Kurzgayschichten
weil ich den Bus verpasst hatte und haben uns nett unterhalten, dann sind wir zu ihm gefahren.“
„Wie ‚zu ihm‘? Du hast doch nicht mit ihm ...“
Ich erröte heftig und weiß nicht mal, warum. „Nein! Natürlich nicht! Es war nur ein Kuss, ein einziger Kuss!“
„Nur? Das hört sich nach Wehmut an! Du willst mehr! Alter Lustmolch!“ Er lacht anzüglich.
„Ich weiß nicht ...“, gestehe ich offen. Mick ist lieb und ich bin wirklich verknallt, aber will ich schon so weit gehen?
„Zerbrich dir mal nicht das hübsche Köpfchen darüber, wenn’s kommt, kommt’s eben!“
Vielleicht hat er recht, schließlich schleppt er fast jeden Tag irgendeinen Typen ab.
„Hach ja, meinst du, er will überhaupt? Bis jetzt sah es nicht so aus ... Vielleicht findet er mich nicht attraktiv genug.“
„Natürlich nicht, deswegen ist er auch mit dir zusammen!“
„Ja, aber er hat noch kein Anzeichen gemacht, mehr als küssen und kuscheln ist nicht drin!“
George lacht kurz vergnügt. „Süßer, du bist nicht so flügge wie ich und dieser Mick ist bestimmt auch nicht so wie die Kerle hier! Man muss nicht nach den ersten fünf Tagen miteinander schlafen, das ist durchaus normal!“
Ich seufze und nehme die Brille ab, die ich Mick zuliebe gekauft habe, die Kontaktlinsen brennen immer so und er meint, dass sie einfach zu mir gehört.
„Und er kommt nachher?!“, George hört sich aufgeregter an als ich es bin.
„Ja, er bleibt das Wochenende bei mir, meine Eltern sind bei Bekannten.“
„Na wenn das nichts wird, so ganz allein bei Kerzenschein, nur ihr zwei! Unschuld good bye!“, er lacht sich über seine Reimerei halb tot.
„Ich denke, ich soll’s langsam angehen ...“, bemerke ich leise.
„Blödsinn, wann hast du die Bude schon mal für dich allein?! Ran an die Bouletten! Zeig ihm deine sieben Jahre Schwulenerfahrung!“
„George, du weißt, dass ich nicht die geringste Erfahrung habe.“
Er seufzt übertrieben theatralisch. „Häschen, hirnlose Neandertaler haben das Feuer erfunden, da wirst du Akademikerkind ja wohl wissen, wo dein Schwänzchen rein gehört!“
„Du bist total pietätlos!“
Ein Blick auf die Uhr verrät, dass Mick in einer halben Stunde kommen wird. „Ich denke, ich warte einfach ab was passiert.“
„Bist du verrückt? Eigeninitiative zeigen, sonst wird das nie was!“ Er scheint ehrlich empört.
„Ich kann das nicht ...“
Er seufzt übertrieben lang und schnalzt mit der Zunge. „Dir ist nicht zu helfen, Häschen, entweder du willst es oder nicht, und wenn du es wirklich willst, dann krieg dein reizendes Popochen hoch und zeig es ihm endlich!“ Er klingt wie eine belehrende Mutter.
„Wie du meinst ... du, ich muss jetzt, er kommt gleich!“ Gut, ich wimmele ihn ab, aber ich habe keine Lust weiter darüber zu reden oder nachzudenken. Ich werde wie immer einfach alles auf mich zukommen lassen, bis jetzt ist das immer halbwegs gut gegangen.
„Gut, ich wünsch dir viel Glück und ein prickelndes Wochenende!“ Er kichert mädchenhaft.
„Danke, wir hören uns!“
„Unbedingt!“ Er ist so schrecklich neugierig und ich weiß jetzt schon, dass ich ihm alles erzählen muss, bis ins kleinste Detail.
Vielleicht wird ja gar nichts weiter passieren.
Ich lege den Hörer auf und seufze. Ich will ja nicht mehr darüber nachdenken.
Vor dem Spiegel versuche ich irgendwie meine Haare zu richten, was wie immer kläglich misslingt. Das weiße Hemd ist vom Liegen ganz zerknittert. Mist aber auch!
Mick wird in nicht einmal mehr zwanzig Minuten kommen. Er ist immer pünktlich.
Ich krame ein rotes T-Shirt aus dem Schrank und ziehe mich um. Als ich mich im Spiegel sehe, muss ich lachen. Das T-Shirt hat genau die gleiche Farbe wie Micks.
Er hat am Tag nach meiner Pein ein tomatenrotes T-Shirt mit der quietschpinken Aufschrift „I’m gay“ angezogen. Es ist so schrecklich und es steht ihm auch noch.
Natürlich ist allen sofort klar geworden, dass wir mehr oder weniger zusammen sind.
Schwule eben.
Man meidet uns immer noch und auch die Kommentare bleiben nicht aus. Und auch wenn es immer noch wehtut, mit Mick lässt es sich aushalten.
Er lässt keine freie Minute aus die anderen zu provozieren oder mich öffentlich abzuknutschen. Es ist wohl seine ganz eigene Art sich und mich zu schützen.
Lächelnd lege ich das Hemd zusammen und werfe es über den Stuhl. Es ist schön nicht mehr allein zu sein.
Das Klingeln lässt mich kurz zusammenfahren. Mick ist viel zu
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