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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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umspülen: Anita O’Day, Billie Holiday, La Vern Baker, Frank Sinatra, Antonio Carlos Jobim ...
    »Burt Bacharach?« stellt der Doc den Trainer auf die Probe.
    »Logo«, lügt der Trainer. »Kommt noch. Und natürlich Jimmy Smith, weil es nach der elektrischen Gitarre kein geileres Instrument gibt als die Hammond-Orgel.«
    »Tenorsaxophon«, sagt der Doc und läßt seinen Blick in unbekannte Weiten schweifen.
    »Tenorsaxophon«, muß der Trainer zugeben.
    Die Rosi stellt die erste Runde vor den beiden Amateurkriminalisten ab.
    »Was soll i machen?« wendet sie sich an den Trainer. »Soll i allaa daham hockn und plärrn? Do steh i lieber hinter der Budel und plärr mit meine Gäst.«
    Dann hustet sie. Für ihre tote Tochter. Und mindestens fünfundvierzig Jahre Nachtleben.
    Während sich der Doc ganz und gar seinem Tequila-Ritual hingibt, schwenkt der Trainer den Eiswürfel in seinem Whiskyglas.
    »Über was kann ma am Telefon ned reden?« sagt er leise vor sich hin und schaut interessiert dem Eiswürfel zu, der langsam mit der bernsteinfarbenen irischen Spirituose verschmilzt.
    »Die Rikki war bei mir, in der Nacht, bevor des passiert is. Und wia i die Abrechnung gmacht hab in der Fruah, wollts plötzlich den Schlüssel vom Kurtl seiner Wohnung in der Reindorfgassn. Sie hat ned wolln heimgehn. Nicht um die Burg.«
    »Verstehe«, sagt der Trainer zu seinem Jameson.
    »Und weiter? Was könnte sie dazu veranlaßt haben?« meldet sich der Doc. »Wurde Ihre Tochter bedroht? Hatte sie Angst? Und wenn ja, vor wem oder was?«
    Die Rosi bricht mit ihrem Gelübde und schenkt sich einen fürstlichen Scharlachberg ein.
    »Wir ham immer vü gredt mitanand, die Rikki und i. Aber ein Thema war zwischen uns tabu, und zwar seit dem Debakel mit dem Erwin: ihre Mannsbilder. Irgendwann kummt der Punkt, wo du als Mutter weißt, da kannst nimmer helfen. Da is Hopfen und Malz verloren.«
    Die Rikki hatte nach ihrer katastrophalen Ehe viele Männer. Und sie ist immer an oder mit ihnen gescheitert. In letzter Zeit aber, weiß die Rosi, obwohl sie eigentlich nix weiß, ist ihr aufgefallen, daß die Rikki ruhiger, sanfter und weniger gereizt war als früher. Welche Männerbekanntschaft dafür verantwortlich gewesen sein könnte, entzieht sich jedoch der mütterlichen Kenntnis.
    »Aber es war garantiert keiner von meine Gäst — des hätt i sofort mitkriagt, auch wenn ma nix gredt ham über ihre Gschichtn.«
    Der Trainer will noch einen zweiten Jameson und in diesem Zusammenhang nachfragen, ob die Rikki an besagtem frühen Morgen tatsächlich mit dem Zweitschlüssel von Kurtls Wohnung das Espresso Rosi verlassen hat, da landet - bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Tages — eine mächtige Pranke amikal auf seiner schmalen Schulter.
    »Da schau her, der Herr Trainer! Scho wieder auf Brautschau!« freut sich Kommissar Skocik und macht es sich auf dem Barhocker neben Trainer und Trash bequem. »Und natürlich in Begleitung vom Herrn Doktor Dresch. So ein Zufall ...«
    »Ein Kondolenzbesuch«, mault der Trainer. »Was dagegen?«
    Skocik ordert bei der Rosi eine Römerquelle und zückt ein leichtes Kamel.
    »Immer schön sprechen«, rät er dem Trainer. »Damit keine Unklarheiten aufkommen: Wenn Sie schon als Privatdetektive pfuschen, dann will ich am laufenden ghalten werden. Das fand ich fair.«
    Die Rosi stellt wortlos die Römerquelle vor ihn auf die Theke.
    »Und sollt einer von euch mehr wissen als ich, aber mir nix sagen«, fährt Skocik fort und schenkt sich dabei gemächlich ein Glas Mineralwasser ein, »dann kann ich extrem unfair werden. Aber sowos von unfair. Is a Spezialität von mir.«
    Seine nächtliche Visite gilt aber eigentlich nicht den beiden Ermittlern, sondern der Chefin des Hauses. Skocik macht sich mit beiden Ellenbogen auf der Theke breit und bläst der Rosi den leichten Camel-Rauch ins heute besonders stark geschminkte Gesicht.
    »Ihre Tochter, Frau Horvath, war, wie wir wissen, ned grad ein Kind von Traurigkeit. Beruflich wie privat. Und da ist es doch zumindest erstaunlich, daß wir in ihrer Wohnung nicht den geringsten Hinweis auf ein Mannsbild in ihrem Leben gefunden haben. Keine Fotos, keine Briefe, keine Namen oder Telefonnummern. Ned einmal gar nix. Außer einer alten Langspielplatten von meinem speziellen Freund, dem Herrn Ostbahn. › A schene Leich ‹ , mit persönlicher Widmung. Also, Frau Horvath, hat die Rikki noch eine zweite Wohnung ghabt? Ein Liebesnest vielleicht, wo sie eventuell Herrenbesuche

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