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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Kamelkarawanen Marabeshs bewundern durfte. Hell gekleidete Männer beluden die gelangweilt wirkenden Tiere mit allerlei Dingen, die ich nicht identifizieren konnte. Die Kamele rochen so stark, dass es mir den Atem verschlug, als ich näher an sie herangeführt wurde. Die Aussicht, für unbestimmte Zeit diesem Geruch ausgesetzt zu sein, war keineswegs erfreulich. Ich hoffte, dass ich mich mit der Zeit zumindest daran gewöhnen konnte, damit ich ihn nicht mehr als gar so überwältigend empfand.
    Die Wachen brachten mich, ohne lange zu zögern und mir die Zeit für weitere Eindrücke zu gewähren, zu einer Sänfte, an deren Seiten vier starke Männer warteten. Ihre Körper waren von Kopf bis Fuß von hellem Stoff umhüllt, der sie vor neugierigen Blicken verbarg und sie somit zu unheimlichen, geisterhaften Gestalten machte. Sollten diese Männer etwa die Sänfte den ganzen Weg durch die Wüste tragen? Ich nahm an, dass es kein kurzer Weg sein würde, denn der Sommerpalast befand sich offensichtlich nicht innerhalb der Grenzen Faridahs. Der Gedanke erschien mir unmenschlich und ich war weit davon entfernt, den Sitten am Hofe Marabeshs noch irgendetwas Positives zuzubilligen.
    Die Sänfte war nicht so prunkvoll, wie es die der Prinzessin am Hafen gewesen war. Aber sie war aufwendig gestaltet und deutete den hohen Stand der Insassen an, wenn man auch weitestgehend auf das allgegenwärtige Gold verzichtet hatte, das im Palast jeden Winkel zierte. Meine Wachen schoben mich ohne Umschweife durch die schweren, purpurfarbenen Vorhänge, die den Blick auf das Innere versperrten, und ließen mich dann allein.
    Ich blinzelte in dem plötzlichen Halbdunkel, während meine Augen versuchten, sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Somit bemerkte ich die Frau, die mir gegenübersaß und mich aus neugierigen Augen anstarrte, erst nach einem langen Augenblick.
    Ihr Gesicht war, soweit ich es erkennen konnte, ein wenig rundlich und wies die typisch dunkle Färbung der Marabeshiten auf. Das schwarze Haar wurde von einem Schleier bedeckt, ebenso wie die untere Hälfte ihres Gesichtes, dessen Konturen ich nur vage erahnen konnte. Sie war weitaus besser verhüllt, als ich es von den anderen Frauen des Sultans in Erinnerung hatte, war ihr Körper doch von undurchsichtigem, weißem Stoff bedeckt, der ihre Figur verbarg.
    Ihr Blick war offen und wirkte freundlich. Anders, als ich es von den meisten Frauen dieses Landes erlebt hatte, die bislang eher mit Ablehnung und Misstrauen auf mich reagiert hatten. Nahezu keine von ihnen hatte mich offen angesehen. Die meisten von ihnen waren zu sehr damit beschäftigt gewesen, mich heimlich aus den dunkel umrandeten Augenwinkeln zu mustern.
    Ich erwiderte ihren Blick und lächelte freundlich. Welchen Nutzen brachte es mir, leer vor mich hinzustarren, wenn es momentan ohnehin keine Möglichkeit zur Flucht gab? Dies bewiesen die beiden Wachen eindrucksvoll, die noch immer in der Nähe der Sänfte postiert waren, als diese sich mit einem Ruck schwankend in Bewegung setzte.
    Ich brauchte einige Momente, um mich an diese merkwürdige Form der Fortbewegung zu gewöhnen und musterte derweil meine Umgebung, die ich wohl für die nächsten Tage dauerhaft zu Gesicht bekommen würde.
    Die Sänfte war mit weichen Kissen in dem gleichen Purpur wie die Vorhänge ausgestattet und sie enthielt wenig mehr als das. Durch die Vorhänge konnte ich nur unbestimmte Schemen erkennen und das Parfum meiner Reisebegleitung machte es mir in seiner Schwere nicht leicht, zu atmen. Es ließ in mir den dringenden, hartnäckigen Wunsch nach frischer Luft aufkeimen.
    In meine Betrachtung der Sänfte vertieft, überraschte es mich, als plötzlich eine kräftige Stimme aus der Richtung der anderen Frau erklang und mich, mit einem schweren Akzent versetzt, in meiner Muttersprache ansprach. Aufgeschreckt wandte ich mich zu der verschleierten Frau um. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie meine Sprache verstand oder mich als Terrano erkannte.
    »Ihr müsst die Frau aus Terrano sein, von der alle im Palast geredet haben.«
    Soviel Offenheit verblüffte mich. Die Marabeshitin nahm offensichtlich keine Umwege, wenn sie etwas in Erfahrung bringen wollte. Ich stutzte kurz, bevor ich die Überraschung überwunden hatte und eine Antwort fand.
    »Nun ... ja, ich nehme an, dass ich das bin, wenn keine andere Frau aus meinem Lande im Palast von Faridah weilt, Signorina.«
    Die Marabeshitin nickte verständnisvoll und ein breites

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