Kurt Ostbahn - Peep- Show
denn am liebsten — französisch oder griechisch? Sag!«
Der Trainer sagt gar nichts. Stattdessen versucht er einen klaren Gedanken zu fassen, während Sonja beim Zippverschluß seiner Jeans angelangt ist, den sie mit einem fachkundigen Ruck öffnet.
»So, jetzt leg di nur hin und tu relaxen! Den Rest erledig ich«, verspricht sie. Aber der Trainer will sich weder auf der Profiliege entspannen noch die Fremdsprachenkenntnisse seiner Gastgeberin erforschen. Also zieht er ihre Hand aus seiner Hose und geht abrupt auf Distanz.
»Was is los mit dir, Schatzi?!« erkundigt sich Sonja und mustert ihn skeptisch.
»Nix. Das Ganze ist ein Mißverständnis. Ich wollt eigentlich mit dem Erwin reden.«
»Mit welchem Erwin?«
»Na, der Erwin halt. Stelzhammer.«
»Und wer, bitte, soll des sein?« erkundigt sich Sonja. Dann steigt sie aus dem Bett und geht zur Tür. »Also entweder du willst mi höscherln, oder du bist a Kieberer oder gar a Perverser. Weil ganz dicht in der Birn bist du für mi ned!«
Mit diesen Worten rauscht sie ab in die resopale Wohnküche, wohl um ihren muskulösen Manager telefonisch um Rat zu fragen. Die Vorstellung, von einem Erwin, der gar kein Erwin ist, mit offenem Hemd und ebensolchem Hosenschlitz aus dem Haus geprügelt zu werden, läßt den Trainer zur Höchstform auflaufen. In Windeseile ist er wieder korrekt bekleidet und verläßt grußlos, aber schnellen Schrittes die Absteige.
Er hirscht soeben zur Treppe, als die Tür der 5er-Wohnung auffliegt. Der falsche Erwin und ein weiteres Muskelpaket, das sein jüngerer Bruder sein könnte, treten heraus.
»Gibts a Problem?« erkundigt sich der Bruder.
Der Trainer winkt mit beiden Händen ab: »Alles paletti. War nur eine Verwechslung. D’Ehre, Burschen. Und nix für ungut, gell!« Dann rennt er los, die Stiegen hinunter, durch die finstere Hauseinfahrt hinaus auf die Straße.
»Hast dei Puffn einstecken, Ernstl?« hört er in seinem Rücken den falschen Erwin fragen. Und ein paar Augenblicke später die Antwort: »Na, aber des Arschloch bau ma a ohne Kandl um auf a Nochtkastl!«
Im grellen Schein der Nachmittagssonne überlegen es sich die beiden Verfolger offenbar anders. Denn als der Trainer außer Atem die Tür seiner froschgrünen Rostlaube zuschlägt, steht das Muskelduo vor dem traurigen Portal der einstigen Fischfiliale und zeigt ihm grimmig die ausgestreckten Mittelfinger.
***
Neun Uhr abends. Dr. Trash hat sich inzwischen rasiert und präsentabel gemacht. Trotzdem geht ein seltsamer Geruch von ihm aus. Das Fräulein Bettina, das mit den beiden Herren in ihrer Wohnküche sitzt, rümpft ihr entzückendes Näschen, grübelt kurz vor sich hin und schüttelt dann den Kopf. Dem Trainer, der seine aufregende Exkursion in die Rauchfangkehrergasse noch nicht ganz verdaut hat, sind solche Feinheiten fremd.
»Warst du vielleicht beim Zahnarzt, Doc — einmal Reißen und Abschleifen?« erkundigt er sich frohgemut. »Oder kriegst du dein After Shave jetzt direkt von der ÖMV?«
»Was soll das heißen?«
»Naja, du riechst ein bisserl streng. Irgendwie chemisch.«
Trash hüstelt verlegen.
»Das kommt wahrscheinlich von diesem ekelhaften Löschschaum«, meint er. »Schließlich war ich ein paar Stunden lang in meiner Wohnung unten. Ein deprimierender Anblick - was der Brand und die Feuerwehr nicht vernichtet haben, das stampfen die Handwerker in Grund und Boden. Und gestunken hat‘s auch. Wer weiß, was diese Menschen treiben ...«
»Verstehe. Macht ja nix. Man gewöhnt sich an alles«, sagt der Trainer, nur um irgendwas zu sagen. Und dann berichtet er den beiden Stubenhockern in aller Ausführlichkeit von seinen Außendiensterlebnissen.
»Da müssen wir ja dem Herrgott danken, daß Sie so glimpflich davongekommen sind«, strahlt die freundliche Gastgeberin den Trainer an, als er mit dem Erzählen fertig ist. »Mir ist lieber, Sie sitzen jetzt an meinem Tisch, als daß Sie morgen vor mir am Tisch liegen.«
»Wie meinen?« murmelt der Trainer verblüfft
»A blede Gschicht, um mit dem Kurtl zu sprechen«, unterbindet der Doc jede weitere Diskussion. »Bisher haben wir also weder einen Verdächtigen noch sonstige weiterführende Informationen. Meine Recherchen haben nämlich auch nichts ergeben — wahrscheinlich deshalb, weil unsere Polizei immer noch mehr mechanische Schreibmaschinen benützt als Computer. Wenn wir wenigstens wüßten, mit welcher Waffe die Tat begangen wurde ...«
»Die Horvath wurde von einem großkalibrigen
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