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Kurt Ostbahn - Platzangst

Kurt Ostbahn - Platzangst

Titel: Kurt Ostbahn - Platzangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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nimmer tauschen, für kein Geld auf der Welt. Obwohl natürlich, leicht is es nicht. Für die Uschi, mein ich jetzt. Sie arbeitet, ich hock den ganzen Tag daheim herum. Ich bin ja nicht krank, mir fehlt ja nix. Aber ich komm mir trotzdem vor wie ein Pflegefall. Und das muß die Frau erst einmal aushalten. Kommt vom Dienst nach Haus, und da sitzt ein Grantscherm, dem die Decken am Kopf fallt. Sowas belastet die beste Beziehung, Herr Doktor. Eine Hantige, haben Sie vorhin gesagt. Ich sag Ihnen: Sie haben ja keine Ahnung.“ Die Urlaubsvertretung kommt mit einer Flasche Scharlachberg an den Tisch.
    „Ob uns der weiterbringt?“ sage ich.
    „Kommt drauf an“, meint Brunner, und mit seinem Schmunzeln kommt etwas von der alten Schläue wieder, auf die ich anfangs vergeblich gehofft hatte. „Sie sind ja sicher ned nur zum Plaudern da. Also, was fallt an, Herr Doktor?“ „Schwer zu sagen“, sage ich, als er uns beiden einen ordentlichen Weinbrand einschenkt, und dann erzähle ich ihm, was gestern früh mit dem Mumienfund begonnen hat und vorläufig in der schwachsinnigen Idee des Doc gipfelt, noch einmal in den Keller hinabzusteigen und nach der verschwundenen Leiche zu suchen.
    „Und wann’s nur nach mir gehen würd“, sage ich abschließend, „dann hätt ich jetzt gern meinen Frieden. Ich muß mich um den Hasenöhrl kümmern und um mein Badezimmer und um meine Tournee.“
    „Für ihren Frieden bin ich ned zuständig“, sagt Brunner, „und für den erheblichen Rest de facto auch nimmer. Aber eines muß ich Ihnen schon sagen, Herr Doktor: Sie haben ein ganz besonderes Talent. Sie geraten immer an die Richtigen!“
    „Inwiefern?“
    „Zum Beispiel ihr Fotogenie, dieser Bruno Knapp.“ „Frido.“
    „Wurscht“, sagt Brunner und nimmt einen kräftigen Schluck.
    Und dann überrascht er mich mit Wissenswertem über Frido Knapp, das der Doc entweder nicht weiß oder aber bisher aus unerfindlichen Gründen für sich behalten hat.
    Irgendwann im Vorjahr, so genau weiß das der Brunner nicht, weil er mit den ersten beiden Kapiteln von Frido Knapps Kriminalgeschichte nicht persönlich befaßt war, sind beim Suchtgiftdezernat des Sicherheitsbüros zwei anonyme Anzeigen eingegangen, die den international erfolgreichen Fotografen schwer belastet haben. Knapp hätte von seinen zahlreichen Auslandsreisen immer wieder illegale Drogen wie Kokain, Amphetamine und Extasy („Die schnellen Sachen halt“, Brunner) nach Österreich geschmuggelt und sie hier nicht nur selbst konsumiert und an seinen großen Freundeskreis weitergegeben, sondern auch über Kleindealer in den Verkauf gebracht, vorzugsweise bei exklusiven Clubbings und sogenannten „Rave“-Parties, die man, laut Brunners Einschätzung, in nüchternem Zustand keine fünf Minuten ohne geistige Dauerschäden überstehen kann. Weshalb sich das fachkundige Publikum präventiv die Birne vollknallt mit hochmodernen pharmazeutischen Produkten, welche die Drogenfahnder weltweit vor schier unlösbare Probleme stellen.
    Brunners Kollegen vom Suchtgift waren jedenfalls dankbar für die anonymen Hinweise, reagierten aber zu übereilt und unüberlegt. Bei einer Befragung am Wiener Flughafen – Frido Knapp kam von einer Ausstellungseröffnung in London – wies der kontroversielle aber unbescholtene Fotokünstler die gegen ihn erhobenen Vorwürfe entrüstet von sich. Die Durchsuchung seines Reisegepäcks verlief ebenso negativ wie die seines Domizils in der Auhofstraße. Und da es für eine langfristige Observierung weder die Geldmittel noch ausreichende Gründe gab, wurde die Causa Frido Knapp als einer von vielen Fehlschlägen zu den Akten gelegt. Der Künstler selbst tat die anonymen Anzeigen als Versuch der Wiener Neidgenossenschaft ab, seinen tadellosen Ruf in der Branche zu ruinieren und ihm beruflich das Genick zu brechen.
    Die dritte Anzeige gegen Frido Knapp innerhalb eines Jahres war dann nicht anonym und auch nicht an das Drogendezernat gerichtet, sondern kam von den Eltern einer 17jährigen Mittelschülerin, Bekannte von Brunners Ex-Frau, die sich direkt an Brunner wandten, weil die Sache höchst heikel war, großes Fingerspitzengefühl erforderte und man mit Brunners absoluter Diskretion rechnen konnte.
    „Die Eltern wollten, daß ich dem Knapp das Handwerk leg“, erzählt Brunner. „Ich hab den Burschen damals ja noch nicht gekannt. Also sag ich zu den Eltern: Leuteln, sag ich, immer schön langsam und der Reihe nach. Und wie sie sich halbwegs beruhigt haben

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