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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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Schlafzimmer, die Tür quietschte lauter als sonst. Schnell war das Wichtigste zusammengepackt, dann eilte ich in den Flur und griff nach meinem Mantel.
    Julian stand immer noch zusammen mit diesem Mistkerl dort, wo ich ihn vor wenigen Minuten stehen gelassen hatte.
    Ich war schon fast aus der Tür, da kam noch ein „René?“, von ihm.
    Ich blickte mich um und hoffte, dass jetzt irgendetwas von wegen „schlechter Scherz“ und „Ich liebe dich doch viel zu sehr um fremdzugehen“, kam.
    Stattdessen lächelte er milde und gab ein knappes „Nimm’s leicht!“, von sich.
    Ich hätte ihm am liebsten gleich noch eine runtergehauen. Meine Wut drückte ich in Form lauten Türknallens aus, dann flennte ich wie ein kleiner Junge und rannte mit verschwommenem Blick die Treppe hinunter. Natürlich strauchelte ich ein paar Male und wäre zwei Mal fast hingefallen. Und das, wo ich im dritten Stock wohnte!
     
    Da stand ich nun, vor meiner ehemaligen Wohnung und wischte mir die Tränen weg, für die ich mich am liebsten windelweich geschlagen hätte. Ich hasste mich dafür, dass ich auch nur einen Tropfen meiner körpereigenen Flüssigkeit für dieses Flittchen vergoss.
    Die Frage war jetzt: Wohin?
    Zurück konnte ich nicht, wollte ich auch gar nicht. Sollte ich zu einer Arbeitskollegin fahren?
    Vielleicht zu Jaqueline?
    Nein, lieber zu Jo, bei dem konnte ich mich wenigstens richtig ausheulen! Ich stieg in mein Auto und fuhr, ohne die Verkehrsregeln zu beachten, in Richtung meines alten Schulfreundes Johannes in die Schlossallee.
    Die Hupkonzerte begleiteten mich bis vor seine Wohnungstür. Irgendetwas in meiner Manteltasche piekte mich schon die ganze Zeit. Es war die Post, genauer gesagt ein seltsamer Brief, auf dem in geschwungenen Buchstaben „Einladung“ stand.
    Ich ließ ihn einfach ungelesen auf dem Beifahrersitz liegen, ich hatte jetzt Wichtigeres zu tun.
    Mich besaufen und ordentlich ausheulen!
    Ich ging durch die offene Haustür, die wenigen Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Die laute Popmusik verriet, dass er da war. Hallelujah!
     
     
    2
    „René, Maus, du siehst ja total scheiße aus, was ist dir denn passiert?“ Übertrieben theatralisch fasste er sich an seine mit Rouge verzierten Wangen und zog mich zu sich in die Wohnung.
    Jo sah tuntig aus wie immer und er benahm sich auch noch genauso.
    Wie gut, das wenigstens etwas im Leben Bestand hatte.
    Er fuhr sich durch die strubbeligen kupferroten Haare und zog noch einmal in einer hektischen Geste an seiner Zigarette, bevor er sie im Aschenbecher ausdrückte.
    „Ins Wohnzimmer!“, befahl er mehr, als dass er einen Vorschlag machte, und ich kam der Aufforderung nach.
    „Meine Güte, ausgerechnet du, René, du siehst doch sonst aus wie das blühende Leben!“
    Ich ließ mich auf die schreiend pinkfarbene Couch fallen und seufzte.
    Jo setzte sich mir gegenüber in den plüschigen Sessel und schaute mich nachdenklich an, schnalzte immer wieder mit der Zunge, als könnte er nicht glauben, was er da gerade sah.
    „Was ist los, Großer?“, fragte er schließlich ehrlich besorgt und zupfte nervös an dem Sitzmöbel.
    Ich holte tief Luft, bevor es aus mir herausplatzte.
    „Julian hat mich verlassen, er hat einen neuen ...“ Ich sah meinem Schulfreund direkt in die vor Entrüstung geweiteten grünen Augen.
    Es war seltsam, aber er erinnerte mich immer noch an den Jungen von vor gut zehn Jahren.
    Er quietschte übertrieben tuntig herum und stürzte direkt auf mich zu, nahm mich in seine von Armreifen behangenen Arme.
    „Oh mein Gott, wie konnte so was nur passieren?!“
    Gut, er übertrieb immer gern, aber seine Empörung war echt. Jo war immer ein schlechter Lügner und Heuchler gewesen, schon damals in der Schule, ich glaube, das ist der einzige Grund, warum ich es überhaupt mit ihm aushalte.
    Er nahm mein Gesicht in beide Hände und sah mich an wie eine Mutter, deren Kind sich beim Fußballspielen die Knie aufgeschürft hatte.
    „Hach René, wie kann dieser Bengel dich nur so hintergehen, aber ich hab mir gleich gedacht, der Kleine hat nichts als Flausen im Kopf, das kann doch nicht lange gut gehen ...“
    „Aber es ist drei Jahre gut gegangen“, bemerkte ich kleinlaut, so recht wollte ich immer noch nicht wahr haben, dass es vorbei war.
    „Wie hast du es denn so plötzlich erfahren? Ich meine, bis jetzt schien es ja wirklich ganz gut mit euch zu laufen ...“ Er zündete sich eine Zigarette an und zupfte an seinem weißen Hemd herum, strich sich hier und

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