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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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der Nase lief.
    „Spinnst du?!“, kam es fast schon hysterisch von Paul, der nun aufgeregt nach der Küchenrolle griff um Niclas einige Bahnen in die Hand zu drücken.
    Dieser reagierte etwas verzögert, starrte mich nur weiterhin geschockt an und patschte sich dann den Zellstoff unbeholfen ins Gesicht.
    Paul packte mich schließlich am T-Shirt und sah mich verärgert an.
    „Bist du total bescheuert, jetzt hast du alles kaputt gemacht!“
    Und mit einem Mal musste ich überlegen. Was hatte ich denn überhaupt kaputt gemacht? Pauls Plan?
    Die nicht mehr vorhandene Beziehung von Niclas und mir?
    Und genau in dem Moment, als ich Niclas dabei zusah, wie er seine blutenden Nasenlöcher mit Zellstoff zu stopfen versuchte, wurde mir klar, dass ich die ganze Zeit falsch gelegen hatte.
    Ich wollte nicht Niclas zurück, auch nicht die tolle Zeit damals, die Erinnerungen – was mir fehlte, war der gute Sex.
    Nicht mehr, nicht weniger.
    Selbstgefällige Arschlöcher gab es Hunderte auf dieser Welt, vielleicht nicht so vertraut gut aussehende, aber es gab sie. Und gerade jetzt, wo er so lächerlich aussah, war ich der Sieger des Ganzen und mit einem triumphalen „Jetzt erst bist du unwiderstehlich ...“, verließ ich erhobenen Hauptes die Küche.
    Und ich wollte ebenso königlich meine Wohnung verlassen, als es Sturm klingelte.
     
    Erneut fing das Wasser in mir an zu köcheln.
    Wenn irgendwelche kleinen Mistgören gerade sehr viel Spaß an einem Klingelstreich hatten, dann würde das auch ihr letzter sein.
    Mit der gehörigen Portion Pfeffer öffnete ich die Tür und stockte in meinem zuvor zurechtgelegten Redeschwall, als ich einen gehetzt dreinblickenden Polizisten erblickte, der auch gleich darauf meine Wohnung betrat.
    „Wo ist er?“, kam es fast schon wütend von dem Uniformierten.
    „W-Wer?“, fast dachte ich, er könnte sehen, dass ich gerade Niclas eine gesemmelt hatte, tat dies dann aber schnell als Unsinn ab. So schnell waren deutsche Polizisten schließlich nicht am „Tatort“.
     
    Paul, José und der immer noch blutende Niclas schienen den Trubel mitbekommen zu haben, als sie, sich aus ihrer Starre lösend, auch ins Wohnzimmer kamen. Mein nächster Gedanke war, dass das Mokkahäschen illegal eingewandert war oder ganze Drogenpakete in seinem runden Hintern versteckt hatte, aber ich lag falsch.
    „Paul!“, sagte der Polizist fast andächtig und erntete kein so nettes Echo.
    „Verschwinde bloß, du Wichser!“ Paul starrte den Mann hasserfüllt an.
    So schnell konnte man seine zuvor erst gewonnene Aufmerksamkeit verlieren.
    „Wie redest du denn mit mir?“
    Mit einem Mal schien ich die Situation zu verstehen.
    „Dann sind Sie Pauls Vater?“, hakte ich schließlich nach und bekam doch noch einen Funken Aufmerksamkeit an diesem Tag, als sich der zornesrote Kopf des Polizisten zu mir umdrehte.
    „Ja, und wer sind Sie?“
     
     
    7
    Ich sah zu Paul, der irgendwelche affigen Gesten machte, und wieder zurück zu dessen Vater, der immer noch wütend aber auch zusehend interessiert aussah.
    „Ich bin Olli!“ Ich streckte ihm mit meinem süßesten Vertreterlächeln die Hand entgegen, doch er schien deutlich unbefriedigt ob dieser knappen Antwort.
    „Ach ja, Olli, und was machen Sie hier mit meinem Sohn?“ Seine Verärgerung schien wieder überhand zu nehmen und noch bevor ich antworten konnte, kam mir Paul in die Quere.
    „Er ist mein Freund.“
    „Gut, Freund Olli, dann möchten wir Sie nicht weiter stören und gehen wieder“, er wollte schon nach dem Arm seines Sohns greifen, aber Paul war schneller.
    Mit einem Satz stand er neben mir und presste sich fast schon lasziv gegen meine Hüfte.
    Noch bevor ich lautstark protestieren konnte, übernahm Paul wieder die Gesprächsführung.
    „Du hast mich da etwas falsch verstanden, Alter, er ist ‚mein‘ Freund.“ Noch ehe ich verneinen konnte, presste er seine Lippen auf meine Wange.
    Der Polizist sah aus, als hätte man ihm gerade seinen Streifenwagen unter dem Arsch weggeklaut.
    „Du bist eine Schwuchtel?!“, die Stimme des Mannes überschlug sich fast, bevor er hysterisch lachte.
    „Du hattest doch noch nicht mal Sex, Junge, wie willst du dann behaupten können, dass du schwul bist?! Oder denken Sie, dass er mit dem Aussehen schon mal vögeln durfte?“ Er sah Niclas, José und mich gleichermaßen an und zumindest Niclas und ich konnten selbstsicher nicken.
    Der Polizist schien an diesem Tag schon seinen zweiten Streifenwagen zu verlieren, als

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