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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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empfehlen, mit dem Bier und vor allem mit dem kanadischen Whisky vorsichtiger zu sein und mir jetzt schön brav meinen Rausch auszuschlafen anstatt ihm auf die Nerven zu gehen.
    Und wenn ich ihm immer weiter auf den Hammer gehen würde, und er sich, in Gottes Namen und damit diese arme Trinkerseele endlich ihre Ruhe findet, die Arbeit macht, draußen nachzuschauen, dann wird kein weißer Citröen vor der Tür stehen.
    Zumindest nicht der weiße Citröen des Schlächters von Sechshaus.
    Der Taxler wartet immer noch auf sein Geld. Er wartet gern, denn irgendwie ist er von der Einsamkeit des Elvis Presley auf die Allmacht Gottes gekommen, und darüber läßt sich auch allerhand sagen.
    „Ich hätt eine Bitte“, sage ich, als ich ihm nach langem Suchen einen Hunderter nach vorne reiche, „würden Sie vorm Haustor warten, bis ich drinnen das Minutenlicht angedreht hab?“
    „Das Lennon-Syndrom“, sagt er mitfühlend.

28
    Der Anruf kommt ungelegen.
    Es ist kurz nach zehn, beim Doc hat vor fünf Minuten ein Gipfeltreffen begonnen. Ich habe den Verdacht, Fürst Astaroth hat sich extra für mich Kopfschmerzen ausgedacht, gegen die auf Gottes Erden noch kein Kraut gewachsen ist, und es gibt nicht einmal Aspirin im Haus, um das zu überprüfen.
    „Hallo? Ostbahn? Scheißapparat. Hallo?“ höre ich den wieder genesenen Skocik, immer wieder unterbrochen durch das Rauschen eines Wasserfalles.
    Der weiße Citröen hat mir zwei Stunden Schlaf gekostet, in denen ich mich schweißgebadet auf der Bettbank hin-und hergewälzt habe. Und das fräsende Organ von Brunners Gehilfen verursacht nun irreparable Schäden an meinem ohnedies nur noch hauchdünnen Nervenkostüm.
    „Ich versteh kein Wort“, sage ich, „Zahlknopf drücken.“ „Scheiß ... Chef... dringend sprechen.“
    Jetzt ist es kein Wasserfall, sondern sanftes Meeresrauschen, das Skocik daran hindert, klar und deutlich zu sagen, was er von mir will.
    „Zuerst Zahlknopf drücken“, empfehle ich ihm ein zweites Mal.
    Ein pampiges Krachen, dann der pampige Skocik. Störungsfrei.
    „Skocik. Der Chef will mit Ihnen reden. Heut noch, wann’s leicht geht.“
    „Von wo rufen Sie an, Skocik? Von den Malediven?“„Ich bin im Auto. Der Brunner is grad bei der Dings. Und dann will er Sie sehen. Wo kann man Sie heute ...“ Eine Flutwelle spült ihn wieder fort.
    „Ich hab einen wichtigen Termin. Und außerdem hab ich mit Ihrem Chef bereits ein Gespräch vereinbart“, sage ich. „Was? brüllt Skocik. „Wo? Für wann?“
    „Ich ruf ihn heute an. Nach meinem Termin“, sage ich. Aber damit gibt sich Skocik nicht zufrieden.
    „Nix Termin, Herr Ostbahn. Wir haben eine Leich. Und der Mörder wart ned. Kapischo?“
    „Was für eine Leich?“ frage ich.
    „Die nächste“, sagt Skocik.
    Rauschen. Regen trommelt auf ein Blechdach. Skocik sauft kurz ab und kommt gleich wieder. Glasklar.
    „Und er is Ausländer. Ein Deutscher.“
    Mir fällt der Profi mit dem Karl-May-Akzent ein, der für die unprofessionelle Erledigung seines Bananenkisten-Jobs vom Piratenhäuptling mit der Höchststrafe bedacht wurde. „Aus Sachsen-Anhalt?“ sage ich.
    „Was?
    „Na, die deutsche Leich. Wo is die her?“
    „Bremen. Aber wohnhaft in Köln. Is übrigens wieder einer aus Ihrem Metier.“
    „Ein Urlauber?“ frage ich.
    „Manager“, sagt Skocik. „Bei einer Plattenfirma. Behrens. Stefan Behrens.“
    Der lustige Steve.
    „Scheiße“, sage ich.
    „Ja“, sagt Skocik. „J etzt wird’s eng.“

29
    Ich kenne den Drachen. Ich hab sogar gesehen, wie er mit den Flügeln schlägt. Und Samstag nach dem Frühstück konnte ich beobachten, wie sich seine fünf Köpfe drehen und winden. An der Innenseite von Marlenes linkem Oberschenkel. Sehr eindrucksvoll. Und in Farbe.
    Was mir der Doc in die Hand drückt, ist die verkleinerte Schwarzweiß-Kopie einer Doppelseite der AAS -News. Und der Drache fliegt hier nicht auf Marlenes Haut, sondern auf der Leinwand seines Schöpfers Claude Levy.
    Der Künstler posiert neben seinem Werk, sieht aus wie ein vollbärtiges Gerippe in Trauer, und der Text neben dem Foto verrät Fürst Astaroths Kundschaft, daß der Designer-Star aus Frankreich dieses Motiv ursprünglich als Tattoo für seine Frau geschaffen hat, die es ihr Leben lang an einer verborgenen Stelle ihres Körpers tragen wird.
    „Astaroths Drache steht ihr gut. Er wird sie aber auch nach ihrer Scheidung von Claude und auf ihrem weiteren Lebensweg an der Seite des kanadischen Hotelmagnaten David

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