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Kurz vor Mitternacht

Kurz vor Mitternacht

Titel: Kurz vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gedankenvoll.
    «Nun, ich danke Ihnen, Mrs Strange. Das ist vorläufig alles. Das heißt, etwas möchte ich Sie noch fragen. Wie Sie wissen, erbt Ihr Mann fünfzigtausend Pfund…»
    «So viel?»
    «Sie wissen Bescheid über die Testamentsbestimmungen?»
    «Ja. Neviles verstorbener Onkel bestimmte, dass das Vermögen nach dem Tode von Lady Tressilian zwischen Nevile und seiner Frau geteilt wird. Aber Sie müssen nicht denken, dass ich mich über den Tod der alten Frau freue. Ich liebte sie nicht sehr – vielleicht weil sie mich nicht liebte, aber es ist doch grässlich, sich vorzustellen, dass ihr ein Einbrecher so unversehens den Garaus gemacht hat.»
    Auf diese Weise redete Kay weiter. Als sie dann draußen war, blickten Battle und Leach einander an.
    «Was hältst du von ihr?», bemerkte Battle. «Sieht gut aus, was? Ein Mann könnte ihretwegen leicht den Kopf verlieren.»
    «Immerhin wirkt sie nicht gerade wie eine Dame», meinte Leach.
    «So sind die Frauen heutzutage nun mal. Wollen wir uns jetzt Nummer eins ansehen? Nein, lieber erst Miss Aldin. Vielleicht vermittelt sie uns einen neuen Gesichtspunkt, was dieses sonderbare Dreieck betrifft.»
    Gefasst kam Mary Aldin herein und setzte sich. Hinter ihrer äußeren Ruhe war Sorge zu spüren.
    Sie beantwortete Leachs Fragen und bestätigte Neviles Aussagen. Gegen zehn Uhr sei sie zu Bett gegangen.
    «Da befand sich Mr Strange bei Lady Tressilian, nicht wahr?»
    «Jawohl. Ich hörte die beiden reden.»
    «Reden oder streiten?»
    Sie errötete, antwortete jedoch ruhig: «Lady Tressilian diskutierte sehr gern, verstehen Sie. Sie machte oft einen bärbeißigen Eindruck, obwohl sie es meist gar nicht so schlimm meinte. Außerdem war sie ein bisschen herrschsüchtig – und ein Mann lässt sich das nicht so leicht gefallen wie eine Frau.»
    Wie du zum Beispiel, dachte Battle.
    «Halten Sie mich bitte nicht für einfältig», fuhr sie fort, «aber ich kann es einfach nicht fassen, dass Sie einen Bewohner des Hauses verdächtigen. Warum sollte es nicht ein Außenstehender gewesen sein?»
    «Aus mehreren Gründen, Miss Aldin. Erstens einmal wäre es sehr schwierig, in dieses Haus einzubrechen, ohne Spuren zu hinterlassen. Und dann muss der Täter gewusst haben, dass Barrett jeden Abend einen Absud von Sennesschoten einnimmt. Hinzu kommt außerdem, dass der Golfschläger aus dem Schrank unter der Treppe genommen wurde. All das deutet klar darauf hin, dass der Täter kein Außenstehender gewesen sein kann.»
    «Nevile hat es nicht getan! Ich bin ganz sicher, dass Nevile es nicht getan hat!»
    «Wieso sind Sie so sicher?»
    Hilflos hob sie die Hände.
    «Es wäre ganz unmöglich – Nevile kann doch nicht eine wehrlose, alte Frau töten… Nevile!»
    «Sie würden sich wundern, wenn Sie wüssten, wozu die Menschen fähig sind, falls sie einen Beweggrund haben.
    Vielleicht hat Mr Strange dringend Geld gebraucht.»
    «Bestimmt nicht. Er ist kein Verschwender.»
    «Aber seine Frau ist eine Verschwenderin.»
    «Kay? Ja, vielleicht. Aber… nein, es ist zu absurd. Nevile hat ganz andere Sorgen gehabt.»
    «So?»
    «Aber das hat gar nichts mit dieser entsetzlichen Angelegenheit zu tun.»
    «Sicher nicht, doch möchte ich trotzdem Ihre Ansicht darüber hören, Miss Aldin.»
    Mary sagte langsam: «Ach, es entstand eine ziemlich schwierige Situation. Wer auch auf den Gedanken gekommen sein mag…»
    Battle unterbrach: «War es nicht Mr Stranges Einfall?»
    «Ja, das sagte er.»
    «Aber Sie glauben es nicht?»
    «Ich weiß nicht recht. Ich dachte schon, jemand anders hätte ihn vielleicht darauf gebracht.»
    «Mrs Audrey Strange vielleicht?»
    «Das glaube ich nicht.»
    «Wer sonst?»
    Mary zuckte verlegen die Schultern.
    «Ich weiß nicht. Es war alles so sonderbar. Eine ständige Drohung lag in der Luft. Wir haben alle darunter gelitten, sogar Mr Latimer…»
    «Auf Mr Latimer wollte ich gerade zu sprechen kommen. Was wissen Sie von ihm?»
    «Eigentlich nicht sehr viel. Er ist ein Freund von Kay.»
    «Kennt sie ihn schon lange?»
    «Ja, sie kannte ihn schon als junges Mädchen.»
    «Und Mr Strange – mag er ihn?»
    «O ja, ich glaube schon.»
    «Diesbezüglich gibt es keine Schwierigkeiten?», fragte Battle behutsam.
    Rasch und nachdrücklich antwortete Mary: «Gewiss nicht!»
    «Mochte Lady Tressilian Mr Latimer?»
    «Nicht sehr.»
    Marys kühler Ton diente Battle als Warnung, und er wechselte das Thema.
    «Was dieses Mädchen, Jane Barrett, betrifft – ist sie schon lange im

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