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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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Jackentasche zieht.
    Dann schlägt in meiner linken Schläfe der Blitz ein.

37
    Zuerst steigt mir der Duft von zuckerfreiem Kaugummi mit Wildkirschgeschmack in die Nase. Dann streicht eine Hand sanft über meine Wange. Und als ich die Augen wieder aufschlage, sehe ich zuerst verschwommen viele blonde Löckchen und dann in das Gesicht eines besorgt dreinblickenden Jünglings.
    „Is dir was? Is eh alles okay?“ fragt er.
    Ich will ihm ganz viel erklären und ihn vor allem darum bitten, die angeblich vollzählig anwesende Truppe von Brunners Spezialisten zu alarmieren, aber mir kommt nur ein klägliches Röcheln über die Lippen.
    „Too much Extasy“, vermutet der Blonde und lächelt verständnisvoll.
    Ehe der dumpfe Schmerz in meinem Hinterkopf mit voller Wucht einsetzt, muß ich zu meiner Befremdung feststellen, daß der hilfsbereite Bursche ja eigentlich ein Mädchen ist, genauer ein Dienstmädchen, komplett mit Spitzenhäubchen, weißer Schürze, schwarzem Kleidchen und wadenhohen Schnürschuhen.
    „Hallo“, höre ich mich krächzen.
    „Hallo“, sagt der dienstmädchenhafte Knabe und reicht mir hilfreich die Hand. Ich will mich eben daran hochziehen, als ein fescher Reitersmann, ausstaffiert als hätte er sich von der Fuchsjagd hierher verirrt, mit barscher, aber unverkennbar weiblicher Stimme unserem Treiben Einhalt gebietet.
    Ich rapple mich ohne Hilfe vom Boden auf und empfehle mich grußlos, als der Reitersmann, der eigentlich eine Reitersfrau ist, seinem Dienstmädchen, das eigentlich ein Dienstknabe ist, in herrschaftlichem Tone zu verstehen gibt, daß so viel unbotmäßiges Verhalten nach sofortiger Bestrafung schreit.
    Ein freudiges“Oh, nein, bitte nicht hier!“ begleitet mich, als ich aus dem Separee zurück in den Partytrubel wanke.
    „Tür zu!“ schreit mir der Herr des Hauses nach.
    Die AAS -Modenschau hat soeben mit dem Einzug der Balletttruppe begonnen, und alles drängt sich um die Tanzfläche. Seit dem Blitzschlag können also nur ein paar Minuten vergangen sein.
    Mein markerschütternder Schrei nach Brunner bleibt ungehört. Die Dancefloor-Ausgabe der alten“Venus“ läßt mir keine Chance.
    Ich werfe mich einer jungen Frau an den Hals, die aussieht, als hätte sie vor heute Mittag noch nie in ihrem Leben von der AAS gehört, und liege richtig. Sie rekrutiert mit ein paar flinken Gesten ein halbes Dutzend neugieriger Polizisten, dem ich trotz der tanzenden Venus und meines dröhnenden Kopfschmerzes klarmachen kann, daß ich in dem Separee hinter mir soeben das Vergnügen hatte, vom Schlächter höchstpersönlich bewußtlos geschlagen worden zu sein.
    Es vergehen weitere wertvolle Minuten, ehe ich die aufgeregten Damen und Herren von der Exekutive davon überzeugen kann, daß es null Reibach hat, den Schlächter jetzt, wo er längst über alle Berge ist, in diesem Separee überwältigen zu wollen.
    „Was da drinnen jetzt grad passiert, ist nicht unser Bier, sondern ein Fall fürs Arbeitsgericht. Und ich will endlich mit dem Brunner reden!“
    Während ein Großteil der Einheit darüber berät, ob man die Separeetür besser eintreten oder aufschießen soll, schleppt mich die AAS -Novizin, der ich vorhin um den Hals gefallen bin, in die Kommandozentrale. Brunner trinkt einen Kaffee und verfolgt über den Schwarzweiß-Monitor der Hausanlage das Team-Match von vier AAS -Gladiatoren auf der Tanzfläche.
    „Ich will ja nicht stören“, sage ich, „aber so kann man nicht arbeiten.“
    „Er sagt, er wurde gerade angegriffen und niedergeschlagen“, faßt die junge Beamtin meine Begegnung mit dem Dichter zusammen.
    Dann bin ich aufgefordert, schön langsam und der Reihe nach zu erzählen, was wann wo und wie gesagt und getan wurde. Als ich fertig bin, ist der Dichter längst daheim in seiner Fantasy-Burg, läßt die Zugbrücke hoch und an den Schießscharten von Rodenstein seine besten Männer mit Brandpfeilen, Vorderladern und Infrarot-Armbrüsten in Position gehen.
    „So kriegen wir den nie“, beschließe ich meinen Bericht, „Und ich sag Ihnen ganz ehrlich: Mir is es inzwischen wurscht. Weil mir reicht’s.“
    Brunner schiebt mir wortlos Donnas Gästeliste über den Schreibtisch und tippt mit dem Zeigefinger auf einen Namen rechts unten: Clementine Stifter, Rodensteinweg 28, Purkersdorf, Niederösterreich.
    Das Kreuz hinter dem Namen bedeutet: Abonnent der AAS -News, und die beiden Sternchen: AAS -Kunde mit Einkäufen im Wert von über 20.000.- Schilling. Eine AAS -VIP sozusagen,

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