Kurtisanen leben gefaehrlich
viel Kraft und Atem gekostet, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Deine Schwester ist ein ausgesprochen misstrauischer Mensch.«
Ich nickte zustimmend, spürte, wie die Anspannung langsam von mir wich. Angelina war wohlauf und schien in keinem schlechten Zustand zu sein, wenn sie dazu fähig war, Andrea Luca solche Wunden zuzufügen. Doch es gab keine Garantie, dass dies so bleiben würde und einige Bilder, die ich nicht zu erleben hoffte, erschienen in meinem Geist und brachten die Sorgen zurück.
»Was ist, wenn Delilah Angelina zu Gesicht bekommt? Sie weiß zu viel und sie muss sich sicher sein, dass ich in der Wüste den Tod gefunden habe. Sie könnte dem Fürsten alles verraten.«
Andrea Lucas Gesicht wurde ernst und er sah zu Boden.
»Ich tue, was ich kann und Bahir ist mir eine große Hilfe dabei, Delilah von dieser Spur abzulenken. Doch ich kann dir keine Garantie dafür geben, dass sie nicht über Angelina stolpert. Ich habe ihr erzählt, was ich preiszugeben wagen konnte, doch Pascale wird Delilah und Angelina früher oder später zusammenbringen, um sich an ihrer Reaktion zu erfreuen und was dann geschieht, steht in den Sternen.«
Ich hörte seinen Worten mit versteinertem Gesicht zu und wusste nichts darauf zu antworten. Alles war eine Frage der Zeit und der Laune des Fürsten. Kein beruhigendes Wissen, wenn man bedachte, wozu er fähig war. Ich spürte, wie ich trotz der warmen Nachtluft zu zittern begann, und zog die Decke über meine Schultern, was jedoch nur wenig half, wenn die Kälte aus dem Inneren stammte.
»Gibt es eine Möglichkeit, mich gegen Angelina auszutauschen? Schließlich ist es das, was der Fürst möchte - es ist nicht Angelina, von der er sich etwas erhofft. Er will mich, nicht sie.«
Mein Zittern verstärkte sich noch und Andrea Luca legte seinen Arm um mich und zog mich näher an sich heran, bevor er den Kopf schüttelte und mein Kinn anhob, um mir in die Augen zu sehen.
»Nein Lukrezia, es ist zu gefährlich für dich. Für euch beide. Wenn wir auch nur einen Fehler machen, wird er nicht nur Angelina in seiner Gewalt haben, sondern auch dich. Es gibt keine Möglichkeit, euch sicher auszutauschen. Und außerdem würde ich es niemals zulassen.«
Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch und ich wusste, dass er recht hatte, obgleich sich in mir Widerstand gegen diese endgültigen Worte regte. Doch was sollte ich dagegen ausrichten? Der Fürst würde Angelina kaum gehen lassen, nur weil ich mich vor die Mauern des Palazzo Santorini stellte und ihre Herausgabe verlangte. Mühsam schluckte ich meinen Widerspruch hinunter und löste mich von ihm, bereute es sogleich, als er sich von meinem Bett erhob und seinen Blick zum Fenster schweifen ließ.
Instinktiv wusste ich, was er vorhatte, wollte es aber dennoch nicht zulassen und stand meinerseits auf, um ihn aufzuhalten. Ich schaute unter langen Wimpern zu ihm auf und schmiegte mich eng an seine Brust, um ihm den Weg abzuschneiden, was Andrea Luca dazu brachte, innezuhalten und auf mich herabzusehen. Ein wissendes Lächeln lag auf seinen Lippen. Seine Hände legten sich um meine Arme, um mich aus dem Weg zu schieben.
Ich hatte bereits mit dieser Reaktion gerechnet und störte mich nicht daran. setzte stattdessen all das ein, was Signorina Valentina mich gelehrt hatte und senkte meine Stimme auf eine rauchigere Tonlage.
»Aber Signore Santorini, möchtet Ihr mich denn so schnell wieder verlassen?«
Andrea Luca lachte und fing eine meiner Locken ein, die er spielerisch um seinen Finger wickelte. Ich konnte das Verlangen in seinen Augen erkennen, bis sich Bedauern über seinen Blick legte und jede Spur davon auslöschte.
»Nein, Signorina Lukrezia. Noch kann ich nicht bei Euch bleiben, doch ich verspreche, dass ich dies nachholen werde, sobald es mir möglich ist.«
Er ließ die Locke von seinem Finger gleiten und küsste mich, bevor er sich widerstrebend von mir löste und zum Fenster hinüberging. Noch einmal drehte er sich zu mir um und zwinkerte mir zu, dann kletterte er auf die Fensterbank.
»Ich werde bald zurückkommen, Lukrezia.«
Er verschwand aus meinem Blickfeld und glitt hinab in die Tiefe. Schnell lief ich meinerseits zum Fenster, um zu sehen, wohin er ging, doch Andrea Luca war bereits in der Dunkelheit verschwunden, als sei er niemals bei mir gewesen. Es gab keine Spuren, die darauf hindeuteten, dass überhaupt ein lebendes Wesen in dieser Nacht durch den Park der Villa Santi gekommen war.
Nachdem Andrea Luca
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