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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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geworden?“, stichelte ich, doch er überging es einfach.
    „Paul hat mir die Augen geöffnet ... Olli, ich liebe dich noch immer ...“
    Ich hoffte darauf, dass er gleich breit grinsen und ein „Ha, Ha, verarscht!“, prusten würde.
    Es geschah nichts.
    Nach einer Minute musste ich ihn immer noch perplex angestarrt haben ohne mich zu regen, als er mit einer fast perfekten Idee aufwartete.
    „Tja, also da du ja auch noch etwas für mich empfindest, könnten wir es doch einfach noch mal versuchen, oder?“
    Ich erlangte meine Fassung wieder. „Moment, wer hat gesagt, dass ich noch etwas für dich empfinde?“
    „Paul meinte ...“, versuchte er es nochmals zögernd, aber ich ließ ihn gar nicht erst ausreden.
    Das war meine Chance Niclas-clean zu werden!
    „Ja, es stimmt, ich hing ’ne ganze Zeit an dir und du warst ein Arschloch, obgleich du dabei sehr sexy warst. Tja und dann habe ich gemerkt, dass das Einzige, was ich wirklich für dich empfinde, wenn ich dich ansehe, die Lust auf Sex ist. Und das obwohl du nur zehn Minuten durchhalten konntest, du warst eben der Erste und deswegen warst du ’ne ganze Zeit lang etwas besonderes. Aber irgendwann läuft jede Bonuskarte ab und dann ist sie nur noch ein Stück Papier unter vielen, verstehst du?“
    Nun war er es, der mich perplex ansah. Ich fühlte mich großartig, der Triumph war mein!
    „Also heißt das, dass wir es nicht mehr versuchen?“
    „Ja, ich denke, das heißt es!“, triumphierte ich weiter über sein dämliches Gesicht und holte zum letzten Schlag aus.
    Der ultimative Niedergang einer Beziehung, die vier kurzen verhassten Worte des eigentlichen Abschieds einer langen gemeinsamen Zeit.
    „Lass uns Freunde bleiben, ja?“ Ich lächelte ihn weiterhin triumphierend an.
    Niclas schien daraufhin seine Sprache verloren zu haben, er nickte nur und erhob sich dann verwirrt von der Couch. Ohne noch irgendetwas zu sagen, verschwand er hinter der zufallenden Wohnungstür.
    Was für ein metaphorisch-melodramatischer Abgang!
    Ich wartete noch darauf, dass jemand „Und Schnitt“ sagte, dann wäre diese Soap perfekt gewesen.
    Aber auf gewisse Weise war der Tag auch so perfekt, denn ich hatte gelernt, dass alte Koffer nach einer langen Reise erst richtig geschlossen werden mussten, bevor man sie in die hinterste Ecke seines Schrankes verbannen konnte und dass ich durchaus gut im Prügeln sein konnte, wenn ich es wollte.
    So zufrieden genoss ich das Gefühl der weichen Polster meiner Couch im Rücken und war fast bereit dazu, mal den netten Italiener ganz in der Nähe zu besuchen.
     
    Das Leben mochte ein dunkler Tunnel sein, aber ab und zu standen unter dem fahlen Licht der Notausgangsschilder ganz brauchbare Lotsen.
     

Klassentreffen
     
    1
    Viel zu fröhlich für einen verregneten Montag stieg ich die Treppen zur Wohnung hinauf. Heute war nicht irgendein Tag, nein, vor genau drei Jahren fand ich mein großes Glück, Julian.
    Es hatte damals sofort gefunkt in der kleinen Eisdiele, in der er einen Ferienjob angenommen hatte. Julian musste sich für sein bevorstehendes Studium nämlich Geld dazu verdienen.
    Er war so sexy gewesen in der engen ausgefransten Jeans und dem weißen Hemd mit der Eiswerbung darauf.
    Wir hatten uns nur kurz angesehen, Julian hatte meine Bestellung entgegengenommen und dann bei der Rechnung seine Telefonnummer dazugeschrieben.
    Ich war so scharf auf ihn, dass ich noch am gleichen Abend angerufen hatte, am nächsten Abend waren wir auch schon im Bett gelandet.
    Der Sex war gut, eigentlich mehr als nur gut.
    Beim Aufschließen der Wohnungstür bemerkte ich, wie ich vor Erregung leicht zitterte.
    Der Sex war sogar verdammt gut und das bis heute.
    Nach einem Jahr hatten wir uns dann gemeinsam eine Wohnung gekauft, natürlich eins mit großem Schlafzimmer und breitem Bett.
    Grinsend zog ich mir die Schuhe aus und ließ die Post, die ich kurzerhand noch mit hochgenommen hatte, einfach achtlos in meiner Manteltasche stecken. Ich hatte jetzt Wichtigeres zu tun.
    Julian würde in einer Stunde von der Uni kommen und bis dahin musste alles einfach perfekt sein.
    Das Essen, die Atmosphäre und natürlich ich selbst.
    Zuerst das Essen!
    Das hatte ich mittags schon vorbereitet. Chinesisch, Julians Lieblingsessen, nur noch der Reis fehlte. Ich setzte das Wasser auf und stürmte ins Wohnzimmer, holte die blutrote Tischdecke aus dem kleinen Schrank und dekorierte den Tisch.
    Das gute Besteck durfte natürlich nicht fehlen und die Servietten hatte

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