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Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Titel: Kurt Ostbahn - Kopfschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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was unsere
    Ämter und Behörden über Roman Schindler wissen“, sage ich.
    „Das kann im Moment warten“, meint der Doc, dem die leise Ironie in meiner Stimme offenbar entgangen ist. „Wir haben noch vierzehn Minuten aus Dreikreuz vor uns. Also entspann dich und genieße dieses wahre Juwel des Femsehjournalismus, Kurt.“
    Nach ihrer Schnitzelpause entführen uns Kameramann Ewald und der namenlose Reporter in die Dorfgreißlerei von Dreikreuz. ADEG-Kaufmann Ernst Reithofer ist der jüngere Bruder des Gastwirts, hat keine Knackwürste unter den Augen und fühlt sich vor der Kamera auch deutlich wohler. Zuerst sehen wir ihn in seinem blütenweißen Arbeitsmantel beim Aufschneiden von Kantwurst und Edamer. Dann fächert er für uns mit flink geführtem Messer Essiggurkerl. Und schließlich schlichtet er Fruchtjogurts und Fru Fru ins Kühlregal. Alles Material ohne Ton, für eventuelle Zwischenschnitte.
    Endlich das Interview. Herr Reithofer in seinem kleinen Reich, hinter der Wurst- und Käsevitrine und vor einem Regal mit Tabakwaren und sonstigen Genussmitteln wie Kaffee, Tee und Inländerrum.
    Nachdem er meinem speziellen Reporterfreund bestätigt hat, was seine Tochter Anni bereits am Tatort unter Tränen gestand, nämlich dass Roman Schindler öfter bei ihm im Geschäft eingekauft hat, will es der Interviewer ganz genau wissen:
    „Was hat denn der junge Mann so alles eingekauft?“
    „Zwei Packerln Memphis light, jeden Tag. Dann zwei Semmeln, eine mit Käse, eine mit Wurst, meistens Kantwurst, aber einmal war’s, glaub ich, eine pikante Extra. Ja, und Getränke. Ein, zwei Dosen Cola light, eine Punica-Oase oder eine Flasche Schokomilch. Das war eigentlich alles.“ „Und was wollte er mit den Sachen?“
    „Naja“, sagt der Kaufmann. „Ich nehm an, er wollt sie essen und trinken.“ „Schnitt!“, schreit der Reporter.
    Kurz Schwarz. Kurzes graues Flimmern.
    „Wissen Sie, Herr Reithofer, was der junge Mann in Dreikreuz wollte? War er hier, um ein paar Tage Urlaub zu machen? Hatte er Bekannte in der Umgebung? War er geschäftlich hier?“
    „Er hat sich nach einer Burgruine erkundigt, als er das erste Mal bei mir im Geschäft war. Das weiß ich noch ganz genau. Weil ich zu ihm gesagt habe: Wir sind zwar im Burgenland, aber Burgruine haben wir in unserer Gegend keine. Wir haben nur den alten Gutshof ein Stückl außerhalb vom Ort. Der hat früher den Esterhazys gehört, wie alles hier bis hinüber nach Ungarn. Aber seit ich mich erinnern kann, steht der Gutshof leer und verfällt. Ich war noch ein Schulkind, da ist er schon längst nimmer bewirtschaftet worden. Das kann sich heutzutag ja auch niemand mehr leisten.“
    „Und für diesen Gutshof hat sich der junge Mann interessiert?“
    „Nicht direkt. Er hat nur gesagt, dass er einen Ausflug mit dem Rad machen will. Und am nächsten Tag war er enttäuscht, weil das gesamte Gelände um den alten Hof eingezäunt und mit Stacheldraht gesichert ist. Der Zaun verläuft nur ein paar Meter hinter dem Wald, wo meine Anni den armen Teufel heut gefunden hat.“
    „Wieso ist das Areal um den Gutshof abgesperrt?“
    „Das weiß niemand so genau“, sagt der ADEG-Kaufmann. „Das ist jetzt seit zwei Jahren so. Neue Besitzer. Angeblich wird er komplett neu hergerichtet, um viele Millionen. Aber das sind nur Gerüchte. Auf den Bautafeln bei den zwei Zufahrten steht irgendwas von ,Projektgruppe: Martinihof ‘. Bei uns im Ort weiß keiner, was dort oben wirklich passiert. Und jeder fragt sich, wer so blöd sein kann, sein Geld in eine solche Ruine zu investieren. Das ist doch eine ewige Sparkassa.“
    „Wann haben Sie den Roman Schindler eigentlich das letzte Mal gesehen, Herr Reithofer?“ „Gestern. Gestern in der Früh.“
    „Dann war er heute also nicht bei Ihnen einkaufen?“ „Nein.“
    „Und Ihre Tochter, die Anni, hat ihn heute so gegen halb drei gefunden.“
    „Nach der Schule. Ja.“
    „Danke, Herr Reithofer. Das war wirklich ganz, ganz super.“ Schwarz.

20. TRES CRUCES,
MEXICO

    Ich hab einen Hut, und der ist von Gary’s in Houston. Mein elegantes Modell mit der nicht gar so breiten Krempe heißt LBJ, benannt nach den Initialen eines amerikanischen Präsidenten, dem ich zu seiner Amtszeit nicht begegnet wäre, ohne ihm ein Protestschreiben von mindestens achthundert Seiten in die Hand zu drücken, unterzeichnet von mindestens achthundert mir namentlich bekannten Gegnern seiner Amtsführung.
    Für den jüngeren oder historisch weniger versierten

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