Kurtisanen leben gefaehrlich
Stattdessen warf ich meinen nächsten Satz so unpersönlich und neutral ein, wie es mir in meiner aufgewühlten Verfassung möglich war.
»Ihr seid Euch Eurer Sache sehr sicher, Signore Santorini. Ich hoffe, dass nicht Ihr es sein werdet, der seiner verblendeten Selbstüberschätzung zum Opfer fällt.«
Andrea Lucas Augen wurden hart und dunkel, sein Lächeln verließ ihn jedoch nicht und er fing sich schnell wieder.
»Sorgt Euch nicht um mich, Signorina Lukrezia. Ich weiß, was ich tue. Wisst Ihr es denn auch?«
Die Stille auf Deck war ungemütlich und einige der Seemänner besahen sich ihre Hände oder etwas anderes, das urplötzlich von enormem Interesse für sie war. Sadira wirkte nachdenklich. Sie sah abwechselnd auf Andrea Luca und mich und zog offensichtlich ihre eigenen Schlüsse aus unserem Verhalten.
Ich konnte wenig mehr tun, als Andrea Luca einen Blick zu widmen, in dem all meine Wut und Verachtung lagen.
Es war Verducci, der die entstandene Stille brach.
»Dann solltet Ihr zum Palast zurückkehren und schon bald die von Euch gewünschten Ereignisse in Gang setzen. Ich erkenne die Notwendigkeit, die Prinzessin nach Terrano zu bringen, wenn Eure Worte der Wahrheit entsprechen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, Eure Gründe für diese Annahme vollständig zu verstehen.«
Andrea Luca hatte sich von mir abgewandt, während Verducci sprach. Seine Haltung war steif und gerade geworden.
»Es gibt Gründe dafür, Signore, dessen könnt Ihr gewiss sein. Ich werde in Kürze eine Nachricht durch einen meiner Männer senden, um Euch darüber in Kenntnis zu setzen, wie wir weiterhin vorgehen. Ich befürchte, dass es notwendig sein wird, noch für kurze Zeit im Hafen zu verweilen, bis wir uns sicher sein können, dass die Prinzessin genau das tut, was ich erwarte.«
Er zögerte kurz, bevor er weiterredete.
»Doch ich glaube, es gibt noch eine Kleinigkeit, die ich mit Signorina Lukrezia besprechen muss, bevor ich von Bord gehe. Wenn Ihr uns bitte entschuldigen würdet?«
Verducci nickte und gab seinen Männern einige Anweisungen. Schnell kehrten sie zu ihrer Arbeit zurück, während Andrea Luca mich noch einmal unter Deck brachte.
Erst, als die Tür der Kajüte hinter uns ins Schloss gefallen war, wagte ich es, mich heftig von ihm zu lösen. Ein kühler Blick traf mich. Die Wut in meinem Inneren ließ es jedoch nicht zu, dass er mich beeindruckte.
»Vielleicht wirst du mich jetzt darüber in Kenntnis setzen, was dich so sehr beschäftigt, Lukrezia?«
Seine Worte waren ebenso knapp, wie ohne Gefühl, doch es war mir gleichgültig. Eine innere Stimme flüsterte mir zu, dass es keine andere Wahl gab, weder für ihn noch für mich, doch ich weigerte mich beharrlich, darauf zu hören. Zu abstoßend war die Aussicht auf ein intimes Beisammensein zwischen Andrea Luca und der Prinzessin.
»Du wirst also Verduccis Rolle als Delilahs kleines Schoßhündchen einnehmen, habe ich recht? Du wirst brav all das tun, was die Prinzessin von dir verlangt. Oh, ich kann dich gut verstehen, sie ist wirklich eine reizvolle Beute für jeden Mann!«
Meine heftige Reaktion überraschte mich selbst. In Andrea Lucas Augen blitzte es warnend auf und sein Mundwinkel zuckte, ein äußeres Zeichen für seine innere Anspannung, die schon bald zu explodieren drohte.
»Das denkst du also wirklich von mir, Lukrezia? Ich bin durch die verdammte Wüste geritten, um dich zu finden und jetzt, da ich dich gefunden habe, gehe ich in den Palast zurück und teile das Lager mit der Prinzessin? Glaubst du nicht auch, dass ich viel lieber auf diesem Schiff bleiben würde, anstatt mich in dieses Schlangennest zu begeben und dort gute Miene zu machen?«
Seine Stimme war leise, wurde aber gegen Ende dieser Rede immer heftiger und ließ mich zusammenzucken. Niemals hatte ich einen Santorini gesehen, der die Beherrschung verlor, doch Andrea Luca schien kurz davor zu stehen, mir diese neue Erfahrung zu gönnen. Ich hatte eine sehr unangenehme Vision von einem Piratenrudel, das lauschend vor der Tür verharrte, doch sie hielt mich nicht zurück. All die aufgestaute Wut der letzten Tage brannte in meinem Inneren wie ein alles verzehrender Feuersturm und setzte mein logisches Denken außer Kraft.
»Woher soll ich wissen, was du möchtest? Du redest nicht darüber, verbirgst dein Gesicht hinter einer Maske, die du niemals fallen lässt! Willst du mir ernsthaft erzählen, dass dein Umgang mit Delilah ein rein höflicher sein wird, ohne darüber hinaus mit
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