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Kurz vor Mitternacht

Kurz vor Mitternacht

Titel: Kurz vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Kay. Ich hab wirklich langsam die Nase voll. Wir sind für zwei Wochen hergekommen, und wir bleiben auch zwei Wochen.»
    «Du wirst es bereuen! Du und deine Audrey! Du findest sie wundervoll.»
    «Ich finde Audrey nicht wundervoll. Ich finde, dass sie ein außerordentlich netter und guter Mensch ist, den ich sehr schlecht behandelt habe und der sich sehr großmütig gezeigt und mir verziehen hat.»
    «Darin irrst du dich», sagte Kay.
    Sie stand vom Bett auf. Ihre Wut war verflogen. Sie sprach ernst, fast nüchtern.
    «Audrey hat dir nicht verziehen. Ich hab ein paar Mal gesehen, wie sie dich angeschaut hat… Ich weiß nicht, was in ihr vorgeht, aber etwas geht in ihr vor. Sie lässt nur niemanden merken, was sie denkt.»
    «Schade, dass es nicht mehr solche Menschen gibt», warf Nevile ein.
    Kay wurde blass.
    «Soll das gegen mich gerichtet sein?»
    In ihrer Stimme schwang ein gefährlicher Unterton.
    «Na, du hast immerhin nicht viel Zurückhaltung gezeigt, oder? Du lässt dir deine schlechte Laune stets deutlich anmerken. Du blamierst dich und mich.»
    «Hast du noch mehr zu sagen?»
    Das klang eisig.
    Er erwiderte im gleichen kalten Ton: «Es tut mir leid, wenn ich zu scharf war. Aber es ist nun mal die Wahrheit. Du hast nicht mehr Selbstbeherrschung als ein Kind.»
    «Du verlierst deine Beherrschung nie, was? Immer der selbstbeherrschte, bezaubernde Herr mit den glänzenden Umgangsformen! Ich glaube nicht, dass du überhaupt etwas fühlst – du bist nichts weiter als ein Fisch, ein grässlicher, kaltblütiger Fisch! Warum lässt du dich nicht hin und wieder gehen? Warum schreist du mich nicht an?»
    Nevile seufzte. Seine Schultern sanken zusammen.
    «O Gott», sagte er.
    Er drehte sich um und verließ das Zimmer.

15
    «Du siehst noch immer genauso aus wie als Siebzehnjähriger, Thomas», sagte Lady Tressilian. «Ebenso eulenhaft wie damals. Und gesprächiger bist du auch nicht geworden. Warum nicht?»
    Thomas erwiderte unbestimmt: «Weiß nicht. Hatte nie besondere Redegabe.»
    «Das ganze Gegenteil von Adrian. Adrian war sehr eloquent und witzig.»
    «Vielleicht ist das der Grund. Ich hab immer ihm das Reden überlassen.»
    Lady Tressilian wechselte das Thema. Sie gab Thomas eine Audienz. Sie liebte es, stets nur einen Besucher zu empfangen. Das ermüdete sie weniger und ließ ihr Gelegenheit, ihre Aufmerksamkeit zu konzentrieren.
    «Du bist nun seit vierundzwanzig Stunden hier», bemerkte sie. «Was hältst du von der Lage?»
    «Von der Lage?»
    «Tu nicht dümmer, als du bist. Du weißt ganz genau, was ich meine. Das Dreieck, das sich unter meinem Dach niedergelassen hat.»
    Thomas antwortete vorsichtig: «Scheint ein bisschen Reibereien zu geben.»
    Lady Tressilian lächelte fast teuflisch.
    «Ich will dir gestehen, Thomas, dass ich die Sache höchst unterhaltend finde. Es ist ohne meinen Wunsch dazu gekommen – tatsächlich hab ich mein Bestes getan, das Arrangement zu verhindern. Nevile aber bestand unbedingt darauf, die beiden zusammenzubringen, und nun erntet er, was er gesät hat!»
    «Hätte das Nevile nicht zugetraut», warf Thomas ein, der sich unbehaglich fühlte.
    «Interessant, dass du das sagst. Mir ging es nämlich genauso. Es sieht Nevile überhaupt nicht ähnlich. Wie die meisten Männer vermeidet er sonst alles, was Verwirrung oder Unannehmlichkeiten hervorrufen könnte. Ich dachte schon, dass es vielleicht gar nicht Neviles Einfall gewesen ist…»
    Sie machte eine Pause und fügte dann ohne die leiseste Betonung hinzu:
    «Audreys Idee kann es wohl nicht gewesen sein?»
    «Auf keinen Fall», gab Thomas prompt zurück.
    «Und dass Kay darauf verfallen ist, kann ich kaum glauben. Oder sie müsste eine bemerkenswert gute Schauspielerin sein. Sie tut mir in letzter Zeit richtig leid.»
    «Du magst sie nicht besonders, nicht wahr?»
    «Nein, ich mag sie nicht. Sie scheint mir ein oberflächlicher und unausgeglichener Mensch zu sein. Aber, wie gesagt, allmählich tut sie mir geradezu leid. Sie kommt mir vor wie ein Nachtfalter im Lampenlicht. Sie hat keine Ahnung, was für eine Waffe sie benutzen soll. Zeigt sich schlecht gelaunt, unbeherrscht, unhöflich – lauter Eigenschaften, die auf einen Mann wie Nevile keinen guten Eindruck machen.»
    Thomas bemerkte ruhig: «Ich finde, dass Audrey diejenige ist, die sich in einer schwierigen Lage befindet.»
    Lady Tressilian warf ihm einen scharfen Blick zu.
    «Du warst von jeher verliebt in sie, nicht wahr, Thomas?»
    Seine Antwort war

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