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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Gefangene war?
    Ich fühlte mich, als sei ich in einem Albtraum gefangen. Trotzdem wusste ich, dass ich schon lange erwacht war und dieser Albtraum mein Leben war, das mehr und mehr aus seinen Bahnen geriet. In mir sollte das Blut einer Artista fließen, Andrea Lucas Leben war in Gefahr und Angelina war möglicherweise in den Händen des grausamsten Fürsten, den Terrano jemals gesehen hatte!
    Ich hasste das Gefühl der Hilflosigkeit, das mich in den Wahnsinn zu treiben drohte. Ruhelos begann ich, in dem Raum auf und ab zu laufen, unschlüssig, was ich nun zu tun hatte. Selbst wenn ich die Gabe der Artiste besäße, was ich ernstlich bezweifelte, wusste ich dennoch nicht, wie ich sie einsetzen sollte, denn niemand hatte es mich jemals gelehrt. Natürlich hatte uns unser Vater schon früh sein Handwerk beigebracht, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass unsere Mutter uns niemals von der Macht in unserem Blut erzählt haben sollte, wenn dies wirklich der Wahrheit entsprach. Hatte sie uns davor schützen wollen?
    Die Gabe war gefährlich. Wenn man sie unvorsichtig nutzte, konnte sie schnell den eigenen Tod bedeuten und dies war etwas, das keine Mutter ihren Kindern wünschte.
    Das Erbe der Artiste wurde über mächtige Blutlinien weitergegeben, denen es gelungen war, die Macht in Terrano durch ihre Kräfte unter sich aufzuteilen und so gemeinsam über das Land zu herrschen. Manchmal übersprang es eine Generation, um in der Nächsten umso stärker wiederzukehren und den Kindern der Gabenlosen ungeahnte Kräfte zu verleihen. Diese Artiste wurden im ganzen Land gefürchtet. Auch Beatrice Santi gehörte zu ihnen, die Fürstin von Orsanto, deren Macht unfassbar war.
    Kleinere Familien wie die della Francesca spalteten sich von den großen Blutlinien ab und bildeten eigene Zweige. In diesen floss die Gabe nicht so stark und rein, wie in ihrem Stamm, was offenbar auf Alesias Kräfte keine allzu negativen Auswirkungen besessen hatte.
    Die Vestini waren eine der fünf großen Familien, die Terrano in ihrem Besitz hatten, ebenso wie die Santorini und die Santi. Fünf große Familien, die gegeneinander intrigierten und um die Vorherrschaft rangen. Und nun sollte ich selbst ein Teil davon sein, ebenso wie Angelina, ohne dass wir jemals etwas davon geahnt hatten?
    Aber selbst wenn Alesia die Wahrheit gesagt hatte, so fehlten mir doch die Mittel, um den Versuch zu wagen, die Existenz der Gabe zu überprüfen. Ganz abgesehen davon, dass ich nicht einmal wusste, wie ich dies anzustellen hatte. Delilah würde es wohl kaum dulden, wenn ich nach Leinwand und Farbe verlangte. Der Prinzessin waren die Artiste mit größter Wahrscheinlichkeit nicht unbekannt und es war schwer vorstellbar, dass sie magische Konkurrenz in ihrem Territorium schweigend akzeptierte.
    Und wenn die magischen Kräfte in mir schlummern sollten, so verhieß dies sicherlich nichts Gutes für die Zukunft. Angelina und ich würden den Artiste in Terrano ein Dorn im Auge sein. Wir hatten beide keine Ausbildung genossen und waren durch unseren Vater, der keineswegs aus einer der Blutlinien stammte, nicht reinblütig. Wir würden als unreine Hexen angesehen und von den reinblütigen Artiste verfolgt, wohin auch immer wir gingen, da allein der Anschein der Ausübung von Magie ohne Ausbildung hart bestraft wurde.
    Die Artiste ließen keine Bastarde in ihren Reihen zu. Wer einer der Blutlinien angehörte, wurde von Kindesbeinen an beobachtet und auf die Begabung untersucht. Somit entging kaum eine magisch begabte Frau jemals den strengen Augen der Malerhexen.
    Wie die Töchter der Fiora Vestini einer solchen Untersuchung hätten entkommen sollen, entzog sich meinem Verständnis. Man hätte sie niemals in Ruhe gelassen. Außer … es wäre der Fürstin gelungen, sich und ihre Sprösslinge so gut zu verbergen, dass man niemals von ihrer Existenz erfuhr. Aber hätte sie eine ihrer Töchter dann nach Porto di Fortuna gesandt, um zu einer Kurtisane zu werden? War es Leichtsinn oder die beste Tarnung für die Tochter einer Artista? Wer würde schon vermuten, dass eine Malerhexe, nein, eine Fürstin, zulassen würde, dass ihr eigen Fleisch und Blut einen solchen Weg einschlug? Selbst wenn sie alles aufgegeben hatte.
    Gedankenverloren hatte ich nach den Früchten gegriffen und knabberte halbherzig an einer süßen, runden Frucht mit weichem Fleisch, deren Ursprung mir unbekannt war, als sich die Tür zu Andrea Lucas Gemächern mit einem harten Ruck öffnete und gegen die

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