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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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diesen sogenannten D. betrifft ...«
    » ... der eigentlich Dietrich heißt, wie wir mittlerweile wissen ...«, unterbricht ihn der Doc mit leiser Ungeduld.
    »Genau. Also, was diesen Dietrich betrifft, der ist mir echt nicht wurscht.«
    »Großartige Erkenntnis! Geht’s auch ein bißchen konkreter? Was stimmt nicht mit dem Mann? Heimlicher Trinker? Spieler? Strangulationsfetischist?«
    »Steht alles da!«
    Nachdem der Trainer Ordnung in die Zettelwirtschaft gebracht hat, faßt er seine und Bettinas Erkenntnisse so gut wie möglich zusammen. Der Doc hört zu - und bereut mehr denn je, daß er kein anständiges Handwerk erlernt hat. Dann wäre ihm das alles erspart geblieben.
    ***
    Dieter Dietrich (der es gar nicht mag, wenn man ihn »Didi« nennt), ist 48, schaut aber um einiges jünger aus, wenn man den Worten der Rikki glauben darf.
    »Das dürfen wir unbedingt«, wirft der Doc an dieser Stelle ein. »Wenn eine Frau jemandem die Wahrheit sagt, dann ihrem Tagebuch.«
    Kennengelernt hat die Rikki ihren Verehrer, als sie eines naßkalten Winterabends vor dem »Künstlereingang« der Live Girl Revue von einem hartnäckigen Peep-Show-Kunden abgepaßt wurde. Dem Kerl hatte ihre Darbietung so gut gefallen, daß er unbedingt mehr wollte als nur schauen. Im letzten Moment tauchte ein gepflegter Herr auf, der den Zudringlichen mit ein paar lauten Worten und einem drohend erhobenen Regenschirm in die Flucht schlug.
    Der Retter in der Not war Herr Dietrich. Er stellte sich höflich vor und lud die Rikki auf einen Kaffee ins Westend ein, wo er verdächtig schnell seine Lebensgeschichte vor ihr ausbreitete. Also: Dietrich (»Nennen Sie mich doch Dieter, Fräulein Rikki!«) ist Witwer und Vater von drei Kindern, die aber alle schon aus dem Haus sind -sogar die Tochter mit ihren erst neunzehn Jahren. Woran seine Frau, die Hedi, gestorben ist, ist unbekannt. Bekannt ist nur, daß sie bis zu einem gewissen Vorkommnis im Leben »sein Engel« gewesen ist. Und danach plötzlich nur noch die Hedi.
    Dietrich hat eine gesicherte Stellung im Marktamt, wo er als Aufsichtsbeamter im Außendienst tätig ist. Und er wohnt in der Raimundgasse, gar nicht weit von Rikki entfernt. Aus diesem Grund erbot er sich am ersten Abend auch gleich, sie nach Hause zu begleiten. Beim Abschied vor dem Haustor fragte er dann noch in seiner altmodischen Art, ob er sie wieder treffen dürfe — in allen Ehren, versteht sich.
    Da die Rikki den Dietrich durchaus sympathisch fand, sagte sie zu. Immerhin war er ein Mann, der nichts mit dem Milieu zu tun hatte. Das zeigte sich besonders deutlich, als sie ihm bei einem ihrer gemeinsamen Konditoreibesuche gestand, womit sie ihr Geld verdiente. Da war er ganz entsetzt und machte sich sofort erbötig, sie »aus diesem Sumpf herauszuholen, koste es, was es wolle«.
    Später, nach der »Kinderjause«, vermutete die Rikki, daß der Dietrich die Peep-Show auch von innen kannte und den ganzen Vorfall beim Künstlereingang selbst inszeniert hat. Aber damals, im November, fand sie ihn noch richtig nett. Sie freute sich über seine Blumen und kleinen Geschenke, wollte aber nie Geld von ihm annehmen - bis zu jenem schicksalshaften Tag, als Krankenkasse und Finanz plötzlich 150.000 Schilling Nachzahlung aus ihrer Boutiquenzeit forderten. Weil sie auf der Bank keinen Kredit mehr bekam, akzeptierte sie schweren Herzens Dietrichs zinsenloses Darlehen. Doch sie fragte sich auch, woher ein einfacher Beamter wohl soviel Geld haben könnte ...
    Sexuell hatte sie übrigens nie was mit dem Dietrich. Nicht, daß sie abgeneigt gewesen wäre, aber er schien daran überhaupt kein Interesse zu haben. Er himmelte »seine« Rikki einfach nur an. Als sie ihm einmal, nach einem besonders romantischen Abend zu zweit, leicht beschwipst die Zunge in den Mund stecken wollte, um das Abschiedsbusserl ein bißchen pikanter zu gestalten, war ihr Galan total schockiert. Er erklärte ihr lang und breit, daß es ihm »nicht um ihren Körper, sondern einzig und allein um ihre schöne Seele« gehe, daß er nach dem Tod seiner Hedi unbefleckt geblieben sei und daß er auch mit ihr nur eine »Josefsehe« fuhren wolle.
    Nach diesem Vorfall wurde der Herr Dietrich seiner neuen Flamme immer unheimlicher. Daß er sie dann bei dieser schrecklichen Kaffeejause auch noch als »seine Zukünftige« präsentierte und sie vor seinen mißratenen Sprößlingen bloßstellte, gab den Ausschlag: Mit diesem Narren wollte die Rikki nichts mehr zu tun haben.
    ***
    Es ist kurz

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