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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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nach sieben, und in der Pizzeria Azzuro herrscht Hochbetrieb. Übergewichtige Familien berauschen sich nach ihren Shopping-Exzessen im Donauzentrum an Tonios Mega-Pizzas und dem als Chianti oder Valpolicella getarnten Sauerampfer. Dazu reicht man Eros Ramazotti, in einer Lautstärke, daß Trainer und Trash ihre vertraulichen Informationen beinahe brüllend austauschen müssen.
    Die entnervten Hobbykriminalisten konnten einen Fensterplatz im ersten Stock des Lokals ergattern. Bei garantiert ungiftigem Flaschenbier genießen sie nun die einzigartige Aussicht: den Blick auf die Straße und das monolithische Einkaufsparadies aus grauem Stahlbeton.
    »Bei unserem Freund Stelzhammer bleiben wir beinhart auf Kurs«, meint der Doc. »Wertpapiere. Verlassenschaft. Das lockert diesem Kretin die Zunge. Neunzig Prozent von dem, was er uns zu sagen hat, ist natürlich Schrott. Aber der Rest könnte einen entscheidenden Hinweis erhalten.«
    Nach diesem Monolog schweift sein Blick — wie so oft in den letzten Tagen — in kosmische Fernen. Ob das mit seinem auffallend langen Toilettenbesuch kurz vorher zu tun hat, will der Trainer gar nicht so genau wissen. Er muß nämlich, bevor der echte Erwin kommt, noch ein wichtiges Detail loswerden, das bisher der Erschöpfung oder den zahllosen Bieren des Tages zum Opfer gefallen ist.
    »Die Bettina und ich haben übrigens in einem von Rikkis Notizkalendern ein zugepicktes Kuvert gefunden«, sagt er zum Doc, der sich nur schwer aus jenem mentalen Zustand befreien kann, den der Wiener gern als »ins Narrenkastl schauen« bezeichnet.
    »Ahja. Und?«
    »In dem Kuvert war ein Schlüssel. Und zwar der Schlüssel zu einem Bankschließfach.«
    Plötzlich ist Dr. Trash wieder putzmunter: »Und weiter? Was hast du unternommen? Zum Beispiel umgehend die Rosi angerufen, oh sie was darüber weiß?«
    »Noch nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Ned bös sein, Doc ...«, sagt der Trainer ganz ruhig, aber das gefährliche Blitzen in seinen Augen spricht eine ganz andere Sprache. Dann springt er auf und eilt zum Münzfernsprecher.
    ***
    So groß die Pizzen im Azzuro auch sein mögen, bei den Telefongebühren kalkuliert der Wirt mit einer mehr als stattlichen Gewinnspanne. Kaum hat der Trainer die drei Schilling Mindesteinwurf geopfert und die Nummer des Espresso Rosi gewählt, fordert ihn ein penetrantes Piepsen auf, noch mehr Hartgeld nachzuschicken.
    Nach weiteren fünf Schilling hebt die Rosi ab. Der Trainer deponiert seine Anfrage und wirft sicherheitshalber noch ein paar Zehner in den gierigen Schlund des Automaten, weil sich die Rosi gern Zeit zum Nachdenken läßt.
    »A Bankschließfach?« sagt sie endlich. »Ja, stimmt, des hats vor ein paar Jahren eröffnet, bei der CA draußen in der Währinger Straße, Ecke Martinstraße. Für alle Fälle. Aber wurscht, was die Rikki dort hinterlassen hat, i kann ned dazu.«
    »Warum ned?« erkundigt sich der Trainer.
    »Weil i nur im Todesfall Zutritt hab zu dem Schließfach. Und dafür brauch i ihr Sterbeurkunde. Die kriagt man ned von heut auf morgen — sowas kann dauern, grad in so an Fall.«
    »Verstehe«, will der entmutigte Trainer sagen, aber da fällt der letzte Zehner, und das Telefonat findet ein abruptes Ende.
    ***
    Der Doc blickt aus dem Pizzeria-Fenster und denkt an seine liebreizende Pathologin oder auch an die Lebensgewohnheiten der Ameisen. Man weiß es nicht. Der Trainer sitzt ihm gegenüber, stiert in sein Bier und sinniert über das Beziehungschaos mit seiner Grazer Buchhändlerin nach, das ihm erspart geblieben wäre, wenn der Kurtl ihn nicht schon wieder in einen Mordfall verwickelt hätte.
    »Da kommt er. In Zivil«, platzt der Doc in das traute Schweigen.
    Erwin Stelzhammer hat soeben den Mitarbeiterausgang der Einkaufsburg verlassen und will die Straße überqueren. Er schaut zuerst nach links, dann nach rechts. Kein Auto weit und breit. Kaum hat er jedoch die Fahrbahn betreten, schießt ein roter Kombi mit quietschenden Reifen wie aus dem Nichts auf ihn zu.
    In Superzeitlupe sehen die Beobachter von ihrem Fensterplatz aus, wie der Erwin plötzlich stehenbleibt, um dem Tod in die aufgeblendeten Scheinwerfer zu blicken, wie er von der Schnauze des Killerautos erfaßt und durch die Luft gewirbelt wird. Endlose Sekunden später schlägt er lautlos auf dem Asphalt auf und rührt sich nicht mehr.
    Der Kombi verschwindet um die Ecke.
    »Scheiße«, sagen Trainer und Trash wie aus einem Munde, werfen einen Hunderter auf den Tisch und rennen

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