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Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Titel: Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hulova
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mich nicht mit den Verwandten aus den Roten Bergen. Mindestens einmal während der Ferien mussten wir zum Owoo. Wir Jungen trugen die Chadag und süße Kräcker, und Großvater und Oma legten ihr bestes Gewand an. Wir quälten uns mehrere Stunden lang durch die weißglühende Landschaft, der Staub stach in den Augen und vermischte sich mit dem Schweiß zu bräunlichen Rinnsalen, die sich beim Abwischen auf dem ganzen Gesicht verschmierten. Die Pferde röchelten vor Durst und wankten dahin wie die Pferde von Betrunkenen. Und all das nur, um einen Geröllhügel zu umrunden, ein paar zerflossene Süßigkeiten auf die Schotterbrocken zu legen und zur Freude von Kamelen und verirrten Pferden blaue und gelbe Tücher an wankende abgestorbene Baumstrünke zu binden. Letztlich ritt ich aber doch immer zum Owoo mit. Das war etwas anderes als mit dem Ausweiden der Ziegen und dem Argalsammeln, wenn sie mir nur Dzalchuu zuriefen und die Stirn runzelten. Ich musste reiten. Trotz allem kam es mir aber gut vor, außer Mama und Nara noch weitere Verwandte zu haben.
    Und daher überwand ich mich am Ende bei so manchem.
    Aber nicht so wie Mama.
    Die hatte es schwerer. Jeden Tag. Sie war mehr eine von ihnen als ich und tat alles, um gutzumachen, dass ihre Welt anders war, dass sie dort geblieben waren, von wo sie weggegangen war. All die lächelnden angsterfüllten Blicke und die Bewegungen, die bei weitem nicht die Geschicklichkeit hatten wie Tante Ojunas, baten um Vergebung.
    Überhaupt nicht verstehen konnte ich die Sache mit Urgroßmutter. Ich kannte ihre Geschichte besser als meine eigene
und suchte bei den anderen vergeblich die Achtung, mit welcher Mama von der tollsten Frau des Baschkgansker Somon sprach und auf die auch ich ein wenig Anspruch erhob. Es schien, als würde Großmutter sie gar nicht kennen. Von Großvater sagte Mama zwar, er ehre ihr Andenken, und tatsächlich erlaubte er uns nicht, die kleine Kiste anzufassen, in der angeblich ein Stück von Urgroßmutters Deel und ein Paar ihrer bestickten Sommerstiefel lagen, alles Übrige war wie in einen Liftschacht gefallen.
    Möglicherweise hatten seine langen abendlichen Trips zum Horizont was damit zu tun, aber wie hätte das jemand wissen können. Mama sagte, er hätte, als sie klein waren, auch sie und Nara mitgenommen, seinen Enkeln bot er das aber nie an. Auch nicht Oma und Ojuna. Bei Ojuna hatte ich kein gutes Gefühl. Aber Najma, ihr Mann, war der Einzige aus dem ganzen Ger, mit dem ich gern zusammen war. Der nahm mich manchmal mit aufs Pferd.
    Er sprach fast nicht und zog eine Zigarette nach der anderen aus der Deeltasche. Das Ger betrat er nur zum Schlafen, und die Kinder schrie er nie so an wie Ojuna. Er sprach nur, wenn es notwendig war, und niemand kannte sich in der Umgebung so gut aus wie er.
    Er war es, der mir als Erster die Risunki zeigte, die es hinter dem Ger an einigen abgelegenen Plätzen in den Roten Bergen gab. Manche davon kannten alle, einige aber nur er und dann auch ich, nachdem er sich durch meine Bitten hatte erweichen lassen. Er warf mich vor sich in den Sattel, wir sagten niemandem etwas und ließen das ewige Hickhack von Oma und Ojuna schleunigst hinter uns.
    Auf einigen Steinen gab es nur Wellenlinien und Handabdrücke, auf anderen aber in konzentrischen Kreisen Menschen,
Hampelmänner, die sich an den Händen hielten, und von den Tieren hauptsächlich Pferde und Kühe.
    Die größte Zeichnung, die mir Najma zeigte, war ein riesiges Viereck und in ihm Hunderte kleiner und großer Ringe. Najma sagte, es wären Tiere. Eine Herde.
    Die Menschen konnten früher nicht malen, und daher blieb ihnen nichts anderes übrig, als aus einer Ziege ein Ringlein zu machen.
    Zula, Tsetsegma und Batdschar rümpften die Nase über unsere Ausritte. Zwischen Steinen herumzukrebsen wegen wer weiß wie alter Kringel machte ihnen keinen Spaß. Sie waren dumm. Mir wiederum gingen ihre Spiele auf die Nerven. Ich machte mir immer die Kleider schmutzig und gewann ohnehin nie. So leise, wie Zula durchs Gras schlich, konnte ich nicht einmal liegen.
    Als Najma einmal ins Somonzentrum ritt, um Riemen zu besorgen, brachte er eine Blechdose mit weißer Farbe mit. Er zwinkerte mir zu, und mir war augenblicklich klar, dass es um etwas uns Betreffendes gehen musste. Noch am gleichen Tag ritten wir zu den Felsen.
    Ich zog einen Pinsel hervor, brach mit einem Stein die Blechdose auf, und wir gingen zu den Ringlein. Dann zogen wir ordentlich ein Risunok nach dem anderen mit

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