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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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krachiger Musik aus dem Kofferradio und Sandlern, die mitten in der Nacht bei fünf Grad minus »a Burenheidl« schnorren wollten, ist der seelenlosen Fadesse der freien Marktwirtschaft gewichen. Heutzutage darf jeder Würstelverkäufer den Unternehmer spielen, am liebsten mit eigenem Aktien-Portfolio. Der Doc schüttelt den Kopf, seufzt noch einmal und preßt die kühle Bierdose gegen seine Stirn.
    »Hallo, hallo — Erde an Doktor Trash!« ruft der Trainer und wedelt ihm mit der Hand vor dem Gesicht herum. »Können Sie mich verstehen?«
    »Aber ja. Was ist denn schon wieder?«
    »Wie kann einer auf Äther süchtig werden? Ist das nicht das Zeug, das man früher zum Zahnreißen genommen hat?«
    »Das war Lachgas, du Hirsch. Äther hast du bestenfalls bei deiner Mandeloperation verabreicht bekommen. Außerdem wäre es mir lieb, wenn du nicht immer von Sucht sprechen würdest ... Betrachte es einfach als schlechte Angewohnheit.«
    »Na, ich weiß nicht. Wer sich so aufführt wie du in letzter Zeit, muß schon ein ziemliches Problem haben. Ewig im Badezimmer herumwerken, rote Augen, permanent schlechte Laune - und noch dazu dieser grausliche Zahnarztgeruch! Kannst du nicht Haschisch und LSD konsumieren wie andere Leute auch?«
    »Was kümmern mich andere Leute? Äther ist ein Rauschmittel mit Tradition! Schon Edgar Allan Poe frönte dieser exotischen Leidenschaft.«
    »Der hat sich totgesoffen, soviel ich weiß. Da war der Äther auch schon wurscht. Schädlich genug ist das Zeug ja. Laut dem Drogenlexikon, das mir eine reizende Bekannte vorher in die Hand gedrückt hat, fällt Äther unter die Gruppe der Delirianten und kann zu starken Halluzinationen führen. › Fälle psychischer Abhängigkeit sind bekannt, letale Fälle nicht selten ‹ , steht da. Außerdem werden Hirn und Leber geschädigt. Wie kommst du eigentlich auf die hirnrissige Idee, mit so einem Klumpert anzufangen — du hältst doch sonst so viel auf Logik und Vernunft?!«
    »Ganz ehrlich?« fragt der Doc kleinlaut.
    »Ganz ehrlich.«
    »Na gut. Nach der Geschichte mit dem Mädchenmörder, der seine Opfer lebendig einmauerte (siehe auch: »Kurt Ostbahn: Platzangst«, 1997), war ich mit den Nerven am Ende. Schließlich hat man nicht jeden Tag mit einem Fall zu tun, in den die eigene Exliebschaft verwickelt ist — und das hat wahrscheinlich auch dazu geführt, daß ich damals mit meinem Hauptverdächtigen völlig danebenlag. Auf jeden Fall hat mich die Angelegenheit in eine tiefe Depression gestürzt. Eine Lebenskrise, sozusagen. Einerseits hab ich an meinen kriminalistischen Fähigkeiten gezweifelt, und andererseits an meinen sogenannten Freunden. Weil ich den Kurtl oder dich ja eigentlich nur zu sehen kriege, wenn der Hut brennt. Und sonst fragt kein Mensch, wie s mir geht ...«
    »Sehr lustig! Wer geht denn nie aus dem Haus und läßt seine Anrufe seit Jahren von einer Maschine behandeln?«
    »Merk dir eines, Trainer: Der Depression ist es egal, ob sie auf Tatsachen beruht. Fest steht, daß es mir elend gegangen ist, daß ich mit niemandem darüber reden konnte und daher auf die Suche nach euphorischen Erlebnissen gegangen bin. Und zwar in die nächste freundliche Apotheke, weil ein Mensch wie ich auf dem Karlsplatz nichts verloren hat. Daß sich die Geschichte so entwickeln würde, konnte ja niemand ahnen.«
    »Und jetzt hörst du einfach auf?«
    »Was bleibt mir über? Immerhin ist mir wegen dem Zeug die halbe Wohnung abgebrannt, dann wollte mich der Schraake erpressen, und jetzt hab ich mich vor dir und der Bettina unsterblich blamiert. Da vergeht einem wahrlich die Lust - also muß Schluß sein. Versprochen.«
    Der Trainer blickt dem Doc tief in die blutunterlaufenen Augen. Was er darin sieht, läßt ihm zwar eine Gänsehaut den Rücken herunterlaufen, aber es verrät ihm auch, daß er seinem alten Freund vertrauen kann. Wenn der Trash sagt, daß Schluß ist, dann ist Schluß. Und aus.
    ***
    Die Wohnungstür fällt hinter ihm ins Schloß, und der Doc genießt für ein paar Augenblicke die Stille in seiner Datenzentrale. Dann knipst er das Licht an. Der professionelle Vandale hat fürwahr ganze Arbeit geleistet. Die Explosion des Ätherdepots letzte Woche war sozusagen ein Betriebsunfall, aber die beinahe komplette Vernichtung seines auf drei Festplatten und in Dutzenden Aktenordnern gespeicherten geistigen Eigentums geht letztendlich auf das Konto anderer. Der Doc steht vor den Trümmern seiner Existenz, und stumme Verzweiflung paart sich mit

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