Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
konnte, welcher private Brief- und Paketdienst zu welchen Zeiten die Sendungen zustellte. Er jedenfalls war bei seiner Rückkehr gleich in die Garage gefahren und über den direkten Zugang ins Gebäude gelangt, ohne nach dem Briefkasten geschaut zu haben.
    »Warte mal«, brummte er seiner Frau zu und bahnte sich einen Weg durch eine Gruppe von Feuerwehrleuten. Als er den Vorgarten erreichte, versuchte ihn ein Uniformierter zurückzuhalten, doch Bodling ließ sich nicht beirren und erklärte, er wolle nur dieses Papier aus dem Briefkasten holen.
    Der Feuerwehrmann bat ihn, auf Distanz zu bleiben, und brachte ihm das zusammengefaltete Papier. Bodling eilte wieder zu seiner Frau zurück. Dabei überkam ihn ein unsicheres Gefühl. Er faltete das Papier vorsichtig auseinander, während seine Hände zitterten.
    Seine Frau hielt die Arme fest um ihren Körper verschränkt, um sich selbst zu wärmen. »Was ist es denn?«, fragte sie.
    Er hielt es schräg, um im Scheinwerfer eines Feuerwehrfahrzeugs etwas entziffern zu können. »Keine Ahnung«, erwiderte er abwesend. Er blickte auf große, gedruckte schwarze Buchstaben.
    Seine Frau trat ganz nah an ihn heran, um es im Scheinwerferlicht ebenfalls sehen zu können. Schon bei den ersten Worten spürte Bodling seinen Pulsschlag wieder. ›Frau Rothfuss lässt grüssen. So wie ihr wird es auch Ihnen ergehen. Siehe Hütte 2551,8 an d…‹ Der Rest des Textes fehlte, weil die untere Ecke des Papiers abgerissen worden war.
    Bodling las den Text noch einmal. Und auch seine Frau konnte die Augen nicht davon lösen.

38
    Häberle war auf dem Weg nach Geislingen, während Linkohr, nachdem er von einem Kollegen informiert worden war, bereits die Albhochfläche ansteuerte, wo sich das erste Morgengrauen am Horizont andeutete. Vom Türkheimer Ortseingang aus sah er die starken Halogenscheinwerfer. Er kurvte durch das Wohngebiet, bog in einen Weg ein und brauchte jetzt nur den Lichtern zu folgen, die auf freiem Feld zwischen dem alten und neuen Baugebiet auf Strommasten und Leitungen gerichtet waren. Die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk hatten Stromaggregate und Lichtmasten herbeigeschafft. Linkohr, der sich kaum die Zeit genommen hatte, die Haare zu kämmen, parkte seinen Wagen auf der Wiese zwischen den Einsatzfahrzeugen und ging auf die Uniformierten zu, die mit Albwerktechnikern diskutierten. Er begrüßte sie knapp und ließ sich schildern, was geschehen war. Auch der Chef der technischen Abteilung des Unternehmens, Müller, war erschienen, um mit seinem unüberhörbaren niederbayerischen Dialekt seine Feststellungen zu kommentieren: »Do ham’s uns wieder wos ang’stellt. An Kurzschluss ham’s provoziert.«
    Linkohr konnte sich anhand der herabhängenden Drähte und der herumliegenden Schnur samt Metallkegel zunächst kein richtiges Bild verschaffen.
    »Do hot oiner a Angelschnur über d’Leitung g’worf’n«, erklärte Müller, »dann diesen Droht hier drangebund’n und über die Leitung zog’n. Versteh’n’s?« Er gestikulierte und Linkohr kapierte. »Dann hot’s an Kurzschluss geb’n und die beid’n Leitungsdräht san g’schmolz’n.«
    Der Kriminalist nickte verständnisvoll.
    »Das san alles Verbröcher«, wetterte Müller. »Terroristen san das.«
    Keiner der Umstehenden wollte widersprechen.
    Einer der Uniformierten tippte Linkohr auf die Schulter und deutete hinüber zum Neubaugebiet, wo noch immer Bodlings Haus in gleißendes Licht gehüllt war. »Der Albwerkschef hat etwas gefunden, was euch interessieren könnte.«
    Linkohr ließ sich davon überzeugen, dass er mit seinem Renault Twingo quer über die Wiese hinüberfahren konnte. Der Kleinwagen holperte über die unebene Grasnarbe und erreichte die Randstraße entlang des Neubaugebiets schon nach einer halben Minute. Er traf auf das Ehepaar Bodling, das inzwischen mit den beiden Kindern in einem größeren beheizten Kombi der Polizei Platz genommen hatte. Auf dem ausgeklappten Tisch lag das Stück Papier, das Bodling zum wiederholten Mal zur Hand nahm. Ein älterer Polizist, der daneben saß, deutete auf das abgerissene Eck. »Wir suchen bereits danach. Vielleicht wurde es beim Rausziehen aus dem Briefkasten abgerissen.«
    Linkohr überflog den Text und spürte, wie mit einem Schlag der Schlaf verflogen war. »Was soll das heißen – siehe Hütte 2551,8?«
    Bodling zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber es liest sich so, als ob sich dort die Frau Rothfuß aufhalten würde.«
    Aufhalten, dachte

Weitere Kostenlose Bücher