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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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argwöhnisch. Überall standen ehemalige Klassenkameraden von uns und unterhielten sich.
    Jo und ich bedienten uns an dem Sektbüffet und schauten in die Menge.
    „Schon wen Interessantes gesehen?“, fragte er mich ohne mich anzusehen und ich verneinte.
    „Gut, ich geh mal zu Imke und Melanie, die stehen dahinten.“ Er deutete in die Ecke, wo die zwei Frauen angeregt plauderten und ließ mich einfach stehen.
    Seufzend lehnte ich mich an die Wand und beobachtete einige Personen näher. Die meisten erkannte ich sofort wieder, bei einigen stellte ich nur Vermutungen an, wer sie sein könnten.
    Ganz in mein kleines Ratespiel versunken, bemerkte ich nicht, wie ich angesprochen wurde.
    „Hi, du bist bestimmt René!“
    Ich drehte mich zu der Person um, deren Stimme ich natürlich nicht zuordnen konnte.
    „Oh, d-du musst Kai sein ...“ Ich verfluchte mich dafür, dass ich zu stottern begann. Wahnsinn, nach zehn Jahren hatte er immer noch diese gewisse Wirkung auf mich.
    „Und – wie ist es dir so ergangen in den zehn Jahren, man hat sich ja irgendwie aus den Augen verloren ...“
    Seine Lippen waren noch genauso sinnlich wie früher und ich brauchte eine Weile um zu registrieren, dass Kai auf eine Antwort wartete.
    „Ach, nichts Großes, ich bin nach Junen gezogen und arbeite da in einem kleinen Computerladen, zurzeit bin ich Single ... Und bei dir so?“
    Es war erstaunlich, wie locker ich mit ihm reden konnte, obwohl mich sein Parfum fast rasend vor Geilheit machte. Mein Gott, wie konnte ein einzelner Mensch nur soviel Sexappeal ausstrahlen? Allein die Geste, wie er sich sein halb langes Haar zurückstrich ließ mich wahnsinnig werden.
    „Ich arbeite in der Schreinerei meines Vaters, lebe also immer noch in Zinnberg.“
    Ich seufzte.
    „Hach ja, das gute alte Zinnberg ...“ Wenn ich ehrlich war, konnte ich meine Heimatstadt überhaupt nicht leiden und war froh als ich mit achtzehn endlich hatte ausziehen zu können.
    Er lächelte leicht und ich war kurz davor ihm die Sachen vom Leib zu reißen.
    „Es hat sich dort überhaupt nichts verändert ...“
    Ich rang mit mir ihn zu fragen, ob er Single ist, aber ich traute mich nicht wirklich.
    Das Schicksal nahm mir die Entscheidung jedoch ab, als sich eine zugegeben hübsche Blondine zu uns gesellte.
    Ich brauchte eine Weile um zu registrieren, dass ich sie von früher kannte.
    „Connie Forst?“ Ich sah sie überrascht an, war sie nicht früher einmal brünett gewesen?
    Sie lächelte leicht.
    „Nein, Connie Schröter!“ Mit diesen Worten küsste sie Kai und lächelte mich glücklich an.
    Ich sah fragend zu Kai, der ebenso lächelte. „Wir sind seit zwei Jahren verheiratet und haben eine kleine Tochter!“
    Ich hätte schreien können. Wieso, um alles in der Welt, mussten die geilsten Männer auf Frauen stehen?
    Ich lächelte noch einmal aufgesetzt, dann gesellte ich mich zu Jo, der angeregt mit Imke und der pummeligen Melanie plauderte, mit denen er früher immer so dicke war.
    Als er mich sah, unterbrach er sein Gerede jedoch und wandte sich mir zu.
    „Und?“
    „Ich hab Kai getroffen ...“
    Mir galt mit einem Mal seine völlige Aufmerksamkeit.
    „Und?“, wiederholte er breit grinsend.
    „Der ist jetzt verheiratet mit der Connie, die ist jetzt übrigens blond“, berichtete ich.
    Jo schien enttäuscht.
    „Blödes Heteropack!“, zischte er und betrachtete so einige Paare um uns herum.
    „Tja ...“, war alles, was ich dazu sagte.
    Er reichte mir sein leeres Glas und wandte sich wieder den Frauen zu.
    „Hol mir mal bitte noch ein Glas Sekt!“, warf er mir über die Schulter zu und plauderte dann munter weiter.
    Na, Klasse! Ich durfte hier den Butler spielen, während der Herr sich amüsierte! Eins stand fest, ich würde mich schleunigst nach einer neuen Wohnung umsehen, bevor ich noch weitere Deals mit ihm einging. So in Gedanken versunken achtete ich kaum auf den Weg und prallte prompt mit jemandem zusammen.
    „Oh, tut mir leid“, stammelte ich und half dem Mann, der wegen unseres Zusammenpralls nun halb auf dem Boden lag, wieder auf.
    „Mir tut’s leid, ich hab nicht aufgepasst!“, entschuldigte sich der andere und richtete sein schwarzes Hemd, das er locker über einer hellen Jeans trug.
    Jesus Maria, welcher Engel war denn da vom Himmel gefallen?! Ich musterte das Gesicht meines Gegenübers, um zu erraten, wer meiner ehemaligen Mitschüler sich dermaßen gemacht hatte, aber ich konnte ihn nicht zuordnen.
    Er hatte längere, zum Zopf

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