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Kurs Sol-System

Kurs Sol-System

Titel: Kurs Sol-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gut.«
    »Andernfalls säße ich erstens nicht hier und hätte zweitens keinen Durst mehr«, sagte Yaku. »Etwas Besseres als den Tod findest du überall, habe ich mir gesagt. Und jetzt, denke ich, könnten wir einen guten Tropfen vertragen. Also noch mal – habt ihr was Vernünftiges zum Trinken an Bord oder nicht?«
    Die Sem senkte den Blick. Der Chef der Beibootpiloten aber stand auf. »Komm mit, Alter.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Luke. Durch sie verließ er den Raum. Yaku folgte ihm. Es wurmte ihn ein wenig, daß Moses noch immer auf der Schulter des kleinen Schlitzauges hockte.
    Oshyan führte ihn in einen der Kühlräume. Obst und Gemüse waren hier gelagert gewesen, bevor die Kalosaren die Abteilung besetzt hatten. Jetzt lagen überall Schalen, Kohlstrünke, Fruchtkerne und leere Kunststoffkisten herum. Man mußte aufpassen, daß man nicht stolperte oder ausrutschte.
    Oko Oshyan ging zur Konsole einer Nebenschnittstelle, wie es sie in fast allen Abteilungen der RHEINGOLD gab. Er aktivierte die Verbindung zum Bordhirn, murmelte ein paar Worte ins Mikro und blickte dann nach rechts in ein Regalfach, wo vor zwei Wochen noch Apfelkisten gestapelt waren, jetzt aber schimmelnde Obstreste herumlagen. In der Wand dahinter entstand eine Öffnung, groß wie das Frontfenster eines Sparklancers. Der kleine Suboberst griff hinein und zog eine Flasche mit bernsteinfarbener Flüssigkeit heraus. Er griff ein zweites Mal hinein und zog eine zweite Flasche mit bernsteinfarbener Flüssigkeit heraus.
    »Okay, alter Mann von Doxa.« Oshyan hob die Flasche in seiner Rechten. »Die öffnen wir jetzt. Der Kommandant wird nichts dagegen haben, wie ich ihn kenne.« Er hob die Flasche in seiner Linken hoch. »Diese hier sei die Anzahlung von insgesamt fünfen, die ich dir organisiere, wenn du mir den Raben überläßt.«
    »Erstens sparst du dir künftig den alten Mann «, sagte Yaku. »Und zweitens weißt du nicht, was du redest.« Er deutete auf die Flaschen. »Was ist das überhaupt? Whisky?«
    »Nein.« Oshyan – er war höchstens halb so alt wie der Weißhaarige von Doxa IV – betrachtete das Etikett der Flaschen. »Irgendein Exportschnaps von Fat Wyoming. Ich glaube, sie nennen ihn Cognac.«
    »Auch nicht zu verachten.« Yaku nahm dem kleinen Schlitzauge die Flasche aus der Rechten und öffnete sie. »Probieren wir das Zeug doch einfach mal.« Er setzte die Flasche an, nahm einen Schluck und reichte sie Oshyan.
    »Auf dein Wohl, Weißhaar.« Der schmächtige Mann von Kaamos trank und verschluckte sich. »Was ist jetzt mit dem Raben?« wollte er wissen, als er sich ausgehustet hatte. »Fünf Flaschen von dem Zeug, und er gehört mir. Einverstanden?«
    »Da mußt du meine Frau fragen.« Yaku nahm einen zweiten Schluck. »Der Vogel gehört ihr.«
    »Mach ich.« Oshyan rieb sich die Hände. »Mach ich glatt.« Der Rabe auf seiner Schulter neigte den Kopf. Es sah aus, als würde er aufmerksam zuhören. »Wie erreiche ich dein Weib, verehrter Tellim? Gib mir ihren Privatcode, komm schon.«
    »Den habe ich nicht.«
    Irgend jemand schrie. Sie ließen die Flaschen sinken und lauschten. Es klang dringend, es klang verzweifelt. Ein Mensch? Hatten die anderen eine der drei verschollenen Geiseln gefunden? Sie stellten die Flaschen in die Regale, liefen aus dem Kühlraum in den Gang und von dort an der Kantinenluke vorbei durch die Großküche bis zum Vorraum der Abteilung. Dort standen bereits Merican Bergen, Joseph Nigeryan, die Geschwister Tigern und ein paar Leute von der RHEINGOLD um Eli'zarlunga herum, den Schamanen der Waldkalosaren der Wälder von Lungur. Über seinen gekreuzten Beinen lag Caryxzar, der Erste Töter der Waldkalosaren an den blauen Wassern der Wälder von Lungur . Der Häuptling der Waldkalosaren war tot. Eine Lanze seiner Artgenossen hatte beim Sturm auf die Kombüse seine Brust durchbohrt.
    Eli'zarlunga hielt seinen Leichnam fest umschlungen, wiegte seinen graupelzigen Oberkörper vor und zurück und stieß schauerliche Heultöne aus. Yakus und Oshyans Lingusimultaner sprangen an. »… dahin, dahin, dahin! Die Hoffnung der Waldkalosaren an den blauen Wassern der Wälder von Lungur ist dahin! Mein Erster Töter! Mein Erster, mein Erster, mein Erster …!«
    Caryxzar war nicht das einzige Opfer des Sturmangriffs. Vier weitere Kalosaren hatten sich im Feuer der Gravitongewehre die Hälse gebrochen, zwei hatten sich in Gefrierkammern eingeschlossen und waren erfroren. Ein Offizier Nigeryans war von der

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