Kurtisanen leben gefaehrlich
Wand prallte.
Die Frucht rutschte aus meiner Hand, als ich erschrocken von dem Bett aufsprang. Eine Palastwache steckte den Kopf durch den nun offenen Durchgang, erblickte mich dann und nickte jemandem zu, den ich noch nicht sehen konnte. Andrea Luca würde sich wohl kaum auf diese Weise Einlass zu seinen eigenen Räumlichkeiten verschaffen, also musste es jemand anderes sein. Doch wer würde einfach in sein Gemach eindringen? Wo war sein Gefolge?
Wäre die Frucht nicht schon längst zu Boden gefallen, so hätte sie es mit Sicherheit in dem Moment getan, in dem ich den Eindringling zu Gesicht bekam. Prinzessin Delilah glitt in ihrer schlangengleichen Anmut durch die Tür und blieb mit einem gewinnenden Lächeln vor mir stehen.
Sie war in ein für ihre Verhältnisse ungewohnt hochgeschlossenes Gewand gehüllt, dessen grüngoldener Brokatstoff ihre reptilienartige Erscheinung ebenso unterstrich, wie er ihr kupfernes Haar betonte. Sie hatte es auf strenge Weise aus dem Gesicht genommen und am Hinterkopf zusammengefasst.
Meine Haltung versteifte sich und ich war fest dazu entschlossen, mir keine Blöße zu geben, solange sich die Hexe in einem Zimmer mit mir aufhielt. War nun die Zeit gekommen, um Rache zu nehmen? Ihr Blick war erwartungsvoll auf mich gerichtet, nachdem sie in einiger Entfernung von mir stehen geblieben war. Sie erwartete doch wohl nicht ernsthaft, dass ich vor ihr auf die Knie fiel? Meine Stimme war eisig, als ich sie stattdessen ansprach.
»Prinzessin Delilah. Welch unverhoffte Ehre, dass Ihr eine einfache Frau wie mich besuchen kommt. Welch unglücklichem Umstand verdanke ich Euren hohen Besuch?«
Ich konnte den Zorn über meinen Spott in Delilahs Augen aufblitzen sehen und wusste instinktiv, dass es alles andere als klug war, die Prinzessin vor den Augen der Wachen zu reizen. Dennoch ließ es mein Stolz nicht zu, dass ich mich unterwürfig verhielt und sie um Gnade anwinselte.
Nach einem Zeichen schloss die Wache die Tür und wartete davor auf ihre weiteren Befehle. Mir sollte es recht sein. Die Prinzessin war als Herausforderung schlimm genug und ich brauchte keinen zusätzlichen Fleischberg, der sich meiner annahm und der die Situation noch weiter zu meinem Nachteil verschlimmerte.
Das Terrano der Prinzessin war ohne Akzent und ihre Stimme ebenso kalt, wie die meine, als sie zum ersten Mal bewusst das Wort an mich richtete.
»Unglücklich ist er in der Tat – für Euch. Aber Ihr könnt es mir nicht verübeln, wenn ich einen Blick auf die kleine Hure werfen möchte, die sich zwischen mich und meinen zukünftigen Gemahl stellt.«
Hure! Schon wieder dieses Wort, das ich langsam zu hassen begann. Heiße Wut vertrieb die frostige Kälte, die ich zuvor verspürt hatte. Ich konnte nur mühsam den Wunsch unterdrücken, Delilahs hübsches Gesicht mit meinen Fingernägeln zu bearbeiten, was mir allerdings mit größter Sicherheit umgehend ein unsanftes Eingreifen der Wache bescheren würde.
»Ich bin nicht mehr oder weniger eine Hure, als Ihr es seid, Prinzessin. Aber ich muss mich zumindest keiner Magie bedienen, um einen Mann zu verführen und seinen Willen zu brechen.«
Delilah zischte leise. Es war ein Geräusch, das mich auf beunruhigende Weise an eine giftige Schlange erinnerte. Dann ergriff ihre rechte Hand eines der Tücher, die sie ständig bei sich trug. Tücher, die sie für ihre Magie einsetzte, wie ich aus meinen Visionen wusste. Ihre Augen leuchteten in einem rötlichen Licht und ich spürte, wie die vertraute Übelkeit durch den Gebrauch von Magie in meiner Nähe in mir aufstieg.
»Ihr solltet besser Eure Zunge hüten, Terrano-Hure. Oder sollte ich sie vielleicht herausschneiden lassen? Sicher seid Ihr ohne Eure scharfe Zunge kaum noch von Interesse für einen Mann wie Andrea Luca Santorini.«
Ich wich vor ihr zurück, als sie sich mir näherte, und das Blut begann, in meinen Ohren zu pochen, je stärker sich Delilahs magische Energie um sie herum verdichtete. Ich meinte, zu spüren, wie die magiegeschwängerte Luft knisterte. Sie umhüllte mich und wurde unter ihrem Einfluss dick und zähflüssig.
»Interessanter jedenfalls, als eine Frau, die ihn ohne ihre kleinen Spielzeuge nicht zu gewinnen vermag. Er wird Euch niemals lieben, solange er mich haben kann, Delilah! Ihr werdet mich töten müssen, denn vorher gebe ich ihn nicht auf!«
Delilahs Zischen wurde lauter und ihr Tuch erhob sich ohne sichtbares Zutun der Prinzessin in die Lüfte. Durchscheinender, leichter, grüner
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