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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Linkohr. Wenn sie sich denn dort aufhielt, war alles in Ordnung. Aber vielleicht war es nicht ihr Aufenthaltsort, sondern ihr Grab. Ihm blieb nicht die Zeit, länger darüber nachzudenken, denn an der Schiebetür erschien der Feuerwehrkommandant. Ihm war inzwischen Linkohr als Ansprechpartner der Kriminalpolizei genannt worden. »Die Explosionsgefahr ist vorbei, das Garagentor geöffnet und die Kerze gelöscht.«
    Linkohr war bei der Anfahrt von der Einsatzzentrale über das Geschehen in Bodlings Haus informiert worden, sodass er sich die Details nicht mehr zu schildern lassen brauchte.
    »Ich denke«, fuhr Kommandant Bergner fort, »da hat einer denselben Brandbeschleuniger benutzt wie vorgestern.«
    »Und wie ist er reingekommen?«
    »Eingeschlagene Scheibe in der Garage, nicht vergittert.«
    »Und wozu dann das Theater mit dem Kurzschluss da draußen?«
    Bergner sah ihn mit großen Augen an: »Ich bin hier nur fürs Feuer zuständig. Der Kriminalist sind Sie.«
    Über Linkohrs Gesicht huschte ein gequältes Lächeln.
    »Einschüchterung«, fuhr Bodling dazwischen. »Reine Einschüchterung. Und wahrscheinlich hat man dafür sorgen wollen, dass kein Bewegungsmelder und kein Telefon funktioniert.«
    Linkohr wollte das nicht kommentieren, sondern bat einen der Uniformierten, das Blatt Papier in eine Klarsichthülle zu stecken und es sicher im Fahrzeug zu verwahren.
    »Verzeihen Sie«, mischte sich Bodling ein, während seine Frau zwischen den beiden Kindern saß und ihre Arme um sie legte, »aber bei der ganzen Gewalt, die hier zutage tritt, hab ich große Sorge, dass noch mehr passiert.« Er versuchte so sachlich wie möglich zu bleiben und die Angst um seine Familie nicht direkt anzusprechen, doch verrieten seine Augen große Aufregung.
    Seine Frau presste die Kinder noch fester an sich.
    Linkohr sah sie alle vier an und versuchte, sie zu beruhigen: »Wir werden dafür sorgen, dass Ihnen nichts geschieht.« Er war allerdings froh, dass Bodling nicht nachfragte, wie dies zu bewerkstelligen sein würde.
    Stattdessen erklärte der Unternehmenschef: »Ich möchte Sie inständig bitten, Estromag und alle, die damit zu tun haben oder damit zu tun gehabt haben, genau zu überprüfen.«
    Nichts anderes würden sie tun, dachte Linkohr – und nichts anderes hatten sie bisher schon getan. Falls die Estromag dahintersteckte – oder gar die Firma in Leipzig –, dann hatten beide einen sehr langen Arm, der bis in die südliche Provinz reichte.
     
    Häberle hatte an diesem tristen Junimorgen frische Brezeln von der Türkheimer Steinofenbäckerei mitgebracht und Kaffee machen lassen. Nach und nach trudelten die Kollegen der Sonderkommission ein, die erst jetzt erfuhren, was sich vor wenigen Stunden in Türkheim ereignet hatte.
    Eigentlich hatte Häberle länger schlafen wollen, denn sein Koffer für die kurze Dienstreise in den Norden der Republik war bereits gepackt. Susanne hatte wie immer in solchen Fällen das Nötigste zusammengetragen. Für die maximal drei Nächte, die er in einem Hotelzimmer verbringen wollte, brauchte er nicht allzu viel. Und die Unterkünfte würden in solchen Fällen erfahrungsgemäß die Kollegen vor Ort besorgen, die am besten die günstigsten Hotels kannten.
    »Kollegen«, begann er. »Die Direktion hat uns weiteres Personal zur Verfügung gestellt. Die Bereitschaftspolizei durchkämmt das Gelände in Türkheim und sucht vor allem den abgerissenen Teil dieses Zettels.« Er hob das Papier hoch, das in einer Klarsichthülle steckte. »Was hier auffällt, ist auch, dass der Name Rothfuß nicht mit scharfem S, sondern mit zwei S geschrieben wird. Außerdem hat der Schreiber dieselbe Schrift verwendet wie in den vorausgegangenen Drohbriefen, nämlich Comic Sans MS. Ich will wissen«, fuhr er jetzt etwas energischer fort, »wo man diese Schrift benutzt. Im Albwerk oder was weiß ich wo. Womit schreibt der Speidel oder die Frau Büttner oder der Braun?« Dann nahm er einen Schluck Kaffee und genoss diese aufmunternde Wärme im Magen. »Wer hat eine Idee, was diese Bezeichnung ›siehe Hütte 2551,8‹ bedeutet? Was sagt uns diese Zahl? Wenn wir davon ausgehen, dass die Frau Rothfuß dort untergebracht ist und hoffentlich noch lebt, dürfen wir keine Zeit verlieren.« Ratlosigkeit machte sich breit.
    Eine junge Frau kam näher, besah sich den Zettel und wiederholte: »Zweitausendfünfhunderteinundfünfzig Komma acht. Er will uns jedenfalls einen Tipp geben, wo wir die Frau finden. Wenn ihr mich fragt:

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