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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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unverträgliche Mischung.
    Während sie über den drohenden Welterfolg von „Mom & Dead“ scherzten und über einen Videoclip, der die Hörgewohnheiten und das Sexualverhalten der Menschheit von Grund auf revolutionieren wird, versuchte ich mit dem Turbo ein einigermaßen vernünftiges Gespräch zu führen. Er erzählte über die beinharte Probenarbeit in den letzten zwei Wochen, über Donnas größten Fan, den „ Dichter“, der natürlich kein Dichter ist, sondern irgendein Student, der ihr immer Gedichte schickt und ihr nach jedem Konzert mit seinen Liebesschwüren auf den Hammer geht, und über den Wickerl, den der Turbo persönlich nie kennengelernt hat, dem die Donna aber mindestens ein Mal täglich einen besonders heißen und ungemütlichen Platz in der Hölle wünscht.
    „Über den wahren Grund läßt sich die Chefin nicht aus. Aber an seinem Baßspielen allein wird’s nicht liegen“, vermutete der Turbo. „Ich schätze, die zwei hatten was miteinander und er hat sie böse abgelinkt. Was man sich bei der Elfi ja kaum vorstellen kann.“
    Mehr war vom Turbo nicht zu erfahren, weil Donna das Kommando an sich riß, indem sie mir eine stumme, aber tragende Rolle in ihrem Video anbot und mein Argument, ich sei derzeit auf Urlaub und daher nicht einmal für einen stummen Cameo-Auftritt zu haben, nicht gelten lassen wollte.
    Bevor sie noch lauter und ihr Steve noch lustiger wurde, verabreichte ich mir das traditionelle kleine Bier mit dem traditionellen großen Femet und ging ins Bett.
    „Matte Sache“, kommentiert der Trainer. „Übrigens, die Ergüsse des ‘Dichters’ liegen bei mir auf dem Rücksitz. Vielleicht will sie der Drachen wiederhaben. Eine gute Gelegenheit, der wilden Donna unter günstigeren Bedingungen näherzukommen.“
    Ich hatte die Mappe gestern die ganze Zeit in der Hand gehalten und sie im Zuge der Citröen-Debatte dann im froschgrünen Boliden liegenlassen. In meiner derzeitigen Verfassung fühle ich mich aber außerstande, mit Fanpost und Liebeslyrik als Vorwand Donna meine Aufwartung zu machen und so lang in sie zu dringen, bis sie mir ihr Herz ausschüttet. Noch dazu sind manche Herzen nachweislich eine Schlangengrube.
    „Mach, was du nicht lassen kannst“, sage ich.
    „Ich hab dabei eher an dich gedacht“, sagt der Trainer.
    Dann herrscht helle Aufregung im Hintergrund.
    Die Wurstknödel sind fertig und eine der Katzen hat unter den Computer des Trainers geschissen.

20
    Ein Sonntagnachmittag im Meidlinger Unfallkrankenhaus hat auch seine Momente.
    „Und wie ich zum Brunner sag, daß es zwei Typen gewesen sind, nämlich der Riegel, der die Bananensteigen getragen hat und sein Kollege, der mich von hinten gepackt hat, da hab ich geglaubt, jetzt kriegt mir der Kieberer auf der Stelle einen Herzkasperl und legt sich zu mir ins Nachbarbett“, sagt der Herr Josef und lacht. „Da hätt ich wenigstens eine Ansprach. Weil der senile Krauterer neben mir, der schimpft ja Tag und Nacht nur auf seinen Sohn und seine Schwiegertochter, weil s’ angeblich sein Kürschnergschäft durchbracht haben und jetzt wie die Geier drauf warten, daß sie seinen Schrebergarten am Schafberg erben.“
    Der Herr Josef darf noch nicht aufstehen. Aber als ich zu Beginn der Besuchszeit in sein Zimmer gekommen bin, war das Bett leer.
    Ich fand ihn im Besucherraum, und er stritt gerade mit der Martha, seiner jüngeren Schwester. Sie wollte, daß er zurück ins Bett geht. Und er wollte ein Packerl Zigaretten. Daß sie ihm fünfzehn Deka ungarische Salami mitgebracht hat, stimmte ihn dann wieder versöhnlicher, denn die Schonkost, auf die man den Patienten gesetzt hat, die ist ja nicht zum Fressen.
    Seit die Martha gegangen ist, muß ich immer wieder nach der Oberschwester Ausschau halten. Und wenn die hantige Rotgefärbte nicht in Sicht ist, raucht sich der Herr Josef eine meiner Zigaretten an.
    „Der Brunner war fest davon überzeugt, daß es ein Täter ist“, sage ich, „ein Wahnsinniger, der im Blutrausch zuerst den Wickerl und dann den Rudi...“
    „Ich hab zwar eine Feste aufs Dach gekriegt“, unterbricht mich der Herr Josef. „Aber deppert bin ich davon nicht geworden. Ich weiß, was ich gesehen hab. Und der Riegel, der grad die Kisten aus der Schupfen tragen wollte, wie ich reinkommen bin, der hat mir auch nicht wie ein Wahnsinniger ausgschaut. Viel Muskeln und nix im Hirn. Aber nicht wie ein Irrer. Weil die wirklich Irren sind meistens wahnsinnig gscheit. Auf ihre Art. Ich hab ihn dem Brunner

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