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Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch

Titel: Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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dann Gesellschaft hatte, dass man aber unbedingt
     ihre Ess- und Toilettengewohnheiten in den Griff bekommen musste. Ich war dafür, ein Katzenklo anzuschaffen, doch meine große
     Schwester war strikt dagegen.
    »Das ist absolut unpraktisch. Wer soll es denn sauber machen? Nein, das Einzige, was wir tun können, ist, ihnen beibringen,
     dass sie ihr Geschäft nicht im Haus verrichten dürfen.«
    »Und wie sollen wir das machen?«
    »Man muss sie am Genick packen und ihre Nase hineinstecken. Anders geht es nicht.«
    »Oh, Vera – ich kann das nicht. Und Papa bestimmt auch nicht.«
    »Sei nicht so eine Zuckerpuppe, Nadia. Natürlich kannst |244| du das. Mutter hat es mit jeder unserer Katzen so gemacht. Deshalb waren sie alle so sauber und gutartig.«
    »Und woher sollen wir wissen, welche Katze es war, die irgendwo hingemacht hat?«
    »Wenn man es nicht weiß, muss man sich eben jedes Mal, sobald es passiert ist, alle Katzen vornehmen und ihre Nasen reinstecken.«
    »Alle sechs?« (Diese Kollektivmaßnahme klang wie etwas aus dem Russland der dreißiger Jahre.)
    »Alle sechs.«
    Also nahm ich mir alle sechs vor.
    Auch das Futter wurde rationiert. Die Katzen sollten nur noch auf der hinteren Veranda gefüttert werden, und zwar zweimal
     am Tag, und wenn sie nicht alles auffraßen, sollten die Reste nach einem Tag weggeworfen werden. »Kannst du dir das merken,
     Papa?«
    »Ja, ja. Nach einem Tag. Ich lasse es nur einen Tag stehen.«
    »Falls sie mehr Hunger haben, kannst du ihnen Trockenfutter geben, Papa. Das fängt nicht an zu stinken.«
    »Systematische Vorgehensweise. Ist gut.«
     
    Der Kammerjäger kam und legte Rattengift, und es dauerte nicht lange, da lagen im Schuppen, Bäuche nach oben, vier Leichen
     mit braunem Fell. Mike vergrub sie irgendwo im Garten. Weil die Katzen nun auch nicht länger im Haus oder im Rolls-Royce schlafen
     durften, bekamen sie im Schuppen eine Kiste, die mit einem alten Pullover von Valentina ausgepolstert wurde. Lady Di protestierte
     gegen die neuen Regeln und versuchte ein paarmal, mich zu kratzen, als ich ihm die Nase in die Pisse tauchte, aber bald lernte
     er zu gehorchen. Seine Freundin entpuppte sich als kleiner Schatz – sie war freundlich, anschmiegsam und äußerst sauber. Vater
     beschloss, sie in Erinnerung an Valentina Valjusha |245| zu nennen, und Valjusha rollte sich denn auch, wenn Papa nachmittags sein Nickerchen hielt, schnurrend auf seinem Schoß zusammen,
     wie er es sich wohl von der richtigen Valentina erhofft hatte. Wir hängten Zettel im Postamt auf, auf denen stand, dass vier
     wunderschöne kleine Kätzchen in gute Hände abzugeben waren. Ein unerwarteter Nebeneffekt war, dass mehrere ältere Damen aus
     dem Dorf, die mit meiner Mutter befreundet gewesen waren, die Gelegenheit wahrnahmen, vorbeizukommen und die Kätzchen zu bewundern
     und dabei gleichzeitig mit Vater ein wenig zu schwatzen, und dass sie dann – angezogen möglicherweise von einer das Haus immer
     noch umgebenden Skandal-Atmosphäre – auch weiterhin ab und zu bei ihm hereinschauten. Vera gegenüber meinte Vater zwar recht
     ungnädig, er finde diese Gespräche langweilig, doch verhielt er sich zumindest höflich, und sie hatten in gewissem Sinne ein
     Auge auf ihn. Der Pfarrer kam auch vorbei, um sich für die Makrelendosen zu bedanken, die er an eine osteuropäische Asylbewerberfamilie
     weitergeschenkt hatte. Und so wurde Vater Schritt für Schritt wieder in die Gemeinde re-integriert.
     
    An der Auto-Front entwickelten sich die Dinge nicht so geradlinig. Das Schrottauto verschwand eines Nachts auf mysteriöse
     Weise, doch der Roller stand nach wie vor im Vorgarten. Obwohl Vater die fünfhundert Pfund für ihn bezahlt hatte, war Valentina
     im Besitz von Schlüsseln und Papieren, und ohne diese konnte man den Wagen nicht verkaufen und noch nicht einmal abschleppen
     lassen. Ich musste also wieder telefonischen Kontakt mit Eric Pike aufnehmen.
    »Kann ich bitte mit Valentina sprechen?«
    »Wer ist denn am Apparat?«, wollte die Öl-Sand-Stimme wissen.
    |246| »Die Tochter von Mr.   Majevski. Wir haben schon einmal miteinander telefoniert.« (Ich hätte mir einen falschen Namen und eine Lügengeschichte zurechtlegen
     sollen!)
    »Hören Sie, Mrs.   … äh, Miss   … äh – ich wäre dankbar, wenn Sie mich nicht mehr anrufen würden. Ich habe keine Ahnung, was Sie auf die Idee bringt, Valentina
     könnte hier bei mir sein.«
    »Sie haben doch wohl nicht vergessen, dass Sie mit

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