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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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nach.
    Er lächelte wieder sein bezauberndes Lächeln und nahm mir den Mantel ab.
    „Tut mir leid, dass ich so spät gekommen bin, aber ich stand im Stau.“
    „Macht doch nichts, je später der Abend desto schöner die Gäste heißt es ja bekanntlich.“ Er zwinkerte mir zu und bedeutet dann mir zu folgen.
    War das gerade ein Kompliment oder ein Hinweis? War Sebastian vielleicht doch schwul und wenn ja, hatte ich dann Chancen?
    Ich folgte ihm grübelnd ins Wohnzimmer.
    „Setz dich doch!“ Er deutete auf ein dunkelblaues Sofa und ich kam auch dieser Aufforderung nach.
    In diesem Moment hätte ich vermutlich alles getan, was er wollte.
    Wenn ich ehrlich war, war ich schon willenlos, als ich ihn in diesem engen weißen T-Shirt und der knackig sitzenden schwarzen Cordhose gesehen hatte.
    „Möchtest du vielleicht was trinken?“
    Ich nickte.
    „Vielleicht einen Kaffee?“
    Ich nickte und dann war er leider auch schon wieder verschwunden. Wenig entfernt von mir lag ein Stapel Zeitungen und mir kam mit einem Mal eine Idee. Vielleicht hatte er ja so gewisse Heftchen, die mir mehr verraten würden. Ich schaute noch kurz durch die Tür, durch die er gerade verschwunden war und machte mich dann daran den Stapel durchzugehen.
    Eine Fernsehzeitung, eine Zeitung mit Schulartikeln, diverse Werbezeitungen und eine Zeitung mit einem Stillleben darauf.
    Es war eine Art Schwarzweißfoto und die Zeitung hieß „Fotokunst“ oder so ähnlich.
    Er interessierte sich also fürs Fotografieren, das wäre doch ein super Gesprächsthema.
    Ich blätterte die Zeitung durch und erstarrte.
    Die Fotos waren keineswegs stilvoll in Szene gesetzte Obstschalen oder abstrakte Gebäudefotografieren. Das waren allesamt Aktfotos, die nichts, aber auch gar nichts, verhüllten. Und das beste daran, alles Männer!
    Holla, einige waren wirklich mehr als nur gut bestückt, die Zeitung war ja gar nicht mal so übel. Von wegen blonde Unschuld vom Lande!
    Das Klappern von Geschirr ließ mich zusammenfahren und aufsehen. Ich verfluchte mich für meine Neugier.
    „Ich hab noch Milch und Zucker mitgebracht, ich wusste nicht, ob ...“, das Klappern, als die Kaffeetasse samt Milchkännchen und Zuckerdose auf den Teppich fiel, ließ mich nochmals zusammenzucken.
    Seine blauen Augen sahen mich entsetzt an. Der schön geschwungene Mund öffnete sich, aber er sagte nichts, sah mich nur weiterhin geschockt an. Er schien regelrecht zu zittern.
    „Ich ...“, begann ich, aber ich wusste nicht, wie ich ihn beruhigen sollte.
    Er stammelte irgendetwas vor sich hin, was ich nicht verstehen konnte und sammelte dann die Tasse und den Rest des Geschirrs auf.
    Ich stand auf um ihm zu helfen, doch er sah mich nur weiterhin so an, als hätte ich ihn geschlagen.
    Als ich mich neben ihn hockte um die Zuckerwürfel einzusammeln, wich er ein Stück von mir ab. Er sah ziemlich fertig aus und vermied es mich weiterhin anzusehen.
    „Tut mir leid wegen dem Kaffee ... Ich mach dir gleich einen neuen, warte, ich wisch das ganze nur schnell auf ...“ Er stammelte, sah dabei konzentriert auf den Teppich und hielt die Tasse und die Milchkanne schützend vor seiner Brust. Dann verschwand er Richtung Küche, wie ich vermutete, um einen Lappen zu holen.
    Ich folgte ihm, die Zuckerdose in der Hand und hoffte, dass mir schnell irgendetwas einfallen würde, um diese Spannung zwischen uns aufzuheben. In der Küche angekommen, glitt mein Blick sofort zu Sebastian, der einen Lappen anfeuchtete und die Stirn dabei an den Küchenschrank über der Spüle lehnte.
    Ich näherte mich ihm ein Stück, aber er schien mich nicht zu bemerken.
    „Wo kommt der Zucker hin?“, fragte ich leise, da ich ihn in seinen Gedanken nicht stören wollte.
    Er fuhr zusammen als hätte ich ihn angeschrien. „Ich mach das schon, stell die Dose einfach auf den Tisch da.“
    Als ich mit dem Rücken zu ihm stand, um den Zucker abzustellen, fasste ich mir ein Herz, so konnte es schließlich nicht weitergehen. „Das wegen der Zeitung braucht dir nicht peinlich zu sein oder so ...“
    Na klasse! Immer noch Salz in die offene Wunde streuen, ich war ja so begabt!
    Als ich mich zögernd umdrehte, stand er immer noch mit dem Rücken zu mir und wrang den Lappen aus.
    „Sebastian?“
    Er schwieg eine Weile, dann gab er ein zögerndes „Ja?“, von sich.
    Ich suchte kurz nach den richtigen Worten, entschied mich dann aber für die direkte Variante.
    „Bist du schwul?“
    Wieder zuckte er zusammen, schwieg aber.
    Ich nahm allen

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