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Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Titel: Kurt Ostbahn - Kopfschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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überraschend Augenzeugen einer Hinrichtung werden. Sie wollten nur noch schreien, kreischen, heulen und fliehen.
    „Keep cool, amigos“, sagte ich zu den beiden, die Automatik für alle Fälle nach wie vor im Anschlag. „Der Gringo ist tot. Nehmt euch sein Geld, seine Kreditkarten und seine teure Armbanduhr. Macht damit, was ihr wollt. Aber macht nicht dieselbe Scheiße wie bisher. Ich bin jetzt müde. Ich geh endlich schlafen. Buenas noches. “
    Ich weiß es nicht, aber ich schätze, sie haben den toten College-Boy ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Und ich hoffe, die beiden lernen daraus was fürs Leben.
    „Sag schon“, meldet sich John Smith schlaftrunken vom Rücksitz. „Hatte sie große Titten?“
    „Wer?“ „Na, die kleine mexikanische Hure, die du letzte Nacht gefickt hast.“
    „Schlaf weiter“, sage ich.
    Ich fahre seit vielen Stunden in Richtung Osten. In der ewigen Geraden durch die Wüste taucht endlich der Platz auf, wo ich gestern die beiden Biker verscharrt habe.
    Der grauhaarige Engel, sein mexikanischer Kollege und ihre Maschinen sind nicht länger allein. Die Trauergemeinde besteht aus vier Geiern, die im strahlend blauen Himmel über den Toten kreisen, der Besatzung eines lokalen, mit Kürbissen beladenen Toyota-Pick-ups und einer dreiköpfigen Familie, die sich in ihrem Wohnmobil auf Abenteuerurlaub durch Mexiko befindet. Einer der Kürbisbauern und der Abenteuer-Amateur halten meinen Chevy an.
    „Was gibt’s?“, frage ich.
    „Da liegen zwei Motorradfahrer im Straßengraben. Sie sind tot. Haben Sie vielleicht ein Handy oder sonst eine Möglichkeit, die Polizei und die Ambulanz zu verständigen?“ „Leider nein“, sage ich. „War das ein Unfall, oder was?“ „Der alte Mann da drüben bei den Toten sagt, sie wären erschossen worden“, berichtet der Urlauber und sieht aus, als sei ihm die Lust auf Abenteuer für alle Zeiten vergangen. „Erschossen?“, sage ich.
    John Smith genehmigt sich einen Schluck aus seinem Flachmann. Robert ist zwar da, tut aber so, als gehöre er nicht zu meiner Truppe, und macht sich ganz einfach unsichtbar. „Die beiden Mexikaner sagen, der hombre aus dem Norden sei da und nun ginge es Ramon und den Junkyard Angels an den Kragen. Die beiden toten Motorradfahrer sind angeblich seine ersten Opfer“, erzählt der verstörte Amerikaner. „Was sind Junkyard Angels? Ist das alles wahr, was die sagen, oder ist das bloß Aberglaube?“
    „Die Mexikaner reden gern und viel über den Tod“, sage ich. „Ich würde vorschlagen, Sie fahren mit Ihrer Familie weiter in den Urlaub und ich melde den Vorfall bei der nächsten Polizeistation.“ „Und Sie glauben wirklich, die Mexikaner unternehmen auch
    was?“
    „Also ich will nicht für alle Behörden in diesem Land meine Hand ins Feuer legen“, sage ich, „aber von der Polizei in Tres Gruces weiß ich, dass sie nichts unversucht lassen wird, den Täter zu fassen. Das garantiere ich Ihnen. Ich heiße übrigens John. Wir hatten in der ganzen Aufregung noch nicht die Gelegenheit, uns bekannt zu machen. John Smith.“
    „Dennis Kavanaugh. Freut mich sehr, wenn man das unter diesen Umständen so sagen kann.“
    „Du kannst unter diesen Umständen alles sagen, Dennis“, sage ich. Dann blickt er in den Lauf meiner Uzi.
    Als Nächstes läuft mir einer der Kürbisbauern vor die Flinte, dann sein Sohn oder Neffe oder Enkel und schließlich tritt der Rest von Dennis’ Wohnmobil-Familie an, ohne dass ich meinen Arbeitsplatz am Steuer des Chevy hätte verlassen müssen. Sie stehen da, Mutter und Sohn, und wollen nichts von mir, wollen oder können mir nicht einmal ihr sprachloses Entsetzen an den Kopf werfen. Das liegt allein daran, könnte ich ihnen erklären, dass der Tod bei mir um so viel schneller kommt als bei der Konkurrenz. Von Einzelfällen abgesehen, wo der Schmerz und das Leid des Opfers mit Teil meines Auftrages sind.
    Die Aufräumungsarbeiten dauern Stunden. Als ich endlich wieder in meinem Chevy sitze und weiter in Richtung Osten fahre, meint John Smith, dass der Job in Zukunft ohne Robert nicht mehr so viel Spaß machen wird wie bisher.
    „Wo ist Robert?“, frage ich.
    „Ausgestiegen“, sagt John.
    „Schwachsinn“, sage ich. „Niemand steigt bei mir aus. Schon gar nicht Robert Mitchum. Er hat von mir täglich seine Ration Grass gekriegt, sich seine Reefer gedreht, kaum ein Wort gesagt und mir immer nur zugesehen, wie ich einen Auftrag nach dem anderen in den Sand gesetzt habe. Dafür ist

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