Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
Vom Netzwerk:
wieder grinsend zu mir um.
    „Treffer, versenkt?“, fragte er mich scheinheilig.
    „Ich guck mir nur mal seinen PC an, nichts weiter.“
    Er grinste in seiner gekonnt spöttischen Art. „Sicher, erst den PC und dann seinen Intimbereich.“
    „Es gibt auch Treffen, bei denen es nicht um sexuelle Handlungen geht, auch wenn du dir das schwer vorstellen kannst.“
    Jo lachte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Treffen mit Männern, mit denen du keinen Sex hast, sollten sich auf die Treffen mit deinem Steuerberater begrenzen ... und selbst da kann man Ausnahmen machen.“
    Ich fasste mir gedanklich an die Stirn. Mein bester Freund war ein sexsüchtiges Monster!
    „Ich weiß ja noch nicht mal, ob er schwul ist.“
    Jo verdrehte die Augen. „Finde es raus und nagle ihn dann ...“
    Ich warf ihm einen vielsagenden Seitenblick zu. „Manchmal kannst du echt pietätlos sein ...“
    „Manchmal?“
     
    Als wir endlich zu Hause ankamen, fielen wir regelrecht ins Bett, Jo war die letzten Kilometer im Auto bereits weggedriftet.
    Das Sofa war wie immer hart und ungemütlich, aber dank der langen Fahrt schlief auch ich bald ein.
     
    „Nein, trag sie wilder, peppiger, gel sie zurück, oder nein, besser hoch!“ Jo sprang im Bad aufgeregt um mich herum und zupfte an meinen Haaren.
    „Die Haare bleiben wie sie sind!“
    Er schüttelte den Kopf und verstrubbelte sie noch mehr. „Du siehst heute aus wie ne Pony-Trine!“
    „Ich seh’ immer so aus.“
    „Das ist ja das Schlimme!“
    Ich schmollte, es gab einfach nichts Schöneres, als von seinem besten Freund als hässliche Trine bezeichnet zu werden.
    „Du siehst zu normal aus, Mäuschen, so kriegst du den Typen nie! Zeig ihm, dass du an seinem Hintern interessiert bist!“
    Ich seufzte. „Ich bin froh, dass er nach all dem, was wir damals so mit ihm angestellt haben, immer noch mit mir redet.“
    Jo zuckte mit den Schultern.
    „Ich denke, er hat dir verziehen ...“ Er kämmte mir die zerzausten Haare durch und richtete sie wieder so, wie sie sonst auch lagen.
    „Ja, schon, aber ich hab trotzdem irgendwie ein schlechtes Gewissen.“
    Jo seufzte leise. „Wir sind aber auch fies zu ihm gewesen, förderlich für eine Beziehung mit ihm ist das sicher nicht.“
    Ich sah ihn missmutig an. „Danke, dass du mich so aufbaust, es ist wirklich toll einen so guten Freund zu haben.“
    Er grinste leicht. „Tja, dann zeig ihm eben, dass du dich in der Beziehung geändert hast.“
    „Vielleicht hast du recht.“
    Ich betrachtete mich noch einmal im Spiegel. Bluejeans, enges schwarzes T-Shirt, mehr war wohl nicht rauszuholen.
    Jo musterte mich kritisch. „Mit den Klamotten wirst du den Typen nie rumkriegen!“
    „Ich will ja auch seinen PC reparieren, nichts weiter ...“
    Er grinste wissend.
    „Wer’s glaubt, Häschen!“ Er kniff mir in den Hintern und schlenderte dann ins Wohnzimmer.
    Ich fuhr mir noch einmal durch die Haare und schaute dann auf die Uhr.
    Ach du scheiße!
    Es war bereits halb sechs. Pünktlich würde ich es auf gar keinen Fall mehr schaffen. Ich schnappte mir meinen Mantel und verabschiedete mich hastig von Jo, das Zuschlagen der Tür verschluckte sein „Viel Glück!“ fast.
     
    Ich hätte schreien können, da war ich schon zu spät dran und stand auf halber Strecke auch noch im Stau.
    Die weitere halbe Stunde, die verging, verbrachte ich damit die Autofahrer ringsum anzublöken.
    Ich schaute auf die Uhr und verdrehte die Augen. Es war bereits sechs Uhr, eine halbe Stunde würde ich mindestens noch bis zu ihm brauchen. Ich kramte das Bonbonpapier heraus und las mir alles noch mal genau durch.
    Wieso konnte dieser dämliche Stau sich nicht endlich auflösen? Ich schaltete vor lauter Verzweiflung das Radio an. Wie zum Hohn brachte der erste Sender, den ich einschaltete beruhigende Klassikmusik.
     
    Endlich, nach einer weiteren halben Stunde, ging es vorwärts.
    Ich gab Vollgas und hoffte keinem Blitzer begegnet zu sein, als ich kurz nach Sieben endlich in Bad Tieslow ankam. Natürlich suchte ich noch eine gute Viertelstunde nach der Straße, bis ich endlich vor einem kleinen weißen Reihenhäuschen stand.
    Ich klingelte kurz zaghaft und bemerkte, dass ich schrecklich aufgeregt war. War ich überhaupt schon mal vor einem Treffen so aufgeregt gewesen?
    Während ich noch dabei war die Liste meiner wenigen Dates durchzugehen, öffnete Sebastian auch schon die Tür.
    „Hallo, komm doch rein“ Er machte Platz, und ich kam der Aufforderung

Weitere Kostenlose Bücher