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Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Titel: Kurt Ostbahn - Kopfschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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Leser: Lyndon Baines Johnson (1908-1973) war Präsident der USA und als solcher für die Eskalation des Vietnamkrieges verantwortlich, über dessen Sinnlosigkeit uns heute (in jeder gut sortierten Videothek erhältliche) Filme wie Apocalypse Now, Platoon, Good Morning, Vietnam und Full Metal Jacket Auskunft geben. Am Ende seiner Amtszeit gab sich LBJ verhandlungsbereit, was seinem republikanischen Nachfolger Richard Nixon aber gar nicht ins Konzept passte. Und was der und seine diversen Nachfolger anstellen und angerichtet haben, sowohl daheim als auch weltweit, hat mit meinem neuen Hut eigentlich nur ganz am Rande zu tun.
    Trotzdem hab ich ein sehr ungutes Gefühl, als ich auf Ernestos Autofriedhof im Schatten meiner sündteuren Kopfbedeckung hocke und auf sein Gutachten über den Gesundheitszustand des blauen Miet-Chevrolets warte.
    Ich hab mir den guten Rat des Duke zu Herzen genommen und will schleunigst zurück über den Rio Bravo. Den Kurtl glaubt mir hier sowieso keiner mehr. Aber ich will auch nicht länger John Smith sein müssen, der für zehntausend Dollar den Desperado Ramon um die Ecke bringt. Das ist ein Job für ganz miese Typen wie seinerzeit Jack Palance und Klaus Kinski. Für heute fällt mir eigentlich nur Gary Oldman ein, aber der würde für den Auftrag garantiert das Zehnfache in Rechnung stellen, zuzüglich Catering, das neben harten lokalen Getränken vor allem aus lokalen Halluzinogenen bestehen würde, schätze ich.
    Und das ist entschieden nicht meine Party.
    Jeder, der mich nur ein bissl kennt, weiß das. Der Kurtl sitzt gern länger in der cantina. Okay. Der Kurtl zieht gelegentlich mit compadres und amigos um die Häuser, auch bis in den späten Vormittag hinein, wenn’s sein muss und die Besetzung stimmt. Der Kurtl geht auch gern auf Reisen und er lernt gern fremde Sitten und Gebräuche kennen, aber auch in der Fremde hält er es wie daheim: Sein staunendes Interesse gilt jenen Menschen, die sich und damit anderen Gutes tun, indem sie zum Beispiel Musik machen, die aus dem Herzen kommt, oder rauschende Feste feiern, die noch nicht von Coca Cola gesponsert und von MTV weltweit übertragen werden.
    Und deshalb frag ich meinen Trainer, wo immer er zur Zeit auch stecken mag, wieso er mich in diese beschissene Situation gebracht hat. Ich sitze hier fest, in Tres Cruces, Mexiko, auf Ernestos Autofriedhof, der von den Kindern für den nahenden Totentag mit Buntpapier-Girlanden geschmückt wird, weil auch tote Autos einmal im Jahr ihre Hetz haben sollen.
    Durch eine unglückliche Verkettung der Umstände, für die ich in diesem Fall tatsächlich nix kann, hält mich das freundliche Personal von Tres Cruces für einen abgetakelten Profi-Killer, der gegen ihren Ersatz-Geronimo kein Leiberl hat und daher vor seinem unfreiwilligen und garantiert qualvollen Ableben noch ordentlich was essen und trinken soll, weil im Jenseits die Küche mit Sicherheit schon zuhat, wenn einer wie ich drüben ankommt, und mich der Getränkekellner freundlich, aber bestimmt an die Saftbar bitten wird, weil das Bier leider aus ist, der Wein noch nicht vergoren und segensreiche irdische Erfindungen wie Magenbitter, Whisky und Obstler im Nirvana nicht auf der Karte stehen. „Sieht nicht wirklich gut aus“, platzt Ernesto in meine Gedanken. Er hat meine Kiste auf Anordnung des Duke genau untersucht und macht nun ein sehr betrübtes Gesicht.
    „Was heißt das?“, frage ich.
    „Es ist der Motor“, erklärt mir Ernesto. „Und der Motor kommt aus Detroit.“
    „Scheiße“, sage ich.
    „Kommt drauf an. Vielleicht kommt der Motor auch aus Monterrey. Aber das dauert in jedem Fall viele Tage, und so ein neuer Motor ist mindestens so teuer wie die Hochzeit meiner Schwester.“
    „Großartig“, sage ich.
    Und dann will ich den Trainer sprechen, und zwar sofort und unter vier Augen. Aber da kann mir Ernesto auch nicht weiterhelfen. Ein Trainer ist den netten Menschen in und um Tres Cruces nicht bekannt. Das hat mir auch schon der Duke mit auf den Heimweg gegeben.
    „Kein Trainer“, hat er gemeint, „aber mindestens ein Dutzend Lindas, sieben allein in Reginas Paradies des Südens, wo sie in der Küche, im Service oder als Go-go-Tänzerinnen im Nachtclub arbeiten.“
    Was mich zusätzlich nervlich schwer belastet und worüber ich hier mit keinem Menschen außer dem Trainer sprechen kann, ist der wahre John Smith, der jede Minute in Tres Cruces auftauchen könnte, um seinem mörderischen Handwerk nachzugehen. Was sag ich

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