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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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Rücken.
    „Du bist ganz schön nah am Wasser gebaut, was?“ Er lacht leise, nicht spöttisch oder so, es soll wohl eher zur Aufheiterung beitragen.
    Ich reibe mir über die Augen und schäme mich trotzdem, eigentlich umso mehr.
    „Wie kannst du das alles auf die leichte Schulter nehmen, ich meine, sie werden dich genauso behandeln wie mich!“ Ich hasse mich dafür, dass ich schluchze.
    Er lächelt leicht und wuschelt mir durchs Haar, so wie er es sonst auch immer tut.
    „Wir werden das schon irgendwie hinkriegen, irgendwann werden wir auch wieder langweilig sein und irgendwer anderes ist Gesprächsthema Nummer eins!“
    „Meinst du wirklich?“ Ich sehe ihn hoffnungsvoll an und komme mir fast etwas kindisch vor.
    Er lacht und nestelt etwas an seinem nassen T-Shirt herum.
    „Was sind schon zwei Schwule wert, wenn Tussi X wieder mit Typ Y rummacht und von Typ V schwanger ist ...“
    Ich stimme in das Lachen mit ein, bis mir der Sinn der Worte erst richtig bewusst wird.
    Zwei Schwule?
    „Zwei Schwule?“ Ich versuche nebensächlich zu klingen, was mir nicht im geringsten gelingt.
    Mick scheint zunächst unsicher, grinst dann aber leicht.
    „Na ja, irgendeinen Makel muss ich schließlich haben, sonst kann ich mich vor Weibern ja kaum mehr retten!“
    Ich sehe ihn fassungslos an. Mick wäre der Letzte gewesen, den ich für schwul gehalten hätte. Er ist so, so männlich eben ... Wahrscheinlich eines der schlechtesten Argumente gegen Schwulsein.
    „Na, überrascht?“ Er sieht mich fast etwas herausfordernd an.
    Ich nicke verdutzt.
    „Tja, jetzt verlierst du deinen Sonderstatus an der Schule wohl wieder ...“ Er tut unglaublich stolz.
    Ich kann nicht anders als ihn ungläubig ansehen. „Also hast du dich indirekt auch geoutet vorhin, als du mich verteidigt hast?“
    Er lächelt schmal.
    „Als ich uns verteidigt habe, ja ...“ Mit einem Mal wirkt er wesentlich älter, nicht so schalkhaft wie sonst.
    „Wie lange weißt du es schon?“
    Er sieht mich direkt an und grinst dann breit.
    „Seit einem Jahr ungefähr“, gesteht er, wirkt aber plötzlich nervös.
    „Erst so spät?“, frage ich erstaunt und er nickt langsam.
    Wir sitzen eine Weile stillschweigend da, jeder scheint seinen Gedanken nachzuhängen, bis Mick das Schweigen bricht.
    „Sag mal, warst du schon mal richtig verliebt, du weißt schon, das volle Programm, nicht nur so ’ne Schwärmerei oder so ...?“
    „Ja, in Leon ...“
    „Hätte ich mir ja denken können ...“ Er scheint betrübt, ich werde es auch langsam wieder.
    „Und du?“ Ich werfe ihm einen kurzen Seitenblick zu.
    Er lächelt leicht, irgendwie abwesend. „Ja, er war sozusagen der Grund, warum ich überhaupt gemerkt habe, dass ich schwul bin ...“
    „Du hast ein Glück, ist sicher toll mit ihm!“ Ich weiß nicht wieso, aber ich freue mich wirklich für ihn. Es muss schön sein einen Freund zu haben!
    „Tja, es wäre sicher toll, aber er weiß noch gar nichts davon.“ Mick seufzt.
    In der Ferne kann ich meinen Bus schon sehen.
    „Dann solltest du es ihm aber schleunigst sagen.“ Ich schultere meinen Rucksack und sehe ihn entschuldigend an.
    „Ich würde mich ja noch gerne mit dir unterhalten, aber mein Bus kommt.“
    Mick sieht mich aufmerksam an.
    „Sag mal, merkst du eigentlich überhaupt irgendwas?“ Seine Stimme klingt irgendwie emotionslos.
    „Was meinst du?“ Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, was er von mir will. Habe ich irgendwas Falsches gesagt oder ist es, weil ich jetzt einfach so gehe?
    Er sieht mich herausfordernd an, lehnt locker an der Glaswand der Haltestelle.
    „Du checkst es wirklich nicht, was?“
    Ich sehe ihn fragend an.
    Er seufzt ergeben. „Ist es so schwer zu kapieren, dass ich in dich verknallt bin?“
    Das Quietschen des Busses hinter mir lässt mich mindestens genauso zusammenfahren wie das Gesagte.
    „In mich?“, frage ich vorsichtshalber nach.
    Hinter mir steigen einige aus dem Bus aus. Eine ältere Dame braucht etwas länger.
    „In wen sonst?“
    „Ja, aber ich ...“, ich ringe nach Worten.
    Ausgerechnet ich sollte der „Auserwählte“ sein?
    „Aber du?!“, wiederholt er schmunzelnd und sieht mich amüsiert an.
    Der Bus hinter mir schließt die Türen und fährt davon, aber ich bekomme es nur nebenbei mit.
    „Ich meine, ich bin ein Losertyp, sieh mich an, wie kann man sich in jemanden wie mich verlieben?!“
    „Du bist so damit beschäftigt, dich selbst runterzuputzen und im Selbstmitleid zu ertrinken, dass

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