Kurzschluss
vorbereitet. »Nun ja, das Albwerk hat sich damit befasst, ob Biber auch hölzerne Strommasten anknabbern können.«
»Ach so«, gab sich Wollek erleichtert, »in der Tat, das wurde diskutiert, nachdem in den Weiherwiesen da draußen, aber auch an der Lone auf der Alb, diese Tiere aufgetaucht sind.«
»Dann hat man sich informiert?«
»Ja, das hat man getan«, bestätigte Wollek und runzelte die Stirn.
»Und bei wem hat man sich informiert?«
»Spielt das denn eine Rolle? Soweit ich weiß, hat sich damals Frau Rothfuß kundig gemacht. Sie war gerade als Aushilfe da und hat bei diesem Naturschutzbeauftragten nachgefragt, der jetzt auch eine Rolle spielt. Braun oder so ähnlich heißt er!«
»Sie persönlich hat das nicht interessiert?«
»Wie gesagt, mich interessiert vieles, was mit Natur zu tun hat, aber in die Frage, ob Biber Strommasten anknabbern, war ich nicht involviert. Ich hab das nur am Rande mitgekriegt.«
Linkohr nickte wieder »Und einer Ihrer Kollegen? Herr Schweizer oder Herr Feucht?«
Wollek überlegte. »Feucht ist der kaufmännische Verantwortliche – und Schweizer, na ja, ich weiß nicht …«
Linkohr wollte noch etwas fragen, da fiel sein Blick auf einen Zettel, der auf einem schmalen Schrank lag. Aufschrift: ›Heute schliessen wir bereits um 16 Uhr‹. Schließen mit zwei S.
Bevor er etwas dazu sagen konnte, näherten sich die schweren Schritte Leichtles, die von seinem Atmen übertönt wurden. Als der Mann die Turmstube erreicht hatte, standen ihm Schweißperlen auf der blassen Stirn. »Schwerstarbeit leiste ich für euch«, dröhnte seine Stimme dumpf durch den Raum, während er drei in Kartons verpackte Piccolos hochhielt, sie auf den Zettel stellte und drei Sektgläser aus den Taschen seiner voluminösen Hose zauberte. »Man muss immer alles dabei haben«, lächelte er und zog die Fläschchen aus den Schachteln heraus. »Versorgung ist alles.« Damit spielte er wohl auf sein Hobby, das Kochen, an, das wie kein anderes Hobby zu seiner Leibesfülle zu passen schien.
Augenblicke später hatte er bereits eingeschenkt und Linkohr konnte nicht einmal etwas dagegen tun. »Nur einen kleinen Schluck«, wehrte er ab. Dann stießen die drei Männer auf die erfolgreiche Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei an. Linkohr versprach, am Sonntag vorbeizuschauen. Und Leichtle versicherte, dass er ebenfalls da sein werde, um seinen ›Freund Markus‹, wie er Wollek titulierte, zu unterstützen. Dabei nahm er ihn in einen festen Umarmungsgriff, als wolle er ihn erdrücken. »So eine halbe Portion wie der kann es doch mit dem Besucheransturm nicht allein aufnehmen.« Wieder lachte Leichtle schallend. »Und außerdem ist er ein Nordlicht und noch dazu eines von Ossiland.« Noch einmal das alles durchdringende Lachen. Das war typisch Leichtle – so konnte ihm keiner etwas verübeln.
»Ihr macht wohl am Sonntag schon um 17 Uhr Schluss?«, ließ Linkohr einfließen.
»Nein, nein«, entgegnete Wollek. »Sie meinen den Zettel«, er deutete auf das Papier, das Linkohr gelesen hatte, »der ist noch vom vorletzten Sonntag. Herr Leichtle, ich meine: Peter, hat da früher zugemacht.«
»Wegen der Wahl«, fügte Leichtle an und trank sein Glas leer. »Habe mir einen früheren Feierabend gegönnt.«
Linkohr nickte und stellte sein ebenfalls leeres Glas auf den Zettel zurück. Er verkniff sich die Frage, wer den Ausdruck fabriziert hatte.
»Nur noch abschließend«, wandte er sich an Wollek und lehnte sich an den Türrahmen. »Sie haben einen Bruder?«
Wollek, der gerade trinken wollte, nahm das Glas wieder vom Mund. »Ja«, bestätigte er kurz, während Leichtle die Flaschenkartons mit brachialer Gewalt zerknüllte.
»Uwe Wollek«, hakte Linkohr nach.
»Ja, Uwe. Aber der geht seine eigenen Wege. Er ist ein paar Jahre jünger. Ist das denn von Bedeutung?«
»Alles nur Fragen am Rande«, beruhigte Linkohr. »Er hatte wohl Kontakt zu Büttner und Mariotti.«
Wollek zögerte. »Hatte er das? Da wissen Sie mehr als ich. Aber auszuschließen sind solche Kontakte nicht. Wie gesagt, wir telefonieren vielleicht ein-, zweimal im Monat, aber das war es auch schon.«
»Kann man Ihren Bruder irgendwo erreichen?«
Wollek zögerte. »Derzeit wohl kaum. Er hat einen ziemlich lockeren Job und kurvt viel in der Gegend rum.«
»Was ist er denn von Beruf?«
»Ingenieur in der Chemiebranche, freischaffend. Hat übrigens ganz entscheidend an der Entwicklung des Osmosekraftwerks mitgearbeitet, falls Ihnen das etwas
Weitere Kostenlose Bücher