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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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beginnt.
    Auf dem Retourweg ist nach fünf Metern Zwischenstop, weil es der Turbo nicht fassen kann, mich bei einer solchen Veranstaltung zu treffen. Ich vertröste ihn mit einem nicht ganz überzeugenden“A falscher Irrtum“, und kämpfe mich weiter durch die Menge.
    Wer von den Damen und Herren, die alle in Richtung Tanzboden drängen, um das AAS -Ballett nicht zu versäumen, zur Einsatztruppe des Sicherheitsbüros gehört, ist nicht mehr auszumachen.
    Ich hab nur den schlimmen Verdacht, daß die bärenstarken Arme, die mich von hinten umklammern und mit einem kräftigen Ruck in das Abseits eines der drei Separees zerren, keinem von Brunners Mitarbeitern gehören.
    Sowas spürt man.
    Dann spüre ich einen Schlag gegen die Brust, und mir bleibt einen Moment die Luft weg. Ich taumle rückwärts und lande auf dem Diwan. Die Tür hinaus ins Freigehege fliegt zu, ehe Brunners Sicherheitskräfte meinen unfreiwilligen Abgang überhaupt bemerkt haben. Der Riegel rastet mit einem häßlichen Quietschen ein. Und ich sitze in einem plüschroten Käfig, allein mit einer Bestie, die das gleiche Rasierwasser benutzt wie der Trainer. Nur in viel stärkeren Dosen.
    „Bleiben Sie, wo Sie sind und hören Sie mir zu. Es dauert nicht lang“, höre ich ein leises Nuscheln, als hätte der Mann Polypen oder eine Wäscheklammer auf der Nase.
    Von einem Sprachfehler hatte Donna nichts gesagt, als wir nach der Ballettprobe vorne im Büro des Belle de Jour saßen, Brunners improvisierter Kommandozentrale für den Großeinsatz gegen den Schlächter von Sechshaus.
    Brunner wollte von Donna alles hören, was sie über den Dichter weiß.
    Aber Donna hielt meine schaumgeborene Vision erstens für eine Seifenblase und meinte zweitens, der Dichter sei genau der Typ von Mann, zu dem ihr nichts, aber schon gar nichts einfällt. Außer vielleicht, daß er seit dem Frühjahr nach jedem „Mom & Dead“-Konzert hinter die Bühne kommt, untertänigst um eine Privataudienz bei der Diva bittet und ihr dann seine neuesten Ergüsse überreicht.
    „Wirres, furchtbar geschwollenes Zeug, das ich gleich in der Garderobe in den Papierkorb geschmissen hab“, übte sich Donna in Literaturkritik.
    „Ungelesen?“ fragte Brunner.
    Donna nickte. „Die erste Lieferung hab ich überflogen, alle weiteren marschierten schnurstracks in den Mist. Nach einem Gig hat man andere Dinge im Kopf und absolut keinen Bock, sich das Fantasy-Epos irgendeines Schüchtis reinzuziehen. Fragen Sie den Kurtl. Der kennt das sicher auch.“
    Ich hatte nach Donnas Gig im Festsaal der Berufsschule zwar auch andere Dinge im Kopf, aber andererseits Zeit genug gehabt, die fliegenden Blätter des Dichters querzulesen, während Donna und Steve in der Garderobe zugange waren. Wirres geschwollenes Zeug über gepfählte Knaben und eine Rachegöttin mit Marmorbrüsten. Ich war ein bißl peinlich berührt über die Auswirkungen von Donnas Sex-Metal auf die Phantasie erwachsener Männer, ansonsten hinterließ das schwüle Epos keinen nachhaltigen Eindruck.
    Bis gestern das aus Leder, Stahl, Samen und Blut gefertigte Selbstporträt des Schlächters bei Elfi einlangte und Brunner Spekulationen anstellte, das Polaroid könnte so eine Art Arbeitsbericht sein, eine vorläufige Bilanz seiner Opferbereitschaft.
    Und während ich dann in meinem dampfenden, wohlriechenden Refugium dahindämmerte, stiegen die ewigen Verse des Dichters aus dem Komposthaufen meiner Erinnerung hoch. Da spricht die Rachegöttin Sowieso zum gepfählten Hauptdarsteller irgendwas in der Art von: „Erst wenn ich dein Bildnis, gemalt mit dem Blute unwürdiger junger Männer, in Händen halte, werde ich dich rächen und du wirst durch meine göttliche Hand die ersehnte Erlösung finden.“
    Und dann sah ich den Dichter mit Donna tanzen, einen Linkswalzer, einen Tango und einen Slow Fox.
    Die Mappe mit der schriftlichen Bestätigung lag seit Samstag auf der Rückbank des froschgrünen Boliden. Und nachdem sie Brunners Schergen heute Mittag vom Trainer geholt hatten, konnten Donna, Brunner und ich den genauen Wortlaut nachlesen.
    „Aber ich hab dem Dichter in meinem ganzen Leben nix anderes geschafft, als mich am Arsch zu lecken. Und das war am Samstag, weil er mir da mit seiner ewigen Semperei total auf den Hammer gegangen is“, sagte Donna nach dem Studium der Dichterworte.
    „Was Sie tatsächlich zu ihm gesagt haben, spielt überhaupt keine Rolle“, sagte Brunner. „Er hat Sie zu seiner Rachegöttin auserkoren, und wann ich

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