Kurtisanen leben gefaehrlich
ihr in Berührung zu kommen? Nein, das glaube ich dir nicht!«
Staunen trat auf Andrea Lucas Züge, ein Ausdruck, den ich an diesem Tage schon oft genug gesehen hatte. Dann verzog sich sein Mund, zuerst zu einer undeutbaren Grimasse, dann zu etwas anderem, einem Lächeln, das schließlich in Lachen mündete.
Wütend riss ich eine der Kartenrollen von Verduccis Schreibtisch und warf sie nach ihm. Er wich ihr spielerisch aus, eine Tatsache, die meine Wut noch steigerte. Die Kajüte war klein und eng. Andrea Luca benötigte nur wenige Schritte, bis er vor mir stand und meine Handgelenke gepackt hatte. Er verschränkte sie hinter meinem Rücken, sodass er mir sehr nahe kam und ich mich kaum noch bewegen konnte.
»Eine Kurtisane, die Eifersucht kennt? Wie viele Überraschungen hältst du noch für mich bereit, Lukrezia?«
Er lachte und ich wehrte mich, versuchte, aus seinem festen Griff zu entkommen und verfluchte einmal mehr meine eigene Schwäche, die nicht nur körperlicher Natur war, sondern auch meinem Herzen entsprang.
»Nein, ich hege keine Gefühle für die Prinzessin. Und wenn du dich nur darum sorgst, dass sie sich mir nähern könnte, so kannst du beruhigt sein, denn das wird sie nicht.«
Er zog eine seiner Augenbrauen empor, trug weiterhin einen belustigten Ausdruck zur Schau.
»Kann ich davon ausgehen, dass du nicht versuchen wirst, mich umzubringen, wenn ich deine Hände loslasse?«
Ich spürte noch immer den heißen Lavafluss, der durch mein Inneres lief und hasste ihn dafür, dass er sich über mich amüsierte, trotzdem nickte ich und er ließ mich los. Ich entfernte mich ein Stück von ihm und lehnte mich an den Schreibtisch, eine Bewegung, die er mit leichtem Misstrauen verfolgte, wie ich mit einiger Genugtuung feststellte.
»Bilde dir nicht zu viel ein, Andrea Luca Santorini. Ich habe lediglich etwas dagegen, dass die Prinzessin meinen lukrativsten Fang für sich beansprucht. Etwas, das jeder Kurtisane widerstreben würde.«
Ein heiteres Glitzern tanzte in Andrea Lucas Blick, als er auf mich zukam. Ein wenig langsamer als zuvor, aber dennoch unaufhaltsam.
Ich konnte nicht mehr zurückweichen, denn sonst würde ich auf dem Tisch sitzen und dort keine sonderlich würdevolle Position einnehmen. Also blieb ich, wo ich war und bewegte mich nicht, bis er nahe genug herangekommen war, um meine Hand zu nehmen.
Er führte sie an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf meine Finger, bevor er sich mit einem geheimnisvollen Lächeln aufrichtete.
»Selbstverständlich. So wie auch ich meinen teuersten Besitz nicht einfach aufgeben möchte.«
Ohne darüber nachzudenken, zog ich den Terrano Adeligen näher zu mir heran und schlang einen Arm um seinen Nacken. Ich blickte ihm tief in die Augen und setzte mein geschäftsmäßigstes Lächeln auf. Sein muskulöser Oberkörper schmiegte sich warm an mich.
»Wie schön, dass wir uns zumindest über diese Kleinigkeit einig sind.«
Dann zog ich ihn näher an mich heran und küsste ihn zum letzten Mal für eine lange Zeit. Diese Tatsache war mir unbestreitbar bewusst und so genoss ich es umso mehr, bis wir uns voneinander lösen mussten und Andrea Luca sich einen Schritt von mir entfernte. Ein Hauch von Melancholie lag in seinem Blick. Er förderte ein zerknittertes Pergament aus seinem Hemd zutage und reichte es mir.
»Gib das Beatrice Santi, wenn du bei ihr angekommen bist. Bewahre es gut und ich bitte dich darum, brich das Siegel nicht selbst. Ich werde so bald wie möglich nachkommen, das schwöre ich dir. Komm nun, es wird Zeit, dass ich gehe. Je schneller ich den Palast erreiche, desto schneller werden wir beide wieder den Boden Terranos unter unseren Füßen spüren.«
Noch einmal küsste er mich flüchtig, dann nahm er meine Hand und wir kehrten an Deck zurück.
Andrea Luca nickte Verducci zum Abschied zu, ließ mich los, um die Planke hinabzugehen, doch eine stolze Stimme, die von der Seite erklang, hielt ihn auf, bevor er einen Fuß daraufsetzen konnte.
»Ihr werdet jemanden brauchen, der an Eurer Seite steht und Euch noch eine Klinge zur Verfügung stellen kann, wenn Ihr unter Euren Feinden seid.«
Es war Bahir, der Wüstenprinz, der sich Andrea Luca näherte. Der Blick des Terrano wurde nachdenklich, als Bahir weitersprach.
»Wir haben ein gemeinsames Ziel und es kann niemals schaden, einen Verbündeten zu haben, der einem Mann den Rücken decken kann, wenn er in Gefahr ist. Ich werde mit Euch gehen.«
Also hatte der Wüstenprinz seine
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