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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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Minikassette voll mit vertrauten Stimmen, die ihre dringenden Anliegen deponieren. Der Trainer kennt eindeutig viel zu viele Leute.
    Er beschließt, auf die meisten Anfragen zu einem späteren Zeitpunkt zu reagieren — zum Beispiel, nachdem der Kurtl, der Doc und er selbst aus dem Schneider sind. Sowohl die Sache mit dem überzogenen Uberziehungsrahmen, wegen der sein Sachbearbeiter aus der Bank schon wieder vorstellig geworden ist, muß jetzt warten können, wie auch die lästige Angelegenheit mit seinen ausständigen Krankenkassabeiträgen. Die frohe Botschaft von Gitti Kaltenbeck, sein kanarischer Exhund Che hätte ihr beim Äußerln im Auer-von-Welsbach-Park einen wohl entflogenen Kanarienvogel mit durchgebissener Kehle vor die Füße gelegt, läßt den Trainer an diesem Vormittag ziemlich kalt. Und die drei harschen Erkundigungen seiner Grazer Flamme Romana, ob sie sein beharrliches Schweigen als Rückzug aus ihrer jungen Liebe deuten solle, werden die nächsten Tage ebenso unerwidert bleiben müssen wie die besorgten Anrufe der Ostbahn-Kombo, die wissen will, wann die nächsten Proben- und Studiotermine stattfinden.
    Erst Botschaft Nummer 15 (datiert mit heute, 4 Uhr 57) kann das Interesse des Trainers wirklich wecken:
    »Ostbahn. Servas, Trainer! Wie is die Lage? Was macht die Liebe? Folgendes: Bin da in der Nähe von Lafayette, wers kennt. Wollt eigentlich nur wissen, wies der Rikki geht. Tut mir leid, daß ich mich vor der Reise nicht mehr drum hab kümmern können. Aber du weißt eh, was ich für einen Mörderstreß beinand ghabt hab. Wanns irgendwelche Wickeln gibt, speziell wegen dem Russenkredit, dann ruf mich zurück. Das Motel heißt ... wart, gleich, es klopft ... (Schritte, leise Stimmen) ...Trainer, ich kann jetzt ned. Wir bleiben in Verbindung!«
    »Wunderbar«, murmelt der Trainer, als ein Pfeifton das abrupte Ende des Telefonkontakts zu dem dringend Tatverdächtigen anzeigt. Einen weiteren Versuch, mit seinen Wiener Kriminalassistenten in Verbindung zu bleiben, hat der Kurtl offenbar nicht unternommen. Denn die sechzehnte Botschaft stammt schon von der Rosi, die gegen halb zehn an diesem grauenvollen Morgen dem Band anvertraut hat, daß die Sterbeurkunde ihrer Tochter zur Abholung beim Amt bereitliegt, und daß man daher heute noch, spätestens aber morgen (»Wia in hinkumm ...«) Zugang zum Bankschließfach der Ermordeten hätte. Dann hustete sie und legte auf.
    Der Doc gibt einstweilen seiner Ungeduld Ausdruck, indem er in der Küche lautstark mit dem Kaffeelöffel im Häferl klappert »Imma schön pomali!« meint der Trainer. »Is eh gleich aus.«
    »Polifka spricht«, beginnt endlich die siebzehnte und letzte Nachricht. Dann eine lange Pause. »Herr Trainer? Hallo! Polifka da! Es warat wegen der Rikki und ihrem Kreuz. Die Bandscheiben, Sie wissen schon. Und wegen dem Schiro ... Kiro ... Praktikant ... also, wegen dem Spezialisten, den was ich ihr rekommandiert hab. A Wunderdoktor, a echter Kapazunder, wenns mi frogn. Dagegen war der Axel Munthe, hervorragend gegebn vom Oskar Werner, wie man weiß, also gegen den war der Munthe a Schas im Wald ...«
    Mit diesem herzhaften Vergleich endet das Band. Der Trainer, der sich keine einzige Notiz gemacht hat, weil die wichtigen Leute eh noch einmal anrufen und alle anderen sich gefälligst brausen gehen sollen, drückt die Löschtaste, um wieder Platz zu machen für neue Nachrichten aus aller Welt.
    »War das nicht dieser unmögliche Polifka aus der Peep-Show?« meldet sich der Doc von nebenan. »Was wollte er denn?«
    »Keine Ahnung«, sagt der Trainer schwach. »Vielleicht wollt er mir der Rikki ihren Chiropraktiker empfehlen...«
    »Spul zurück! Ich will das hören!« ruft der Doc, der plötzlich vom Frühstückstisch angerast kommt und dabei seinen Kaffee übers Vorzimmer-Linoleum verteilt.
    »Zu spät. Schon gelöscht.«
    ***
    Eine halbe Stunde später sitzen Trainer und Trash in der spartanischen Bleibe des pensionierten Kinobilleteurs in der Turnergasse, nur wenige Minuten von seinem jetzigen Arbeitsplatz, der Live Girl Revue, entfernt. Der Polifka für haust auf Zimmer-Küche im ersten Stock, genau über einem ebenso weltbekannten wie heruntergekommenen Tattoo-Studio. Eine Batterie leerer Weinbrandflaschen sowie eine säuberlich geordnete Kollektion fast aller Ausgaben des Neuen Film-Kurier deuten unmißverständlich auf die beiden Hauptinteressen des Bewohners hin.
    Feste Nahrung hat der Polifka für nicht im Haus, aber im Eiskasten gibt es

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