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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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Heavy-Metal-Riesen, und im Sommer der Sprung über den großen Teich. Wenn alles klappt, spielen „Mom & Dead“ eine Club-Tour in Kalifornien und dem Südwesten. Der Turbo ist optimistisch. „Weil in der Band is nix typisch österreichisch“, sagt er. „Die Elfi weiß ganz genau, was sie will. Die macht Nägel mit Köpfen.“
    Gleich darauf höre ich sie. Eine Stimme von beachtlichem Volumen dringt durch eine der drei Garderobentüren, auf denen Zettel mit dem „Mom & Dead“-Logo kleben.
    „Ich hab freundlich Nein danke gsagt, und es hat nix gnutzt. Dann hab ich freundlich gsagt: Schleich di! Hat auch nix gnutzt. Also muß ich deutlicher werden ...“
    Die Garderobentür fliegt auf.
    Katharina blickt von ihrer Lektüre hoch und kann sich wenige Augenblicke später davon überzeugen, daß Elfriede“Donna“ Tomschiks dekorierte Oberweite auch unter einem selbstgestrickten Schlabberpullover alle uns aus der einschlägigen Fachliteratur bekannten Rekorde bricht.
    Donna verweist einen jungen Mann in Bügelfalten-Jeans mit einer herrischen Geste ihrer Garderobe.
    „Hau di über die Häuser, laß di obe, mach was du willst! Nur bitte, komm nimmer zruck!“
    Der junge Mann wirft einen Blick in die stumme Runde und strebt dann mit hochrotem Kopf und wortlos dem Ausgang zu.
    Donna wirft ihm einen Plastikordner nach.
    „Da! Ned vergessen!“
    Der Ordner fliegt ein kurzes Stück, dann flattern ein paar Bogen Schreibpapier vor meinen Füßen zu Boden.
    „Der Dichter?“ fragt der Turbo und deutet mit dem Kopf grinsend in die Richtung, in die der ungeliebte Besucher abgegangen ist.
    „Der Dichter“, bestätigt Donna. „Und wo is das nächste Arschloch?“
    Sie wirft einen funkelnden Blick in die Runde. Als sie bei mir angelangt ist, stutzt sie und legt ein andere Platte auf.
    „Tag. Ich bin die Donna. Und du bist der Kurtl“, sagt sie deutlich freundlicher. „Laß den Scheißdreck liegen.“
    Aber da habe ich den Ordner und die losen Blätter bereits vom Boden eingesammelt. Immerhin handelt es sich um das achte Buch eines Versepos in der Tradition von Wolfram von Eschenbach. Steht da, in dem kurzen Begleitschreiben.
    Der Turbo macht seine Chefin mit Katharina und dem Trainer bekannt, sie nickt kurz und ohne großes Interesse in ihre Richtung und wendet sich gleich wieder mir zu.
    „Beeindruckt?“ sagt sie und schenkt mir den Anflug eines Lächelns.
    „Mindestens“, sage ich.
    Die heiße Donna ist ein Typ, bei der man sich nur verkühlen kann. Aber ich bin nicht da, um mit ihr warm zu werden. Ich bin da, weil der Trainer im Urin hat, daß uns das weiterbringt.
    „Hast du fünf Minuten Zeit?“ sage ich.
    „Für dich? Mindestens“, sagt Donna.

18
    „Red nicht so viel. Schau!“
    Katharina ist schwer gereizt. Jeder Mensch, der länger als fünf Minuten neben dem Trainer am Beifahrersitz der froschgrünen Rostlaube sitzt, reagiert so oder ähnlich.
    Ich halte den Trainer ja für den schlechtesten Autofahrer aller Zeiten. Darum sitze ich am liebsten direkt hinter ihm. Da sehe ich nicht, was er nicht sieht.
    Der Trainer hat in seiner übervollen Birne die naive Vorstellung, die anderen Verkehrsteilnehmer würden für ihn auf Kleinigkeiten wie Vorrang, Einbahn oder rote Ampeln achten. Und weil ihn das Fahren auf Grund dieses Aberglaubens nicht auslastet, sucht er sich eine Nebenbeschäftigung, die ihn geistig auf Trab hält.
    Auf der kurzen Fahrt von der Längenfeldgasse zum Gasthaus Quell entwirft er zum Beispiel ein neues Merchandising-Konzept für „Mom & Dead“. Der ärmliche Verkaufsstand muß einem Zelt aus schwarzer Baufolie weichen, in dem die gesamte Produktpalette der AAS angeboten wird und vom Publikum hinter Paravants auch gleich an- und ausprobiert werden kann. In weiterer Folge wäre ein mobiles Piercing-Studio angesagt, und das ist erst der Anfang.
    Weiter kommt er nicht, denn Katharina nervt offensichtlich nicht nur der Fahrstil ihres Gatten.
    „Jetzt schau endlich! Und du auch, Kurtl!“ sagt sie. „Der Citröen da hinten!“
    Hinter uns chauffiert Freund Turbo in seinem schwarzen Leichenwagen, einem alten Mercedes-Combi mit getönten Scheiben, Donna und einen Steve mit norddeutschem Akzent, der uns als A&R-Manager von“Thunder“-Records vorgestellt wurde und dessen ebenso unverständliches wie unermüdliches Gequatsche ein Gespräch mit Donna bisher unmöglich gemacht hat.
    „Das is doch der Turbo“, sagt der Trainer.
    „Dahinter!“ kommt Katharina langsam in Rage. „Der weiße

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