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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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geringschätzig an.
    Gut, er gibt sich sicher Mühe, aber niemand kann sich in so eine Situation hineinversetzen.
    „Ach ja? Sicher, passiert einem ja alle Tage, dass man vor der gesamten Schule gedemütigt wird und der beste Freund einen aufs übelste beschimpft.“
    Er lässt die Schultern hängen und lehnt sich an die dreckige Scheibe der Haltestelle.
    „Du machst es mir nicht gerade leicht.“ Er scheint geknickt.
    Erst jetzt bemerke ich die aufgeplatzte Lippe. Hat er sich etwa geschlagen? Mit Leon?
    Er bemerkt mein Starren anscheinend, denn er grinst leicht.
    „Kleines Andenken vom größten Arschloch der Nation!“ Er reibt sich die blutige Kruste ab.
    Ich lasse den Kopf hängen und fahre mir mit den Händen übers Gesicht.
    „Komm schon, ich leb ja noch! Brauchst dir keine Sorgen um mich machen!“ Er grinst wieder breit und ich habe nicht übel Lust ihm eine zu kleben.
    „War ... er es ...?“ Ich hoffe, dass es völlig nebensächlich klingt.
    Mick sieht erst mich undurchsichtig an, dann auf die gegenüberliegende Straßenseite.
    „Ich hab angefangen, er hat sich nur gewehrt.“
    „Du hast ihn geschlagen?“ Ich bereue es fast, dass ich so vorwurfsvoll klingt.
    Mick scheint verärgert. „Mein Gott, ja! Und ich hätte ihm gerne seine dämliche Visage eingehauen! Willst du ihn nach all dem etwa noch verteidigen?“ Nun ist es an ihm vorwurfsvoll zu klingen.
    Ich seufze und wringe mein Hemd aus, schweige lieber.
    „Sag bloß, dir liegt noch was an diesem Wichser?! Checkst du es nicht? Die Freundschaft ist aus! Vorbei! Er will keinen Schwulen zum Freund!“
    Ich weiß es ja, aber es tut weh, es so deutlich zu hören, alles in mir krampft sich zusammen, als meine Sicht wieder verschwimmt.
    „Ich weiß, aber ich kann nicht anders.“ Ich schluchze und komme mir so schwach und unmännlich vor wie lange nicht mehr.
    Er legt mir eine Hand auf die Schulter, seine Stimme wird wesentlich leiser, irgendwie sanfter.
    „Für dich war es nicht nur Freundschaft, oder?“ Es klingt gar nicht wie eine Frage.
    Ich sehe ihn erstaunt an, woher weiß er das?
    „Deine Blicke, wenn du bei ihm warst, haben für sich gesprochen ... und das Foto ...“, beantwortet er meine nicht ausgesprochene Frage trocken.
    Ich zucke kurz zusammen, er hat es also auch gesehen.
    „Hey, vergiss den Mistkerl! Er ist es nicht wert!“ Seine Stimme wird wieder fester.
    Ich versuche meine Augen irgendwie trocken zu kriegen.
    „Das ist nicht so einfach ...“, kommt es heiser von mir, wie immer, wenn ich heulen muss.
    „Was soll denn noch alles passieren, damit du endlich kapierst, was für ein mieses Schwein er in Wirklichkeit ist?!“ Mick scheint wirklich sauer.
    „Ich weiß es nicht“, gestehe ich leise und er fasst sich seufzend an die Stirn.
    „Dir ist doch nicht mehr zu helfen!“
    Ich sehe ihn kurz von der Seite her an. „Das sagt der Richtige ...“
    „Wie meinst du das?“
    „Wie konntest du so dumm sein mich zu verteidigen, jeder wird denken, dass du auch schwul bist! Du hast dich selbst ans Messer geliefert, das ist doch verrückt!“ Ich umarme mich selbst, der Wind pfeift durch mein klammes Hemd.
    Mick sieht mich fragend an. „Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich dich wie die anderen angeekelt angesehen und dich beschimpft hätte?“
    Ich seufze. „Einer mehr oder weniger ...“
    „Tolle Einstellung!“, kommentiert er ironisch.
    „Was willst du überhaupt? Was macht es für einen Unterschied, dass du auf meiner Seite stehst?“
    Mick sieht mich anklagend an, und ich gebe nur ein knappes „Ist doch so ...“, von mir.
    „Ich bin schließlich dein Freund! Dass du schwul bist, ändert daran doch überhaupt nichts! Es ist also ganz natürlich, wenn ich dich diesbezüglich verteidige!“
    Ich sehe ihn überrascht an. Mick ist mein Freund? Ich muss mir eingestehen, dass sich mein ganzes bisheriges Leben hier nur um Leon gedreht hat. Dass es noch andere gibt, die sich um mich bemühen, ist mir offenbar völlig entgangen.
    Ich schäme mich. Mick hat das alles getan, weil er mich wirklich mag, so wie ich bin.
    Mir kommen wieder die Tränen.
    Das Schlimme daran ist, dass Mick jetzt in das Ganze hineingezogen wird, all die Abscheu und der Hass werden sich automatisch auch auf ihn übertragen und das nur, weil er sich für mich eingesetzt hat.
    „Hey, nun heul doch nicht gleich wieder ...“, versucht er mich irgendwie zu beruhigen und streicht mit der Hand, die vorher auf meiner Schulter geruht hat, langsam über meinen

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