Kurzgayschichten
gebundene, strohblonde Haare, einige in meiner alten Klasse waren blond gewesen und hatten blaue Augen, zwar nicht so strahlende, aber es kamen drei in die engere Auswahl.
Der Mann sah sportlich und schlank aus, fast ein bisschen mager und war circa einen Kopf kleiner als ich. Alles in allem unglaublich sexy und unglaublich unbekannt. Der Blonde musterte mich nun ebenso und bald stahl sich ein wissendes Lächeln auf seine vollen Lippen.
„Bist du nicht René?“
Ich sah ihn ungläubig an. Wer könnte das wohl sein? Es war mir peinlich, dass ich ihn nicht wiedererkannte, wo er zudem noch so scharf aussah.
Ich nickte knapp.
Der andere sah viel jünger aus als die meisten hier, obwohl er ja auch um die 26 seien müsste. War er vielleicht ein Bruder von irgendeinem Mitschüler damals? Aber woher sollte er mich dann kennen?
„Du erkennst mich wohl nicht, hm?“ Er grinste leicht und sah mich offen an.
„Nein, tut mir leid“, gestand ich und lächelte entschuldigend.
„Ich bin’s, Sebastian.“
Ich sah ihn überrascht, ja fast entsetzt an.
„Etwa Sebastian Meißner?!“ Ich musterte ihn nochmals ausgiebig.
Er grinste breit. „Genau der!“
Oh mein Gott, was hatte der Mann mit sich gemacht? Schönheitschirurgie? War die Geschichte mit dem hässlichen Entchen doch wahr?
„Wow ...“, kam es zugegeben nicht gerade intelligent von mir.
„Lass uns doch in eine ruhigere Ecke gehen ...“
Ich folgte ihm kommentarlos. Ehrlich gesagt war ich geschockt und reichlich damit beschäftigt mich an den früheren Sebastian zu erinnern. Was mir da wieder in den Sinn kam, gefiel mir gar nicht.
Er stieg die Treppen hinauf in den zweiten Stock und ich hatte freien Blick auf seine schmalen Schultern und den knackigen Hintern. Ich erinnerte mich an den kleinen dicken Jungen aus der siebten Klasse, der Anfang der achten die Schule gewechselt hatte, um auf Gymnasium zu gehen. Einzig die blonden Haare erinnerten noch an den jungen Sebastian.
Mein Gott, wie wir ihn damals gehänselt hatten, geradezu gemobbt.
Er ging auf den Balkon und ich folgte ihm brav, starrte immer noch auf seine Kehrseite.
Was für eine Metamorphose hatte die dicke Raube nur durchgemacht?
Der Mann war das achte Weltwunder!
Er lehnte sich locker über die Brüstung und ich folgte ihm, stellte mich in geringem Abstand neben ihn, die beiden Sektgläser, die ich unterwegs irgendwo abgestellt haben musste, kamen mir gar nicht mehr in den Sinn. Was jetzt zählte war dieser junge Gott von einem Mann, der in seiner Kindheit nicht gerade Glück gehabt hatte. Irgendwie schämte ich mich hier neben ihm zu stehen, wenn ich so recht über früher nachdachte.
Er drehte sich zu mir um, aber ich konnte ihm nicht in die Augen sehen.
„Lang ist’s her, hm? Du hast dich überhaupt nicht verändert ...“
Ich sah ihn kurz an, er lächelte. Ich musste schlucken, meine Güte, dagegen war Kai ja gar nichts, außerdem stand ich eh mehr auf blond. Was dachte ich da eigentlich?
„Und du siehst so ... anders aus ...“ Ich verfluchte mich dafür, dass ich nicht in der Lage war einen vernünftigen Satz zustande zu bringen.
Er sah wieder in den kleinen Garten zu unseren Füßen. „Tja, wie soll ich sagen, ich hab abgenommen, Sport getrieben, einfach alles getan, um nicht mehr so furchtbar fett zu sein ...“
Er lachte leise und wandte sich mir wieder zu. „Weißt du noch, wie Tom und du mich in den Mülleimer stecken wolltet und ich zu dick dafür war?“
Ich konnte allerdings gar nicht darüber lachen. Kinder waren so grausam und ich musste eine Art kleiner Satan gewesen sein.
„Oder das eine Mal, wo ihr mich im Fahrradschuppen eingesperrt habt und ich nicht durch das kleine Fenster gepasst habe ...“, er lachte kehlig, aber er sah nicht wirklich vergnügt dabei aus.
„Oder damals im Sommer ...“, begann er, aber ich unterbrach ihn.
„Es reicht ...“
Er sah mich fragend von der Seite her an.
„Was damals passiert ist, tut mir echt leid ...“
Sebastian lächelte leicht und schaute wieder in den Garten. „Eigentlich müsste ich dir und den anderen danken, ihr habt mir die Augen geöffnet.“
Ich sah ihn fragend an.
Er lächelte immer noch und sah mich mit seinen hellblauen Augen direkt an. „Ohne euch hätte ich sicher nicht abgenommen.“
Ich schluckte schwer, der schale Geschmack auf meiner Zunge wollte einfach nicht verschwinden.
„Mach dir keine Vorwürfe, wir waren ja noch Kinder.“ Er klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und
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