiner Medizinerinnen hatte überlebt. Eine knapp fünfzigjährige Frau namens Rabula Costner. Sie und Heinrich untersuchten die Beute im Bordlabor. Das meiste stellte sich als eßbar heraus.
    Venus und Carlos Rasmuth beschafften Besteck und Geschirr aus der verwüsteten Kombüse. Oberst Rasmuth, ein hochgewachsener, gutaussehender Mann mit schwarzen Locken, nutzte jede Gelegenheit, um in Venus' Nähe zu sein. Begierig lauschte sie, wenn er seinen Heimatplaneten Woodstock schilderte. Von Vulkaneisbergen erzählte er, von heißen Quellen im Poleis, von Regenwäldern und Savannen.
    Auch später, während des gemeinsamen Essens in der Kommandozentrale, saß er neben ihr und berichtete von einem Jagdausflug in die Dschungelgebiete eines kleinen Kontinents im Süden von Woodstock, den er als junger Mann mitgemacht hatte. Yakubar hatte eine Art Gemüseauflauf gekocht und Dragurowka die Blätter- und Kräuterausbeute der Expedition als Salat angemacht. Beides fand allgemeine Zustimmung. Möglicherweise lag das aber auch daran, daß die geschrumpfte Besatzung ziemlich ausgehungert war.
    Während Carlos Rasmuth gestenreich und mit vielen Worten schilderte, wie er mannsgroße bunte Vögel in Netzfallen gelockt hatte, begegneten sich Venus' und Bergens Blicke hin und wieder. Er lächelte, sie lächelte zurück, und Rasmuth merkte es nicht.
    Venus fiel plötzlich auf, daß Rasmuth der einzige aus Nigeryans Crew war, der sich zum Essen unter die sieben Fremden gemischt hatte. Die anderen dreizehn Männer und Frauen saßen an der gegenüberliegenden Seite der langen Tafel, die ein paar INGA 12 mitten in der großen Zentrale aufgebaut hatten. Die Fronten klären sich allmählich , dachte sie und schielte nach Rasmuths LK-Gewehr. Es hing hinter ihm an der Lehne seines Sessels.
    Irgendwann schickte Primoberst Joseph Nigeryan seinen Ersten Aufklärer Levian nach unten auf Ebene II, um den Fernkommunikator zu aktivieren. Die vier Kommunikatoren der RHEINGOLD hatten die Katastrophen der vergangenen Wochen nicht überlebt.
    Kurz darauf flammte das Hauptvisuquantenfeld unter der Frontkuppel auf und versperrte teilweise die Sicht auf den Strand und das Meer. Levian kam zurück und nahm wieder vor seinem Teller Platz.
    Im Sichtfeld erschien ein überlebensgroßes Männergesicht, braungebrannt und alterslos. Schulterlanges, silbergraues Haar rahmte seine feinen Züge ein, seine Augen lächelten mild und gütig. Venus wurde warm ums Herz. Alle hörten auf zu essen, alle wandten sich dem Mann im Sichtfeld zu. »Wer ist das?« flüsterte Venus.
    Rasmuth starrte sie an, als hätte sie ihn nach seiner Religion oder seinen sexuellen Vorlieben gefragt. »Machst du Witze?« fragte er leise. »Du hast noch nie die monatliche Ansprache von George dem Siebenundsiebzigsten gesehen?« Venus hatte ihm erzählt, daß sie unter dem Eis von Genna großgeworden war, aber das schien nicht in seinen Kopf zu passen.
    Der Primus Orbis Lacteus also. Seine monatliche Rede an die Republik also. Ihr Vater hatte davon berichtet. Venus hielt den Atem an. Das also war der Mann, den aufzusuchen der Freiheitsrat von Genna

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