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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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das bist du dem Kurtl, dem Doc und vor allem der toten Rikki schuldig. Amen.
    »Tag, bin ich da richtig bei...«, hebt der Trainer mit stark belegter Stimme an, als er vor der 7er-Tür (mit dem »I-Rotes-Herz-Sportclub«-Aufkleber) einem solariumsgebräunten Henker gegenübersteht. Der Muskelmann trägt einen Schnauzbart und ein absolut herzloses Lächeln im Gesicht.
    »Jetzt scho? Hamma ned gsogt um drei?« begrüßt er den Trainer und gönnt ihm keine Nachdenkpause. »Wurscht. Kumm eine!«
    Und schon steht der überraschte Privatermittler in einer Wohnküche, Baujahr zirka 1972, also spätes Resopal, und hinter ihm fällt die Tür ins Schloß.
    Erwin Stelzhammer trägt so einiges an seinem beängstigend gestählten Körper, das den Trainer in einer weniger heiklen Situation dazu veranlassen würde, die Straßenseite zu wechseln: eine knallblaue Jogginghose mit roten Rennstreifen, ein ärmelloses weißes Rippleiberl, dessen dunkle Flecken auf der breiten Brust den Träger als militanten Rotweintrinker ausweisen, und eine massive Goldkette um den Hals, komplett mit einem goldenen Christus am Kreuz und einem Ehering. Den linken Unterarm ziert eine Meerjungfrau, den rechten Bizeps ein blutendes Herz und der Name Sonja.
    »Besuch für mich?« tönt eine schrille weibliche Stimme aus dem Nebenzimmer. »Bin gleich da!«
    Jetzt kennt sich der Trainer überhaupt nicht mehr aus.

Kapitel 4:
    »Kondolenzbesuch im Single-Treff«
    »Wunderbar«, denkt der Trainer und meint, wie so oft, genau das Gegenteil.
    Ein unangekündigter Besuch bei einem als jähzorniger Gewalttäter bekannten Typen wie dem Erwin Stelzhammer — sowas kann ja nur zu bösen Überraschungen fuhren. Und mit denen kann der Trainer nicht wirklich umgehen. Seine langjährige Praxis als nebenberuflicher Privatermittler hat ihn gelehrt, die Grenzen seiner Belastbarkeit zu akzeptieren: Böse Überraschungen erlebt er am liebsten per Telefon, bei einem kleinen Bier im Cafe Rallye oder im Cockpit von Doktor Trashs Datenzentrale in der Kirchengasse. Hautnah und vor Ort — das ist des Trainers Sache nicht. Man ist ja schließlich nicht der Philip Marlowe.
    Und deshalb macht er jetzt auch in der resopalen Tristesse von Erwins Substandard-Küche alles andere als eine souveräne Figur.
    »Äh, ich wollt eigentlich ...«, versucht er zaghaft, die Situation in den Griff zu kriegen. Aber der Erwin läßt ihm keine Chance. Er legt ihm amikal seine rechte Pranke auf die schmale Schulter und meint: »Erledig ma zuerst des Geschäftliche. Also, wie telefonisch besprochen: französisch macht 400,-, Fullservice kummt auf 700,—, und diverse Extras kosten extra. Logisch, ned?«
    Erwin lacht. Und dem Trainer wird langsam, aber sicher der Ernst der Lage bewußt. Der Marktfahrer ist mit seinem eigentlichen Beruf anscheinend nicht ausgelastet und verdient sich ein Zubrot, indem er eine Gunstgewerblerin mit durchdringender Stimme managt.
    »Und noch was«, sagt der Erwin und nimmt seine Riesenpratze endlich wieder von der Trainerschulter. »Bei der Sonja is alles möglich - aber nix ohne. Alles klar?«
    »Alles klar«, krächzt der Trainer. Er will hier nur raus, heim in seine Meidlinger Mansarde. Aber momentan schaut’s gar nicht gut aus, wie der Doc zu sagen pflegt. Denn die Tür zum Nebenzimmer fliegt auf, und Sonja — eine in die Jahre gekommene Zellolita mit roten Dessous, schwarzen Strümpfen und rosa Pantoffeln — betritt die Szene.
    »Servas, Schatzi«, sagt sie und grinst mindestens genauso herzlos wie ihr Finanzberater. Ihr Lächeln enthüllt, daß ein Zahnarztbesuch dringend anzuraten wäre. Aber der Trainer beschließt, sich gute Ratschläge zu ersparen, zückt wie in Trance seine Geldbörse und überreicht dem Hausherrn seinen vorletzten Tausender.
    Als der Blaue im Hosensack der Trainingskluft verschwunden ist, wünscht Erwin dem Trainer »gute Verrichtung« und meint im Abgehen zu seiner Sonja: »I bin drüben beim Ernstl, auf a Hülsen. Wann was sein sollt, du waaßt eh ...«
    »Was soll scho sein mit uns zwa Hübschen?« meint Sonja, hakt sich bei ihrem unfreiwilligen Kunden unter und entführt ihn an ihren Arbeitsplatz.
    ***
    Dem Trainer jagen jede Menge halbgare Überlegungen durch den Kopf, während die Gürtelschnalle mit geübter Hand sein Hemd aufknöpft und sich an seiner Gürtelschnalle zu schaffen macht.
    »Ich wollt eigentlich nur reden«, sagt er mit kläglicher Stimme.
    »Mit mir kannst über alles reden«, meint die Liebesdienerin anzüglich. »Wie

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