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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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hoch, wie viele Kaffee ich trunken hab. San ma uns ehrlich: Wos is des no fia a Lebn?«
    Seine fernmündliche Verfügbarkeit ist nicht Brunners einziges Problem. Momentan gibt ihm Ursulas Schrebergartenhütte, gleich vis-à-vis vom Schutzhaus, die er vor zwei Jahren generalsaniert hat, immer neue Rätsel auf.
    Der Doc übt sich in Geduld und mimt den interessierten Zuhörer. Wer Brunners Rat sucht, muß ein Ohr haben für seine kleinen Tragödien: Im März wurde die Kleingartenanlage ans städtische Kanalnetz angeschlossen, und seit den Grabungsarbeiten ist die Holzhütte mindestens zehn Zentimeter den Hang hinuntergerutscht. Jetzt sind die Fensterrahmen verzogen, die Türen schließen nicht mehr, und im Gebälk knarrt und ächzt es wie in einem Spukhaus. Vor allem nachts. Die Ursula kriegt bei dem Wirbel kein Auge zu. Dabei wollte sie heuer ihren Urlaub am Schafberg verbringen. Seit Wochen ist Brunner nun mit der Schadensbegrenzung befaßt, indem er eigenhändig Betonstützen aufmauert, die das Gartenhaus vor einem weiteren Abrutschen bewahren sollen.
    »Für die Versicherung is des kein Thema. Die zahlt nix. Weil an der Hütten in der Vergangenheit angeblich unsachgemäße bauliche Veränderungen vorgenommen wurden. Alles a Bledsinn! Einen Schupfen hab ich angebaut, letztes Jahr, für die Hollywoodschaukel, den Griller, die Gartenmöbeln und den Rasenmäher. Wann Sie sich auf die Versicherungen verlassen, Herr Dresch, dann sans garantiert verlassen. Alles Gangster und Ganoven!«
    »Apropos«, versucht der Doc das Gespräch wieder auf den eigentlichen Grund des Treffens zu bringen. »Sie haben vorhin gemeint, der Trainer und ich würden durch unsere Arbeit Tote wecken. An wen konkret haben Sie da gedacht?«
    »Hab ich was von Toten gsagt?« erkundigt sich Brunner und beobachtet dabei verdrossen den Kellner, der ein Tablett mit Bieren und Limonaden in den hinteren Teil des Gastgartens schleppt. »Eine Tote reicht.«
    »Und zwar?«
    »Hedi Dietrich. Die selige Gattin von Ihrem Rosenkavalier. Is scho a Ewigkeit her. Aber es gibt Sachen, die vergißt ma ned. Ich hab den Fall damals über ghabt. Scheinbar a ganz normaler Haushaltsunfall. Beim Fensterputzen ungschickt gstürzt. Aber ich hab damals schon gwußt, die Sache stinkt. Sowas hat man im Urin. Leider war dem trauernden Witwer nix nachzuweisen. Dieter Dietrich, stimmts? Inspektor beim Marktamt. Es gibt Namen, die vergißt man sein Lebtag ned ...«
    Als der Kellner endlich Brunners magische Mischung serviert und das stabilisierende Achtel Rot für den Doc, ist der pensionierte Ermittler wieder ganz in seinem Element:
    »Die Dietrichs, das war eine Familie wie aus dem Bilderbuch. Da gabs keine Probleme. Vater Beamter, Mutter Hausfrau, drei brave Kinder. Und kein Schlendrian. Da wurden zum Beispiel jeden ersten Montag im Monat die Fenster geputzt. Von der Mama persönlich, weil Putzfrau wollte man sich keine leisten. Beim zweiten Fenster im Wohnzimmer is es dann passiert: Die Dietrich steht auf der Leiter und will die Oberlichte waschen, öffnet sie wie immer, aber da kommt ihr plötzlich das ganze Fenster entgegen. Sie verliert das Gleichgewicht, stürzt von der Leiter, reißt die Oberlichten mit sich, und die Glassplitter schneiden ihr die Kehle durch. So wars. Angeblich. Ein tragischer Unfall. Vielleicht aber wars ganz anders. Vielleicht hat jemand an der Oberlichten manipuliert, und zwar derart, daß sie aus dem Fensterrahmen kippt, sobald man sie öffnen will. Die drei Dietrich-Kinder waren an dem Vormittag jedenfalls in der Schule und der Ehemann im Dienst. Er hat die Tote gefunden, als er in der Mittagspause heimgekommen ist. War ein richtiger Sparefroh, der Dietrich. Hat sich den Dienst so eingeteilt, daß er zum Essen immer daheim war. Er hat sofort die Rettung alarmiert, aber da wars längst zu spät.«
    »Und Sie glauben, der Dietrich hat den Fenstersturz inszeniert und so seine Frau umgebracht?« fragt der Doc.
    »Ich weiß es, Herr Dresch«, sagt Brunner, »aber ich könnt ihm nie was nachweisen. Der Mann war bei jeder Vernehmung ein Häuferl Elend. Sehr überzeugend. Und er hatte ein Alibi.«
    Nämlich die Likörstube Nemetz in der Herklotzgasse. Dort hat Dieter Dietrich an jenem Vormittag angeblich nach dem Rechten gesehen und laut Bericht ein paar Mängel beanstandet, die für den Eigentümer des Lokals dann aber ohne Folgen blieben.
    »Der Brandineser war seit ewigen Zeiten aktenkundig«, erinnert sich Brunner. »Der alte Nemetz sitzt wegen Hehlerei

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