Kurt Ostbahn - Peep- Show
empfangen hat? Beruflich oder privat? Und wie is des mit dem Ostbahn, dem alten Freund des Hauses? Wie man hört, war der ja ihr liebster Stecher, praktisch von Kindesbeinen an? Was glaubens denn, warum er sie besucht hat in der Peep-Show? Und kurz drauf wars tot!«
»Keine Ahnung«, sagt die Rosi, die im Laufe ihres an Tiefpunkten reichen Lebens schon mit vielen Polizisten zu tun hatte, aber bei so einem ekelhaften Exemplar nur mühsam die Fassung bewahren kann. »Was Sie von meiner Tochter haltn, hams mir grad laut und deutlich gsagt. Ihnen kann ma eh nix erzähln.«
»Stimmt«, sagt Skocik. »Gar nix.«
Die Rosi wirft dem Trainer einen warnenden Blick zu und dreht sich weg. Ihr Hustenanfall hört sich besonders schlimm an.
***
»Weil wir grad so gemütlich beinander sitzen«, wendet sich Skocik mit einem Barracuda-Lächeln an Trainer und Doc. »Wir haben ermittelt, wohin sich der Ostbahn, ihr bester Freund und mein Hauptverdächtiger, abgesetzt hat - per Westbahn nach Frankfurt, dann mit dem Flieger nach New York und von dort aus in ein gewisses New Orleans. Und jetzt passens gut auf: Sie zwei haben genau achtundvierzig Stunden Zeit, mich davon zu überzeugen, daß der feine Herr Doktor Ostbahn unschuldig is. Entweder Sie schaffen ihn persönlich her, oder Sie liefern mir eindeutige Beweise.«
»Und wenn nicht?« erkundigt sich der Doc.
»Ganz einfach«, sagt Skocik und lüftet das Designer-Sakko, um die Handschellen zu zeigen, die an seinem Hugo-Boss-Gürtel baumeln. »U-Haft. Alle beide. Sie wissen eh, was das bedeutet: keine harten Drinks mehr und keine Orangenspaltln zum Auszuzeln. Und euern Ostbahn kauf ich mir mit der Interpol. Und dem FBI. Ende der Dienstreise.«
Dann schwingt er sich vom Hocker, gibt der Rosi mit einem boshaften Augenzwinkern zu verstehen, daß die Römerquelle auf Haus geht und empfiehlt sich.
»Also, die Schlüsseln vom Kurtl seiner Wohnung«, sagt die Rosi nach Skociks Abgang leise, »hat die Rikki in der Früh mitgnommen. Das war alles. Da hab ich sie das letzte Mal gsehn.«
»Verstehe«, sagt der Trainer und durchsucht im Geiste fieberhaft seine Meidlinger Mansarde nach den Reserveschlüsseln seines einstigen Plattenlagers, das nun schon seit Jahren Kurtls Bleibe ist. Und das Rikki offenbar als Versteck dienen sollte, vor dem letzten üblen Mannsbild ihres Lebens.
»Ohne Hausdurchsuchungsbefehl kommt der Skocik nicht in Kurtls Wohnung«, sagt der Doc und ist plötzlich voller Tatendrang. »Bis er sich den besorgt hat, sind wir im Vorteil. Und den sollten wir nützen.«
»Vorausgesetzt, ich find die Schlüsseln«, meint der Trainer mit wenig Hoffnung in der Stimme.
Kapitel 5:
»Famous Last Words«
Montag, 6. April:
Fast sieben in der Früh. Habe eine lange und anstrengende Nacht hinter mir, aber jetzt fühle ich mich seit Tagen das erste Mal halbwegs sicher. Hier in der Reindorfgasse, auf Kurtis Bettbank, werde ich nach dem Wahnsinn der letzten Wochen zumindest für ein paar Stunden unbesorgt die Augen zumachen können. Endlich wieder richtig schlafen, ohne Angst, daß jeden Moment das Telefon oder die Gegensprechanlage läutet! D. hat mir seit seiner unsäglichen Idee mit der Kinderjause das Leben wirklich zur Hölle gemacht.
Aber noch schlimmer als sein ständiger Telefon- und Briefterror war das Gefühl, mit keinem Menschen darüber reden zu können. Die Mama hat wie immer abgeplankt. Typisch. Wenn es um Gefühle geht, ist sie einfach nicht zuständig. Das war schon immer so. Dabei kann man nicht sagen, daß sie ein herzloser Mensch wäre. Im Gegenteil. Nur mit meinem Innersten kommt sie offenbar nicht zurecht. Aber es ist sowieso sinnlos, sie mit der ganzen Scheiße zu belasten, in die ich da hineingeraten bin.
Wenn ich an die letzten Wochen seit der Kinderjause denke, dann verstehe ich nicht, wie ich auf den D. so habe abfahren können. Wie ein Teenager, verliebt über beide Ohren. Er hätte von mir alles, wirklich alles haben können. (Wollte er aber eh nicht...) Heute sieht die Sache anders aus. Ich denke an meine Empfindungen für ihn, und mein Kopf sagt mir, wie schon damals, als ich ihn das erste Mal gesehen habe: Finger weg! Dieser Mann ist nicht gut für dich! Dieser Mann liebt dich auf eine Art und Weise, die dir nur schaden kann!
Daß der Kurti heute nacht zu mir in die Hirschengasse gekommen ist, hat mir sehr geholfen. Er ist der einzige Mensch in meinem Leben, der wirklich zuhören kann. Er sagt zwar nie viel, wenn wir miteinander reden, aber was er
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