Kurzgayschichten
nicht.
Ich verfluchte mich dafür, dass ich mich nicht im Griff gehabt hatte und ihn deshalb so verletzen musste.
„Bei meinem letzten Freund war’s genauso, stell’ dir vor, auf der Straße musste er einen Meter neben mir laufen, damit es nicht so aussah, als wären wir ein Paar.“
„Wovor hast du denn solche Angst? Mein Gott, wir leben im 21. Jahrhundert, da sind Kriege wichtiger als Homosexuelle.“ Ich wollte witzig klingen, aber es ging eindeutig daneben.
„Du verstehst das nicht, ich wohne hier in einem Dorf, hier kennt jeder jeden und wenn rauskommen sollte, dass ich schwul bin, dann bin ich meinen Job ganz schnell los. Ich liebe meine Arbeit und die Kinder doch so ...“
Es war aber auch zum Verzweifeln. Einerseits verstand ich ihn schon, andererseits war es ein Problem für mich, dass er nicht zu sich stehen konnte. Wenn ich mir vorstellte, dass ich meinen Freund nicht umarmen durfte, wann immer mir danach war, schreckte mich das schon ab. Das Leben war so schrecklich kompliziert! Und das noch mit 26!
„Tut mir leid ...“, er sah mich mit seinen leicht wässrigen blauen Augen an.
Ich verstand nicht ganz, ich war es doch, der ihn verletzt hatte, nicht umgekehrt.
„Ich wollte dich mit meinen Problemen nicht belasten.“
„Dafür sind Freunde doch da.“ So ein simpler Satz, aber er schien Wirkung zu zeigen.
Er lächelte wieder, rieb sich kurz mit dem Handrücken über die Augen. „Weißt du, dass ich mir das immer gewünscht habe?“
Ich sah ihn fragend an.
Er kicherte leise, was mir aus irgendeinem Grund eine Gänsehaut verschaffte.
„Ich wollte früher schon immer dein Freund sein“, gab er irgendwie verlegen zu.
Und ich will jetzt dein Freund sein, dein fester! Wieso ging es nicht so einfach wie früher?
Damals reichte ein Zettel mit den berühmten fünf Wörtern: ‚Willst du mit mir gehen?’
Dann noch ein ‚Kreuze an‘: ‚Ja‘, ‚Nein‘, ‚Vielleicht‘, und die Sache war gegessen.
Ich seufzte leise, kaum hörbar. Irgendwie musste ich ihm doch klar machen, dass ich mehr wollte, als nur einen Kaffee und einen Sitzplatz auf seinem Sofa.
„Wollen wir jetzt mal nach meinem Computer sehen?“, unterbrach er die plötzliche Stille und ich nickte.
Immer noch schweigend folgte ich ihm in sein Schlafzimmer, in dem der Computer auf einem kleinen Schreibtisch unweit des breiten Bettes stand. Ich hatte sofort unheilige Gedanken.
Als er sich hinunterbeugte um den Rechner anzuschalten und ich eine perfekte Aussicht auf sein knackiges Hinterteil hatte, konnten sich meine Hände kaum im Zaum halten.
Viel zu schnell für meinen Geschmack kam er wieder hoch um nun auch noch den Monitor anzuschalten.
„Ja also, irgendwie ist das alles komisch, er fährt nicht mehr von allein herunter und stürzt manchmal einfach so ab.“ Er stand etwas unschlüssig vor dem Computer herum.
„Ich guck’s mir einfach mal an.“ Insgeheim schloss das auch seinen Hintern mit ein. Ich setzte mich in den Bürosessel und führte erst mal die üblichen Fehlertests durch.
Er stützte sich hinter mich an die breite Lehne und schaute mir über die Schulter.
„Tja, sieht wohl so aus, als müsste ich die Festplatte neu formatieren ...“
Er sah mich fragend an. „Und das heißt?“
„Hast du deine wichtigsten Daten gesichert und die CD vom Betriebssystem?“
Er kramte in einem kleinen Eckschrank. „Ich schau mal ...“
Er reichte mir alle CDs, die er besaß und ich fand, was ich brauchte, machte mich dann an die Arbeit.
„Ich hol dir mal was zu trinken ...“
In meine Arbeit vertieft merkte ich gar nicht wie er ging.
Einige Minuten später stand ein volles Weinglas vor meiner Nase.
„Ich hoffe du trinkst Rotwein, ich hab auch noch Weißwein da.“
Ich lächelte ihn an, er prostete mir mit seinem Glas zu und lächelte sanft zurück.
Das Bett war nur wenige Meter von uns entfernt, männliche Geilheit konnte so grausam sein. Ich stand nicht mehr nur unter sexuellem Druck, seit ich hier war, war ich dauergeil!
Mit Gewalt riss ich mich von seinem Gesicht los, um das Computerproblem zu beheben.
Nach der Installation des Betriebssystems wurde mein leeres Glas wieder gefüllt.
„Möchtest du vielleicht was essen oder so?“ Er sah mich fragend an.
Ich verneinte lächelnd und nahm einen kräftigen Schluck aus meinem Glas.
Er setzte sich aufs Bett und beobachtete mich scheinbar angestrengt.
Routiniert installierte ich sämtliche Programme und Dateien, bis ich um zwei Uhr nachts endlich
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