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Kurz vor Mitternacht

Kurz vor Mitternacht

Titel: Kurz vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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oder etwas später weggegangen. Er selbst habe sich im Garten aufgehalten, als Lady Tressilians Leiche entdeckt wurde. Er sei ein Frühaufsteher.
    ’Es entstand eine Pause.
    Dann sagte Battle: «Miss Aldin machte uns darauf aufmerksam, dass hier im Hause eine gewisse Spannung geherrscht hat. Haben Sie das auch gemerkt?»
    «Eigentlich nicht. Aber ich merke nie viel.»
    Das ist eine Lüge, dachte Battle. Du merkst eine ganze Menge, glaube ich, mehr als die meisten Menschen.
    Über Neviles finanzielle Verhältnisse wusste Thomas nicht Bescheid. Er habe allerdings nicht den Eindruck gehabt, dass Nevile knapp bei Kasse gewesen sei.
    «Kennen Sie die zweite Mrs Strange näher?», forschte der Inspektor.
    «Ich habe sie erst hier kennen gelernt.»
    Battle spielte seine letzte Karte aus.
    «Sie wissen wahrscheinlich, Mr Royde, dass wir Mr Stranges Fingerabdrücke auf dem Golfschläger gefunden haben. Außerdem hat der Anzug, den er gestern Abend trug, am Ärmel Blutflecke.»
    Thomas nickte.
    «Das hat er uns erzählt», murmelte er.
    «Ich frage Sie ganz offen: Glauben Sie, dass er der Mörder ist?»
    Thomas liebte es nicht, gedrängt zu werden. Er wartete eine Minute – ziemlich lange Zeit also –, bevor er antwortete:
    «Weiß nicht, warum Sie mich das fragen, Inspektor. Das geht mich nichts an. Es ist Ihre Sache. Eigentlich würde ich es nicht annehmen.»
    «Wissen Sie, wer es getan haben könnte?»
    Thomas schüttelte den Kopf.
    «Der einzige Mensch, dem ich es zutrauen würde, kann es unmöglich getan haben.»
    «Und wer ist das?»
    Aber Thomas schüttelte noch entschiedener den Kopf.
    «Das sage ich nicht. Nur meine Privatmeinung.»
    «Es ist Ihre Pflicht, der Polizei behilflich zu sein.»
    «Ich bin bereit, Ihnen Tatsachen mitzuteilen. Das ist keine Tatsache. Nur so ein Gedanke. Außerdem sachlich unhaltbar.»
    Nachdem Thomas gegangen war, sagte Leach: «Aus dem haben wir nicht viel herausbekommen.»
    «Nein, wahrhaftig nicht», stimmte Battle zu. «Er hat einen ganz bestimmten Gedanken. Möchte wissen, was für einen. Hinter diesem Verbrechen steckt etwas ganz Besonderes, mein Junge…»
    Das Telefon läutete, bevor Leach antworten konnte. Er nahm den Hörer ab und lauschte. Dann sagte er «Danke vielmals» und legte wieder auf.
    «Das Blut an dem blauen Rock ist Menschenblut», berichtete er, «und gehört der gleichen Blutgruppe an wie das der Ermordeten. Sieht wirklich so aus, als ob Nevile Strange unser Mann wäre.»
    Battle war zum Fenster gegangen und blickte mit angespanntem Interesse hinaus.
    «Ein bemerkenswert gut aussehender junger Mann ist da draußen», bemerkte er. «Ein gut aussehender Mann, der etwas Verdächtiges an sich hat. Schade, dass Mr Latimer – ich habe nämlich das Gefühl, dass es Mr Latimer ist – gestern Abend drüben im Hotel Easterhead war. Er ist der Typ, der seine eigene Großmutter umbringen würde, wenn er sicher wäre, nicht erwischt zu werden und einen Vorteil davon zu haben.»
    «Na, Lady Tressilians Tod bringt ihm jedenfalls nicht den geringsten Gewinn», versetzte Leach.
    Wieder klingelte das Telefon, und mit einem Fluch nahm er den Hörer ab.
    «Ah, Sie sind’s, Doktor. – So? Sie ist also zu sich gekommen? – Was? Was?»
    Er wandte den Kopf.
    «Onkel, komm und hör dir das mal an.»
    Battle ging hin und ergriff den Hörer. Während er lauschte, blieb sein Gesicht wie immer ganz ausdruckslos.
    Dann sagte er zu Leach: «Hol Nevile Strange her, Jim.»
    Als Nevile hereinkam, legte der Inspektor gerade den Hörer auf. Nevile, der blass und angegriffen aussah, blickte Battle neugierig an und versuchte, in seiner undurchdringlichen Miene zu lesen.
    «Sagen Sie, Mr Strange», begann Battle, «wissen Sie, ob es einen Menschen gibt, der Sie sehr hasst?»
    Nevile starrte ihn an und schüttelte den Kopf.
    «Sicher nicht?»
    Battles Ton war sehr eindringlich.
    Nevile saß kerzengerade da.
    «Nein, wirklich nicht.»
    «Denken Sie scharf nach, Mr Strange. Vielleicht haben Sie jemanden irgendwie verletzt oder beleidigt…»
    Nevile errötete.
    «Es gibt nur einen Menschen, dem ich wehgetan habe, und das ist meine erste Frau. Aber ich versichere Ihnen, dass sie mich nicht hasst. Sie… sie ist ein Engel.»
    Der Inspektor lehnte sich über den Tisch.
    «Hören Sie, Mr Strange, Sie haben Glück. Mir gefielen die Indizien, die auf Sie hinwiesen, keineswegs, aber sie wiesen ganz entschieden auf Sie hin! Das Gericht hätte Sie aufgrund der Indizien zum Tode verurteilt.»
    «Sie sprechen,

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