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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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spürte plötzlich wieder Angst. Panische Angst.
    »Noch was«, machte Osswald deutlich aufgeregter weiter, nachdem ihm Plumstett etwas zugerufen hatte, was Bodling nicht verstand. »Da brennt eine Kerze. In Ihrer Garage.«
     
    Kurze Zeit später zuckten am Rande des Wohngebietes Blaulichter. Feuerwehr, Polizei und vorsorglich ein Rotkreuzwagen waren ohne Martinshorn angefahren, um die Bevölkerung zu dieser frühen Morgenstunde nicht aus dem Schlaf zu reißen.
    Bodling, seine Frau und die Kinder hatten, nur mit dem Nötigsten bekleidet, das Gebäude verlassen. Die Kinder saßen im Kombi, den einer der Servicetechniker etwa 50 Meter weggefahren und dort geparkt hatte.
    Bodling und seine Frau standen neben einem Tanklöschfahrzeug, das auf der gegenüberliegenden Seite ihres Grundstücks in der Wiese abgestellt war. Funkgeräte rauschten und knackten, dazwischen gab es unverständliche Anweisungen, Dieselaggregate röhrten und starke Halogenscheinwerfer wurden auf den Garagentrakt des Gebäudes gerichtet. Aus dem nächstliegenden Nachbarhaus waren bereits drei Personen gekommen, um aus respektablem Abstand die Szenerie zu verfolgen.
    »Wir müssen verhindern, dass es ein zündfähiges Gemisch gibt«, erklärte Feuerwehrkommandant Jörg Bergner, der sich um das Ehepaar Bodling kümmerte. »Wie lässt sich das Garagentor öffnen?«
    Bodling überlegte. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. »Eigentlich elektrisch. Aber es gibt da eine mechanische Vorrichtung von innen.«
    Der Kommandant überlegte und gab diese Erkenntnis per Funk weiter. Dann wandte er sich wieder an Bodling: »Ihre Leute sagen, die Stromversorgung sei unterbrochen. Das gilt weiterhin?«
    »Ja, ja«, presste Bodling fröstelnd heraus. »Nach Lage der Dinge wird das auch noch eine ganze Weile dauern. Und solange von hier aus kein grünes Licht erteilt wird, wird sowieso nichts unternommen.«
    »Im Haus gibt es kein Stromaggregat oder Ähnliches, was sich plötzlich einschalten könnte?«
    Bodling schüttelte den Kopf. Seine Frau starrte wortlos auf das angestrahlte Gebäude, wo jetzt vor dem Garagentrakt ein kräftiges Gebläse zu rauschen begann. Die Feuerwehr belüftete das Gebäude, um zu verhindern, dass ein zündfähiges Luft-Gas-Gemisch entstand. Erst wenn diese Gefahr gebannt war, konnten die Einsatzkräfte durchs Treppenhaus zur Garage vordringen.
    Allmählich wurde Bodling bewusst, dass er vermutlich durch das Einschlagen der Scheibe wach geworden war. Was aber hatte der Unbekannte im Vorgarten getan? Auf dem Weg zu und von der Garage, die an der rechten Giebelseite angebaut war, hätte er die Hofeinfahrt benutzen können. Warum also das Gartentürchen öffnen und es unsanft zufallen lassen?
    Während sich der Feuerwehrkommandant zu einer Gruppe Männer gesellte, ließ Bodling den Blick an seinem Haus entlangschweifen. Die Tür stand offen, eine Schlauchleitung war vorsorglich in die Diele gelegt worden. Bodling überfiel ein Schauer, als er daran dachte, welch verheerende Explosion ein zündfähiges Gasgemisch hätte auslösen können. Nicht nur sein BMW wäre zerfetzt worden, sondern vermutlich der gesamte Garagenanbau. Und welches Ausmaß das Feuer angenommen hätte, wollte er sich gleich gar nicht ausmalen. Vermutlich hätten sie sich ins Freie retten können, jedoch ohne jegliches Hab und Gut.
    Seine Frau schwieg noch immer. Sie zitterte. Angst und Kälte hatten ihr in der vergangenen halben Stunde zugesetzt. Doch sie weigerte sich hartnäckig, sich zu den Kindern in den Kombi zu setzen. Bodling legte einen Arm um ihre Schulter. »Es ist bald ausgestanden«, sagte er, obwohl er selbst nicht wusste, ob er das glauben sollte. Ausgestanden war vielleicht der nächtliche Schock, nicht aber dieser Fall, der ihn zunehmend zermürbte. Seine Augen folgten instinktiv einem Atemschutzträger, der zur Haustür ging und dort an einem kleinen Messgerät hantierte, mit dem er vermutlich die Gaskonzentration im Gebäude ermitteln wollte. Während Bodling den Mann beobachtete, streifte sein Blick den Briefkasten, der neben der Haustür an der Wand montiert war. In ihm steckte ein weißes Papier, das zu einem Drittel aus dem Schlitz ragte. Möglicherweise war es im Laufe des Abends gebracht worden. Aber sicher nicht mit der Post, überlegte er, denn dann wäre es am frühen Nachmittag bereits da gewesen und seine Frau hätte es herausgeholt. Später musste es also jemand persönlich vorbeigebracht haben, wobei man heutzutage nicht mehr genau sagen

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