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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und ließ den Film auf dem Bildschirm rückwärts laufen. Eine attraktive Dame mittleren Alters war zu sehen, die an einem wuchtigen Schreibtisch saß und mit einem Füllfederhalter spielte.
    »Das musst du dir mal anhören«, sagte der Kriminalist, zog einen Stuhl herbei, auf den sich Linkohr setzen konnte, und spulte zu der Stelle, die er ihm zeigen wollte.
    Eine feste und entschlossene Frauenstimme drang aus dem Lautsprecher: »Es entspricht nicht den Tatsachen, dass die Energiewirtschaft von ein paar wenigen Großkonzernen beherrscht wird«, stellte die Dame fest. Ihre Gesichtszüge wirkten hart. »Auch wenn es den Anschein hat, dass es zu einer gewissen Konzentrationsbewegung gekommen ist, so darf ich doch daran erinnern, dass wir seit über zehn Jahren einen liberalisierten Markt haben, der es jedem Kunden überlässt, seinen Stromversorger frei zu wählen. Inzwischen sind sogar kleine Betriebe oder genossenschaftlich organisierte Versorger bundesweit tätig.«
    Linkohr fragte dazwischen: »Wer ist’n die Tante?«
    Einer der Kollegen hatte es notiert: »Verena Vogelsang-Klarsfeld, Vorstandsvorsitzende von Estromag, falls dir das was sagt.«
    »Ach die«, staunte Linkohr. Da konnte sich der Chef freuen, diese Dame am späteren Nachmittag noch zu treffen.
    Häberle war inzwischen nach Hause gefahren, um sich von seiner Frau zu verabschieden, die gepackten Koffer zu holen und sich dann auf den Weg nach Magdeburg zu machen. Er hatte bei Estromag angerufen und sich von der Sekretärin der großen Vorstandsvorsitzenden einen Termin geben lassen. »Man werde sich höchstens 20 Minuten Zeit nehmen können«, hatte die weibliche Stimme ins Telefon gesäuselt. Denn »die Frau Direktorin« sehe keinen Anlass für ein persönliches Gespräch. Alles, was sie zu sagen habe, könne am Telefon besprochen werden. Natürlich hatte sie recht. Normalerweise wäre auch Häberle davon überzeugt gewesen, aber wie immer wollte er sich von den Schlüsselfiguren ein eigenes Bild verschaffen. Manchmal sagten Bewegungen, Gesten oder beiläufige Bemerkungen mehr als tausend Worte.
    »Wie lang geht’n das Blabla?«, fragte Linkohr und deutete auf den Bildschirm.
    »Bisher haben wir achtzehneinhalb Minuten gesehen«, bekam er zur Antwort. »Und der Büttner hat tatsächlich einige kritische Fragen gestellt, doch die Dame hat nur aalglatt darauf reagiert.«
    Und der zweite Beamte meinte: »So musst du sein, dann bringst du es zu was. Immer schön zum Ausdruck bringen, dass die anderen mit ihren Meinungen voll daneben liegen und du selbst die Weisheit mit Löffeln gefressen hast.« Der Kollege klickte auf Stopp und griff zu seinen Notizen. »Es gibt da etwas Interessantes, das wir zufällig entdeckt haben. Offenbar eines seiner Models, das sich gegen die Veröffentlichung im Internet gewehrt hat. Da gibt es einen Schriftverkehr …« Der Kriminalist blätterte in seinen Unterlagen. »Eine Dame aus Leipzig verwahrte sich energisch dagegen, dass Bilder von ihr auf einschlägigen Internetseiten gezeigt werden. Wahrscheinlich hat Büttner die Aufnahmen weitergegeben oder sogar verkauft.« Der Kriminalist klickte ein paar Mal und auf dem Monitor erschien eine große und schlanke blonde Schönheit, die nackt in einer Fichtenschonung posierte – hinter Stämmen hervorlugte, auf bemoosten Baumstümpfen saß und in aufreizender Stellung Pilze sammelte.
    »Habt ihr ihre Adresse?«, fragte Linkohr; etwas zu schnell, wie die Kollegen meinten.
    »He, he«, frotzelte deshalb einer, »der Chef geht auf Tour – nicht du. Im Übrigen haben wir ihre Adresse schon in den Akten. Scheint sowohl Büttner als auch diesem Mariotti bekannt zu sein.«
    »Ein beliebtes Objekt der Begierde«, spöttelte der andere.
    »Freunde«, wurde Linkohr sachlich, »mir wäre viel lieber, wir würden die Rothfuß auftreiben, anstatt hier die Zeit zu vertrödeln.«
    »Auch nicht schlecht«, entgegnete einer der beiden. »Zumindest auf dem Fahndungsfoto sieht sie nach heißer Katze aus.«
    Linkohr ließ sich nicht provozieren. Er musste unweigerlich an seine derzeitige Bekanntschaft denken, die es zwar rein äußerlich mit diesem Model hätte aufnehmen können, davon war er fest überzeugt, aber ansonsten schien sie, was das Essen anbelangte, allen fleischlichen Genüssen abgeschworen zu haben.
    »Zu dieser ominösen Zahl fällt euch nichts ein?«, lenkte er sich selbst ab. Er hatte sich vorgenommen, während Häberles Abwesenheit die verschwundene Frau aufzuspüren. Immerhin

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